Hausse in Japan bleibt intakt

Mikio Kumada, CIIA ist Global Strategist bei LGT Capital Management
Mikio Kumada, CIIA ist Global Strategist bei LGT Capital Management

Die Bank of Japan wird morgen die erste offizielle Entscheidung seit Amtsantritt des neuen Führungsteams bekannt geben.

03.04.2013, 10:43 Uhr

Redaktion: mak

Die hohen Erwartungen der Investoren können auf den ersten Blick kaum mehr übertroffen werden. Andererseits handelt es sich um eine bedeutende Richtungsänderung in Nippons Geldpolitik, die gerade erst begonnen hat. Das mittelfristige Aufwärtspotential des japanischen Aktienmarkts dürfte daher noch nicht ausgeschöpft sein.

Erste Amtshandlung der neuen Notebankführung
Das Team um den neuen Gouverneur der japanischen Notenbank Haruhiko Kuroda hat bereits in mehreren parlamentarischen Anhörungen seine geldpolitischen Vorstellungen ausgiebig erläutert. Die kommenden Massnahmen sind dem interessierten Publikum daher mehr oder weniger bekannt. Die BoJ betreibt zudem schon seit Oktober 2010 mit dem «Asset Purchase Program» (APP) ein umfangreiches und immer wieder aufgestocktes Wertpapierkaufprogramm. Kann diese monetäre «Grosszügigkeit» überhaupt noch übertroffen werden? Zunächst zur Ausgangslage:

Japans Notenbank hat bereits ein grosszügiges Wertpapierkaufprogramm

  • Im Rahmen des APP kauft die BoJ Wertpapiere im Maximalumfang von 76 Billionen Yen (rund $810 Milliarden, bzw. rund 16% des Bruttoinlandprodukts) und vergibt Kredite im maximalen Umfang von 25 Billionen Yen. Konkret werden folgende Wertpapiere gekauft: (1) Japanische Coupon-Staatsanleihen (JGBs) im Umfang von 44 Bio. Yen. (2) Kurzfristige Diskontpapiere des Finanzministeriums, ca. 24.5 Bio. Yen. (3) Geldmarktpapiere, ca. 2.2 Bio. Yen. (4) Unternehmensanleihen, ca. 3.2 Bio. Yen. (5) börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds), ca. 2.1 Bio. Yen. (6) Immobilienaktien (REITs), ca. 0.13 Bio. Yen.
  • Dieses Programm lauft Ende 2013 aus. Im Januar kündigte die BoJ an, ab Januar 2014 zeitlich unbeschränkt Staatsobligationen im Umfang von rund 13 Bio. Yen pro Monat zu kaufen («open-ended purchases»).
  • Das Inflationsziel wurde kürzlich auf 2% angehoben (nachdem im Februar 2012 erstmals ein Ziel von 1% eingeführt wurde). Die tatsächliche Inflationsrate betrug in den letzten fünf Jahren im Schnitt -0.2% und in den letzten zehn Jahren im Schnitt -0.1%.


Mögliche erste Massnahmen des neuen Teams

Folgende Veränderungen und Ideen wurden bereits im Parlament und in anderen öffentlich geführten Diskussionen thematisiert:

  • Vorverlegung der zeitlich unbegrenzten Wertpapierkäufe. Die BoJ könnte falls notwendig auch den Umfang der Käufe erhöhen und einen Zeitraum für die Erreichung des Inflationsziels definieren (wahrscheinlich zwei Jahre).
  • Aufhebung der Trennung zwischen APP und regulären Offenmarktoperationen (Käufe von JGBs im Umfang von 21.6 Bio Yen pro Jahr) sowie der Beschränkung der Käufe der Offenmarktoperationen auf die Gesamtmenge der sich bereits in Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen. Das soll signalisieren, dass das APP ein integraler Bestandteil ihrer Reflationspolitik ist – d.h. keine «ausserordentliche Sondermassnahme» darstellt. Letzteres impliziere eine unterschwellige «Wachsamkeit» gegenüber Inflationsrisiken, welche angesichts des chronisch deflationären Umfelds nun als kontraproduktiv empfunden wird.
  • Die Anleihenkäufe sind derzeit auf Anleihen mit bis zu dreijähriger Laufzeit beschränkt. Auch diese Beschränkung könnte aufgehoben werden. Damit will die Notenbank wie in den USA oder Grossbritannien auch die längerfristigen Marktzinsen tief halten und damit eine «aggressivere» geldpolitische Haltung signalisieren.
  • Die Käufe anderer Wertpapiere (ETF, Immobilienaktien) könnten erhöht werden. Die BoJ will damit steigende Börsenkurse und Immobilienpreise signalisieren.


Letztlich geht es um die Glaubwürdigkeit der Reflationspolitik

Die Anhänger des neuen geldpolitischen Kurses betonen, dass eine klare Signalsetzung und Erwartungsbildung durch die Notenbank mindestens so wichtig ist, wie die greifbaren Eckdaten der konkreten Käufe. Es geht vor allem um die Überzeugung, mit der die Geldpolitik vertreten und umgesetzt wird. Da die Massnahmen im Wesentlichen bereits bekannt sind, ist es möglich, dass die Investoren auf die offiziellen Beschlüsse der BoJ zunächst «enttäuscht» reagieren könnten – getreu dem Motto «buy the rumor, sell the fact». Aus etwas längerfristiger Sicht dürfte der volle Effekt des neuen geldpolitischen Kurses jedoch noch lange nicht eingepreist sein, denn die BoJ steht schliesslich erst ganz am Anfang einer neuen Phase.

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