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Neuland

Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank
Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank

Mit dem Quantitative Tightening betritt die Fed – und mit ihr die gesamte Investorengilde – "Neuland". Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, geht davon aus, dass der Notenbank der sanfte Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik ohne grössere Marktturbulenzen gelingen sollte.

06.10.2017, 11:12 Uhr

Redaktion: jod

Diesen Monat beginnt die US-Notenbank (Fed) mit der Reduktion ihrer Bilanz. Ihr Vorgehen ist klar definiert. Sie wird zunächst pro Monat USD 10 Mrd. auslaufender Staatsanleihen und hypothekarbesicherter Wertpapiere (MBS) nicht reinvestieren. Dieser Betrag wird alle drei Monate um USD 10 Mrd. bis auf USD 50 Mrd. erhöht. Weniger klar ist, welche Auswirkungen diese Quantitative Straffung (Quantitative Tightening, QT) haben wird. Während die einen wegen des Liquiditäts-Entzugs mit Turbulenzen an den Finanzmärkten rechnen, gehen die anderen davon aus, dass das Ganze wie von der Fed erhofft ohne Aufhebens im Hintergrund ablaufen wird. Geht es nach Fed-Chefin Yellen, wird der Bilanzabbau so spannend sein "wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen".

Die SZKB zählt sich aus drei Gründen zur zweiten Gruppe: Erstens hat die Fed die Märkte gut auf die Schubumkehr vorbereitet. Zudem meinte Yellen nach dem letzten Fed-Meeting, dass sie bereit sei, "die Reinvestitionen wieder aufzunehmen, sollte sich der wirtschaftliche Ausblick massgeblich verschlechtern". Diese Gewissheit wirkt beruhigend auf die Märkte. Zweitens ist der Start von QT ein weiteres Signal der Fed: Konjunktur und Märkte sind robust genug, die Finanzkrise ist überwunden. Und drittens erfolgt der Abbau wesentlich behutsamer als seinerzeit der Aufbau. Zwischen 2008 und 2014 hatte die Fed pro Monat im Schnitt für über USD 80 Mrd. Wertpapiere gekauft. Das ist deutlich mehr als beim anstehenden Abbau (der zudem nicht auf aktiven Verkäufen beruht). Ausserdem entspricht das maximale nicht reinvestierte Volumen von USD 50 Mrd. (das nach einem Jahr erreicht wird) weniger als 0.4% des ausstehenden Volumens an Staatsanleihen und MBS. Das scheint verkraftbar.

Allerdings: Mit QT betritt die Fed und mit ihr die gesamte Investorengilde Neuland. Fed-Vertreter haben verschiedentlich betont, dass ihnen die Erfahrung mit der Steuerung der Bilanz als zusätzliches geldpolitisches Instrument fehlt. Deshalb auch das mechanische Vorgehen. Die Hürde, vom geplanten Vorgehen abzuweichen, ist gemäss Yellen "in einem gewissen Sinne hoch" trotz obiger Aussage zur möglichen Wiederaufnahme der Reinvestitionen.

Aus heutiger Sicht geht die SZKB davon aus, dass der sanfte Ausstieg gelingen wird. QT wird nach unserer Einschätzung nicht der Auslöser von Marktturbulenzen sein. Aber: Zieht ein Sturm auf, so fehlt ein Teil des Auffangnetzes, das die negativen Auswirkungen abfedern könnte.

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