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Konsolidierungsphase an den Börsen hält an

Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management.
Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management.

Nicht wenige Anleger sehen die Hausse durch die zuletzt gestiegenen langfristigen Zinsen gefährdet. Die US-Wirtschaft ist auf dem Wachstumspfad geblieben, in Japan hat sich der Ausblick klar aufgehellt, und selbst in Europa scheint der Tiefpunkt überwunden. So könnten sich die höheren Zinsen als willkommene Normalisierung erweisen. Lesen Sie dazu den Kommentar von Mikio Kumada von LGT Capital Management.

05.06.2013, 09:54 Uhr

Redaktion: dab

Argumente der "Grossen Rotation" sind in Vergessenheit geraten
Anfang Jahr hiess es in vielen Marktkommentaren, in diesem Jahr werde die so genannte "Grosse Rotation" stattfinden. Damit war gemeint, dass die Anleger in ihrer Gesamtheit ihr Kapital von Staatsanleihen, die weltweit nur sehr tiefe Zinsen bieten, hin zu riskanten Anlagen, insbesondere Aktien, verlagern würden. Dies werde die Aktienmärkte beflügeln. Stichhaltige Indizien dafür, dass die Anleger insgesamt aus Staatsanleihen aussteigen gibt es zwar immer noch keine, doch die Umlaufrenditen von Industrieländerstaatsanleihen sind seitdem tatsächlich etwas gestiegen, während die Aktienmärkte ordentlich haussierten.

Stattdessen ist die Angst vor dem "kleinen Tapering" aufgetaucht
Inzwischen spricht man im Markt aber nicht mehr von der "Grossen Rotation", sondern vom (kleinen) "Tapering". Im Sport wird mit diesem Begriff die Reduktion des Trainingsumfangs vor einem Wettkampf bezeichnet. Im aktuellen Finanzmarktjargon ist damit in Anspielung auf die "aufputschende" Wirkung expansiver Geldpolitik das (vermeintlich verfrühte) Zurückfahren der "quantitativen Lockerungspolitik" gemeint. Diese Vision hat in den letzten Wochen tatsächlich dazu beigetragen, dass die Umlaufrenditen von Staatsanleihen etwas stärker gestiegen sind, als der Markt es in letzter Zeit gewohnt war. Doch dieser Kapitalabfluss aus den Anleihenmärkten wird nicht mehr als Treiber der Aktienhausse, sondern als ihr potenzieller Spielverderber dargestellt.

Nützliche Ausrede für ganz normale Gewinnmitnahmen
Diese widersprüchliche Argumentationslogik verweist darauf, dass solche Zinssorgen derzeit wohl primär als "Ausrede" für ganz normale "Gewinnmitnahmen" dienen. Aus fundamentaler Sicht wirkt die Angst vor steigenden Renditen nicht nur übertrieben, sondern auch etwas unlogisch. So stark ist die Weltwirtschaft nicht, dass morgen die Inflation ausbrechen und die Notenbanken zur geldpolitischen Wende bewegen könnte. Die veröffentlichte US-Einkaufsmanagerumfrage für die verarbeitende Industrie bestätigte dies nur, indem sie für die unmittelbare Zukunft einen abgeschwächten Geschäftsausblick vorskizzierte. Gleichzeitig befindet die Inflation sich sowohl in den USA als auch in Europa tendenziell auf dem Rückzug. In Japan, wo die extrem expansive Geldpolitik vor gerade mal zwei Monaten (4. April) lanciert wurde, ist die tatsächliche Inflationsrate immer noch negativ. Die Inflationserwartungen sind in Japan zwar deutlich gestiegen allerdings auch nur von etwa 0.5% vor etwa einem Jahr auf aktuell rund 1.5%. Die Inflationsentwicklung bietet mit Sicherheit keinen Anlass zur Sorge, so Kumada weiter.

Erfreuliche mittelfristige Entwicklungen
Im Bereich des Wirtschaftswachstums gibt es allerdings auch Erfreuliches zu berichten. In den USA sorgt die Erholung des Häuserund Arbeitsmarktes seit einiger Zeit für Fortschritte, in Asien-Pazifik ist die Gesamtsituation stabil, und in Japan hat sich der Ausblick in den letzten Monaten sogar deutlich aufgehellt. Selbst in der Eurozone, wo die Wirtschaftsleistung seit sechs Quartalen insgesamt leicht rückläufig ist, scheint der zyklische Tiefpunkt überwunden zu sein.

Höhere Zinsen als normales Zeichen einer aufgehellten Konjunktur
Vor diesem Hintergrund sind die etwas höheren Staatsanleihenzinsen grundsätzlich "normal" und willkommen insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Realrenditen immer noch historisch extrem tief und teilweise sogar negativ sind. Finanzmärkte haben aber "Launen", und diese können wie wir auch in den Jahren seit 2009 immer wieder erlebten auch etwas heftiger ausfallen und länger anhalten. Grundsätzlich betrachten wir die aktuelle Angst vor dem "Tapering" aber als lediglich eine Art "Lampenfieber" vor dem Wettkampf. Wenn es so weit ist, wird es vergehen sofern dieser nicht überhaupt noch einmal verschoben wird, so der Experte von LGT.

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