Infrastrukturfirmen verdienen mehr Aufmerksamkeit

Elektrizitätsunternehmen spielen bei der Energiewende eine entscheidende Rolle. In ESG-Fonds sind sie trotzdem untervertreten. (Bild: Shutterstock.com/Terelyuk)
Elektrizitätsunternehmen spielen bei der Energiewende eine entscheidende Rolle. In ESG-Fonds sind sie trotzdem untervertreten. (Bild: Shutterstock.com/Terelyuk)

Bei der Erreichung von Klimazielen spielen Infrastrukturunternehmen eine zentrale Rolle. Auf den Anlagemärkten werden sie jedoch oft übersehen – dabei sind sie gemäss Jeremy Anagnos, Portfoliomanager der Global Listed Infrastructure-Strategie von Nordea, attraktive Investments.

10.08.2022, 16:49 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: alm

Mit knapper Mehrheit hat der US-Senat das Klimapaket von US-Präsident Biden abgesegnet. Noch ist die Zustimmung des US-Repräsentantenhauses hängig, diese gilt jedoch als gesichert. Das Paket sieht Investitionen in Höhe von 370 Mrd. USD für den Klimaschutz und die Energiesicherheit vor.

Die geplanten Massnahmen könnten gemäss Rhodium Group die US-Emissionen um rund 40% senken. Gesteckte Klimaziele rückten damit wieder in den Bereich des Möglichen – nicht zuletzt dank hohen Investitionen in eine grüne Infrastruktur. Diese ist gemäss Jeremy Anagnos, Portfoliomanager der Global Listed Infrastructure-Strategie von Nordea, von zentraler Wichtigkeit, damit der Kampf gegen den Klimawandel überhaupt gelingen kann.

Massive Emissionseinsparungen möglich

Der Experte betont, dass Elektrizitätsunternehmen sich bei der Energiewende an vorderster Front befinden. Sie seien es, die Solarmodule installieren, Windenergieanlagen bauen und Leitungen aufrüsten, damit Elektroautos überhaupt geladen werden können. Von den weltweiten Nachhaltigkeitsinitiativen dürften diese Firmen gemäss Anagnos also besonders stark profitieren. Gleichzeitig pochten Elektrizitätsunternehmen darauf, Energieerzeuger wie Kohlekraftwerke und andere grosse CO2-Emittenten zu schliessen.

Von entscheidender Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel seien aber auch Wasserversorger, die veraltete Bleirohre ersetzen und Abwasser filtern, sowie Betreiber von Rechenzentren und Mobilfunkmasten, die zu effizienterer Telearbeit und Edge Computing beitragen. Nicht zuletzt gelinge der Umstieg von der Strasse auf die Schiene nur, wenn die Zuginfrastruktur ausgebaut und modernisiert werde. Gemäss verschiedenen Schätzungen könnten beim Gütertransport damit Emissionseinsparungen von rund 75% erzielt werden.

Unterrepräsentiert in ESG-Fonds

Alleine in den nächsten zwei Jahrzehnten werden Investitionen von mehr als 100 Bio. USD in den Bereichen Versorgung, Wasser, digitale Infrastruktur und Verkehr erwartet. "Infrastrukturunternehmen, die eine grünere Zukunft aktiv mitgestalten, dürfen von deutlich und nachhaltig steigenden Cashflows ausgehen. Das macht sie für Anlegerinnen und Anleger hoch interessant", so Anagnos.

Nur: Grosse ESG-Fonds investieren trotz der zentralen Rolle von Infrastrukturunternehmen für die Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele kaum in die Anlageklasse. Die 20 grössten weltweiten ESG-Fonds sind nur zu 5% in Unternehmen investiert, die in den Bereichen Umweltschutz und Energiewende führend sind. Technologie- und Kommunikationsdienstleistungen hingegen machen 33% dieser Fonds aus. Das sei ein klares Manko für Anlegerinnen und Anleger.

NextEra Energy beispielsweise, einer der grössten Anbieter erneuerbarer Energien, weist eine Marktkapitalisierung von 137 Mrd. USD auf und verfügt über ein Portfolio von mehr als 24 Gigawatt an erneuerbaren Energien. Trotzdem ist das Unternehmen nur Bestandteil von einer Minderheit von ESG-Fonds, während Firmen wie Alphabet und Microsoft dominieren.

Starkes Engagement in volatilen Segmenten

ESG- und Clean-Tech-ETFs weisen zwar ein stärkeres Engagement in Infrastrukturfirmen auf, aber auch einen starken Fokus auf volatile Segmente. Rund die Hälfte der Portfoliounternehmen sind in den Bereichen Windkraft, Solarenergie und Elektromobilität aktiv, die allesamt von Booms und Krisen charakterisiert sind. Das ist gemäss Anagnos problematisch, denn die finanzielle Zukunft dieser Unternehmen sei ungewiss – und damit auch deren Börsenkurse. Dazu komme, dass Anbieter von zyklischen sauberen Technologien in der Regel mit dem Verkauf eines Autos oder eines Solarpanels nur einmal Geld verdienen.

"Im Gegensatz dazu verfügen börsenkotierte Infrastrukturunternehmen entweder über langfristige Verträge oder regulierte Zinssätze. Entsprechend regelmässig und sicher sind die Einnahmen", erklärt der Experte. "Und sofern die Firmen in eine grüne Zukunft investieren, sollten die Einnahmen längerfristig sogar steigen."

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