Nicht nur Venezuela hofft auf den Wandel

Bild: Unsplash
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Der zunehmende Druck auf Nicolas Maduro lässt die Hoffnungen auf einen Regimewechsel steigen. Eine glaubwürdige Reform im Zuge eines Wechsels kann gemäss Alessandro Ghidini von GAM die Wirtschaftsaussichten Venezuelas völlig verändern.

27.02.2019, 08:02 Uhr

Redaktion: ase

Aufgrund des unsteten politischen und wirtschaftlichen Klimas im Land ist der venezolanische Anleihenmarkt 2019 wieder ins Rampenlicht gerückt. Der amtierende Präsident Nicolas Maduro sieht sich aufgrund einer Kombination aus heimischen und externen Faktoren zunehmend dem Druck eines Rücktritts ausgesetzt. Damit könnte die "Ära Chavez" endgültig zu Ende gehen, wie Alessandro Ghidini, Portfolio Manager für Emerging-Markets-Anleihen bei GAM, anmerkt. Weltweit würden viele Regierungen auf vorgezogene Neuwahlen in Venezuela drängen.

Hoffnung auf Regimewechsel steigt
Angesichts der geschlosseneren und kooperativeren Oppositionsfront unter der Führung von Juan Guaidó der von den USA und vielen westlichen Ländern bereits als venezolanischer Interimspräsident anerkannt wird und einer neuen Welle von US-Sanktionen gegen die staatliche Ölgesellschaft Petróleos de Venezuela (PDVSA) und andere Ebenen der Regierung, steigt die Hoffnung der Anleger auf ein Regimewechsel. "Das würde bedeuten, dass eine neue Regierung einen allmählichen Umschwung auf ein nachhaltigeres makroökonomisches System einleitet und einen überzeugenden Plan zur Schuldenrestrukturierung aufstellen würde", sagt Ghidini. Aufgrund des grösseren Optimismus der Marktteilnehmer seien venezolanische Staatsanleihen und PDVSA-Anleihen in den ersten Wochen des Jahres in die Höhe geschossen.

Vorübergehende Aussetzung des Handels
Im Rahmen der verschiedenen, in den letzten Wochen gegen Venezuela verhängten Sanktionen untersagte die Regierung Trump US-Bürgern den Kauf von PDVSA-Anleihen und weitete dieses Verbot später auf venezolanische Staatsanleihen aus. US-Anleger dürfen jedoch nach wie vor venezolanische Anleihen halten und sie an ausländische Abnehmer verkaufen. "Die unmittelbare Folge dieser Sanktionen war die vorübergehende Aussetzung des Handels mit diesen Anleihen an den Sekundärmärkten", so der Portfoliomanager.

Seit der Verhängung der US-Sanktionen hätten alle US-Banken und deren Konzerngesellschaften den Handel mit PDVSA-Anleihen und venezolanischen Staatsanleihen eingestellt. "Aktuell ist die gesamte Marktgemeinschaft, einschliesslich der Indexanbieter, damit beschäftigt, die Angelegenheit zu untersuchen um grössere Klarheit zu gewinnen", konstatiert Ghidini. Beobachtern zufolge sollen die Handelsbeschränkungen die Regierung Maduro finanziell aushungern und den Regimewechsel beschleunigen.

Reform würde Aussichten völlig verändern
Nach Meinung des Portfoliomanagers befinde sich der Markt im Zwiespalt zwischen den Ertragspotenzialen venezolanischer Anleihen im Falle eines glaubwürdigen Regimewechsels und der Unsicherheit durch die US-Sanktionen und ihre mögliche Auslegung. Im Moment sei es noch zu früh, um über Details einer potenziellen Veränderung der Wirtschaftspolitik nachzudenken, die ein Regimewechsel mit sich bringen könnte. Dennoch würde eine glaubwürdige Reform des venezolanischen Ölsektors mit einer breiteren Beteiligung ausländischer Privatinvestoren in Verbindung mit einem überzeugenden Plan zur Schuldenrestrukturierung die Wirtschaftsaussichten Venezuelas völlig verändern und wäre für die Anleiheninhaber eine sehr positive Nachricht.

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