Nach dem 1. Quartal des Jahres: Ein Ausblick für 2015

Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer, Allianz Global Investors
Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer, Allianz Global Investors

Laut Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer bei Allianz Global Investors, bleibt das Wirtschaftswachstum der Weltregionen auch in diesem Jahr die zentrale Herausforderung für die Finanzmärkte. Seiner Meinung nach sollte ein kühler Kopf der erste Berater bei instabilen Märkten sein. Lesen Sie mehr dazu im nachstehenden Marktkommentar.

31.03.2015, 11:13 Uhr

"Die Europäische Zentralbank hat sich mit weiteren geldpolitischen Lockerungen in nie dagewesenen Ausmassen einer drohenden Rezession in Europa entgegengestellt. China befindet sich in einer Phase substanzieller Veränderung, die mit Unsicherheiten bezüglich des neuen Wachstumskurses verbunden ist. Die globalen Wachstumsmärkte leiden unter Kapitalabflüssen angesichts der Erwartung, dass die US-amerikanische Federal Reserve die Geldpolitik straffen wird. Denn nur die Vereinigten Staaten und Grossbritannien scheinen sich momentan auf einem Pfad „zurück zur Normalität“ zu befinden.

In diesem Umfeld bleiben die Inflationsraten deutlich hinter den definierten Zielen zurück. Signifikante Währungsabwertungen wie beispielsweise des Yen fördern weiterhin eine Entwicklung in die deflationäre Gegenrichtung.

Etabliert sich der Ölpreis als Rettungsanker?
Aber auch der dramatische Ölpreisverfall – das Brent liegt zum Zeitpunkt des Schreibens unter der 60-Dollar-Marke pro Barrel – trägt zum deflatorischen Umfeld bei, was es wiederum den Banken der OECD-Staaten ermöglicht, noch länger an ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten. Zudem könnte sich ein längerfristig niedriger Ölpreis nicht nur positiv auf die Kaufkraft vor allem der amerikanischen Verbraucher auswirken, sondern zudem die Einsatzkosten der Unternehmen senken und die Leistungsbilanzen rohstoffabhängiger Wachstumsstaaten verbessern.

Geopolitische Entwicklungen immer noch tonangebend
Das geopolitische Umfeld zeichnet sich auch 2015 mit Krisenherden in der Eurozone, in der Ukraine, sowie im Umfeld der ISIS und um den gesamten Mittleren Osten als ebenso schwierig wie im vergangenen Jahr ab. Dabei ist die Politik in der Eurozone möglicherweise besonders gefährlich, weil sich die Rückschläge nicht mehr in den Marktpreisen widerspiegeln. Die Spreads in den Kern- und in den Peripherieländern – mit der beachtenswerten Ausnahme von Griechenland – erreichen fast die Tiefstände zur Zeit vor der Krise.

Unsicherheiten rund um Griechenland und dessen Verbleib in der Europäischen Union haben sich auch nach den Wahlen in Januar nicht geklärt. Mögliche Neuwahlen in Italien bzw. in Spanien dürften ebenso Überraschungen mit sich bringen wie die in Grossbritannien, die ein negatives Referendum um den Verbleib bzw. Austritt aus der EU vermuten lassen.

Vorbereitet auf ein Déjà-Vu?
Mit diesen Annahmen dürften sich die Kapitalmärkte 2015 ähnlich wie im vergangenen Jahr entwickeln. Nur auf üppige verzinsliche Erträge sollten Investoren nicht mehr vertrauen.

Vor diesem Hintergrund sollten langfristig orientierte Investoren immer daran denken, bei instabilen Märkten einen kühlen Kopf zu bewahren! Fünf Ratschläge dürften im Niedrigzinsumfeld auch angesichts möglicher Börsenrücksetzer Orientierung geben (siehe Aufzählung).

5 Investmentthemen für 2015

1 Risikobehaftete Vermögenswerte sind weiterhin entscheidend für die Rendite
In Zeiten finanzieller Repression inklusive niedriger realer Renditen bieten ausgewählte Aktien immer noch die besten Möglichkeiten, langfristige Erträge trotz zunehmender Volatilität über der Inflationsrate zu erzielen.

2 Selektiver Werden
Es wird heikler, nur auf die allgemeine Marktentwicklung zu vertrauen. Wenn sich in schwierigen Marktphasen Spreu vom Weizen trennt, dürften Unternehmen besondere Vorteile haben, die auch in diesem Umfeld langfristig wachsen können. Investoren sollten deswegen noch selektiver vorgehen. Das gilt nicht nur für Aktien, sondern auch für Währungen.

3 Die Bedeutungvon Dividenden berücksichtigen
Aktienanleger sollten die Bedeutung von Dividenden als Katalysator im Portfolio nicht unterschätzen. Zugunsten der langfristigen Gesamtrenditen sollten sie Unternehmen bevorzugen, die besonders hohe Dividenden zahlen können und das auch schon über längere Zeiträume unter Beweis gestellt haben.

4 Diversifizierung jenseits von Staatsanleihen
Die Langzeit-Hausse bei Anleihen neigt sich dem Ende zu. Anleger sollten deswegen auf ausgewählte Staatsanleihen und Währungen weniger verschuldeter Wachstumsmärkte als Alternative und zur weiteren Portfolio Diversifikation ausweichen.

5 Seien Sie sich der steigenden Volatilität bewusst
Auch wenn die langfristige Prognose weiterhin positiv bleibt, müssen sich Investoren angesichts der Volatilitätsniveaus auf Marktschwankungen einstellen, die durch unerwartete Ereignisse ausgelöst werden können. Korrekturen an den Börsen sollten immer mit einer sachlichen Prüfung günstiger Kaufoptionen langfristig überzeugender Aktien verbunden sein."

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