Bill Gross, Fondsmanager und Anlagestratege des amerikanischen Asset Manager Janus Capital
Janus-Anlagestratege Bill Gross rät langfristig orientieren Investoren zu Arbitragestrategien.
09.06.2015, 13:38 Uhr
Redaktion: kgh
"Die makroökonomische und geldpolitischen Entwicklung in den grossen Industriestaaten verläuft seit einigen Monaten sehr unterschiedlich. Vor diesem Hintergrund erscheinen einige Vermögensanlagen in Relation zueinander mittlerweile deutlich überbewertetet, andere wiederum erkennbar unterbewertet. Zu dieser Einschätzung kommt Bill Gross, Fondsmanager und Anlagestratege des amerikanischen Asset Manager Janus Capital in seinem aktuellen Investmentausblick. Interessanterweise scheinen sich die grossen Notenbanken und ihre dazugehörigen Volkswirtschaften derzeit in einem zeitlich unterschiedlichen Zyklus zu bewegen, beobachtet Gross. Während zum Beispiel die Europäische Zentralbank (EZB) im laufenden Jahr ein milliardenschweres Anleiheankaufprogramm umsetzt, habe die Fed erkennen lassen, dass sie in der zweiten Jahreshälfte ihre Leitzinsen leicht anheben will.
Dieser unterschiedliche Trend hat zu erheblichen Ungleichgewichten bei den globalen Vermögenspreisen geführt. Das bietet Anlegern die Möglichkeit für Arbitrage-Strategien., sagt Gross. Er weist darauf hin, dass zum Beispiel zehnjährige US-Staatspapiere derzeit um 175 Basispunkte über vergleichbaren Bundesanleihen notieren, während der Abstand im langjährigen historischen Durchschnitt bei etwa 25 Basispunkten liegt. Seiner Einschätzung zufolge wird sich der wirtschaftliche Wachstumstrend der grossen Industrienationen aufgrund einer ähnlichen demografischen Struktur, der Produktivitätsentwicklung und aufgrund des technologische Wandels einander annähern. Das Entscheidende dabei ist, dass sich das "Relative", also die Relationen untereinander, angleichen werden und weniger das Wachstum in absoluten Zahlen, glaubt Gross.
Das unterstellt, bedeutet: Ein Investor, der das nominelle Wachstum des Bruttoinlandsproduktes einer Volkswirtschaft, das die wesentliche Determinante von Zinsen und Risikoprämien ist, im Vergleich zu einer anderen beobachtet, kann Disparitäten in den Vermögenspreisen gezielt ausnutzen. Oder einfach ausgedrückt: Wenn sich das zukünftige nominelle Wachstum der grossen Volkswirtschaften in Relation zueinander wieder den historischen Durchschnittwerten annähert, müssen sich dementsprechend auch die Zinsunterschiede und Spreads verringern. Ein Kauf von Treasuries und gleichzeitiger (Leer)Verkauf von Bundesanleihen bietet daher nach Ansicht des Anlageexperten die Aussicht auf gute Gewinnchancen. Vor allem Investoren, die einen unkonventionellen Anlageansatz verfolgen, bei dem sie sowohl kaufen als auch - leer - verkaufen können, bieten Preisunterschiede wie diese so gute Anlagemöglichkeiten wie selten, glaubt Gross. Unter diesem Blickwinkel hält der Anlageexperte die aktuellen (Stand: 20.4.2015) Zehnjahres-Renditen von US-Staatsanleihen auf Sicht von drei Jahren um 50 Basispunkte für zu hoch, die von Bundesanleihen und britischen Papieren um 100 beziehungsweise 50 Basispunkte zu niedrig.
Gross gibt allerdings zu bedenken, dass das Timing dieser Art von Arbitragestrategie aufgrund nachträglicher Revisionen der BIP-Zahlen schwierig ist. Davon sollten sich allerdings Investoren, die offen für neue Anlageideen sind, nicht entmutigen lassen, empfiehlt der Janus-Stratege. In einer von lockerer Geldpolitik und rekordniedrigen Zinsen verzerrten Investmentwelt kommt es am Ende für jeden Anleger darauf an, dass am wenigsten unterbewertete Investment zu halten und den am meisten überbewertete Vermögenswert zu verkaufen.
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