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"Italien ist im Griff einer toxischen Kombination"

Paul Diggle, Senior Economist bei Aberdeen Asset Management
Paul Diggle, Senior Economist bei Aberdeen Asset Management

Die meisten Investoren würden einen Sieg von Matteo Renzi beim Verfassungsreferendum bevorzugen, meint Paul Diggle, Senior Economist bei Aberdeen. Dies würde aber die Probleme in Italien nicht beseitigen.

29.11.2016, 15:57 Uhr

Redaktion: cwe

Das italienische Verfassungseferendum stellt ein grosses Risiko dar. Die Vorhersagen legen nahe, dass Ministerpräsident Renzi das Referendum wahrscheinlich verlieren wird. In diesem Fall hat Renzi den Rücktritt angekündigt. Aber selbst wenn er gewinnt und unmittelbar danach, mit oder ohne Neuwahlen, eine neue Regierung bilden kann, wäre seine Reformagenda erheblich beeinträchtigt und die italienische Wirtschaft wird darunter leiden, meint Paul Diggle, Senior Economist bei Aberdeen Asset Management.

Die meisten Investoren würden es vorziehen, wenn Renzi gewinnt und eine stabile Regierung bildet, aber das würde die Probleme gemäss Diggle nicht beseitigen. "Italien ist im Griff einer toxischen Kombination aus niedrigem Wachstum, angeschlagenen Banken und der schleichenden Bedrohung durch eine populistische Politik", beschreibt Diggle die Lage. Nichts davon wird am Morgen nach dem Referendum verschwinden. Das niedrige Wachstum benötigt jene Art von Reformen, die Renzi versucht, bei deren Inkraftsetzung er sich aber abmüht. Die Banken benötigen eine Rekapitalisierung, die niemand angehen will, und der Kampf gegen den Populismus dürfte nur gewonnen werden, indem die anderen beiden Probleme gelöst werden.

Das Szenario, welches die Märkte am wenigsten wollen, ist dass die Fünfsternebewegung eine durch Renzis Rücktritt ausgelöste Wahl gewinnt. Das würde wahrscheinlich ein Referendum über die Mitgliedschaft in der Eurozone und höhere fiskalische Defizite mit sich bringen. Wie bei Trump würde es wahrscheinlich eine Mischung aus einem Rückzug von der Globalisierung und steigenden Ausgaben bedeuten. Solche schnellen Ausgaben dürften zwar dem Wachstum einen kurzfristigen Schub verleihen, würden aber nicht Italiens tiefsitzende Wirtschaftsprobleme lösen. Es würde weder Italiens Wirtschaft konkurrenzfähiger machen noch bei den notleidenden Banken aufräumen, welche der Dreh- und Angelpunkt für ein nachhaltiges Wachstum in Italien sind.

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