Hat sich der Investment-Zyklus fundamental gewandelt?
Ad van Tiggelen, Senior Investment Specialist, Investment Content Management bei ING Investment Management, Den Haag
In den letzten Jahren hat sich der Investment-Zyklus offenbar deutlich verkürzt. Der Wechsel der Anleger zu risikoreichen Assets und wieder zurück zu risikoarmen Anlageformen findet neuerdings in monatlichen Intervallen statt. Diese Phasen verlaufen überraschend intensiv. Wird dieses Muster in den kommenden Jahren anhalten? Und was bedeutet das für die Anleger? Ad van Tiggelen, Senior Investment Specialist, Investment Content Management bei ING Investment Management gibt Antworten.
05.04.2012, 10:20 Uhr
Redaktion: anw
Nach den Einschätzung von ING Investment Management hat sich der Investment-Zyklus tatsächlich grundlegend gewandelt vielleicht nicht für immer, aber zumindest für die nächsten paar Jahre. Grund sind die radikal neuen Methoden, mit denen man jetzt in der entwickelten Welt Konjunkturabschwünge bekämpft. Bei Kurzfristzinsen von fast null greifen geldpolitische Massnahmen nicht mehr. Herkömmliche geldpolitische Anreize können nur dann Wirkung entfalten, wenn ihnen eine Reihe von Zinsanhebungen auf ein Niveau von deutlich über 2 Prozent vorausgegangen ist. Damit ist angesichts der Konjunkturentwicklung in den westlichen Volkswirtschaften und der Haltung der Zentralbanken in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Auch Konjunkturförderprogramme sind nicht in Sicht: Die Staatsverschuldung ist in den meisten westlichen Ländern zu hoch, um die Steuern senken zu können.
Da diese beiden bewährten Instrumente also ausfallen, bedienen sich die Zentralbanken in der entwickelten Welt jetzt einer ganz neuen Methode zur Bewältigung von Konjunkturkrisen: der quantitiatven Lockerung, nach dem englischen Begriff Quantitative Easing kurz "QE". Die Ausweitung der Geldmenge hat sich als wirksames Mittel erwiesen, um die träge Wirtschaft anzukurbeln. Und solange das zusätzlich eingeschossene Geld nicht in der Realwirtschaft ausgegeben wird, hält sich auch der Inflationsdruck in Grenzen. Doch die Wirkungen der QE sind weitaus kurzlebiger als die der beiden traditionellen Ansätze. Denn schliesslich setzt sich der Effekt von Zinssenkungen, die über einen längeren Zeitraum stattfinden, in Form einer graduellen, ausgedehnten Belebung in der Wirtschaftstätigkeit fort. Insofern fungiert QE eher als Droge denn als Heilmittel. Und wie das nun mal so ist bei Drogen, dürfte die zusätzliche Wirkung mit jedem "Schuss" abnehmen.
Ässerst wachsam sein Mangels Alternativen müssen wir uns darauf einstellen, dass neue QE-Runden und die damit verbundenen "Risiko an"/"Risiko aus"-Phasen bis auf weiteres das Anlegerverhalten bestimmen werden. Das hat natürlich Konsequenzen. Erstens müssen Anleger stärker als zuvor äusserst wachsam und flexibel bleiben. Alternativ könnte man sich auch an einem sehr langen Investmenthorizont von mindestens zehn Jahren orientieren. Damit hätten sie eine reelle Chance, die hervorragenden Renditen, die Assets wie (Emerging-Markets-)Aktien und Unternehmensanleihen immer noch bieten, voll nutzen zu können. Zweitens müssen Investoren sich klarmachen, dass die Korrelation zwischen risikoreichen Anlagen in "Risiko aus"-Perioden sehr hoch bleiben könnte. Mit anderen Worten: Bei nervösen Märkten gibt es kaum Schlupflöcher. Nur die Staatsanleihen der leistungsfähigsten Länder, die Papiere der defensivsten Multis und bestimmte Rohstoffe haben sich in der Vergangenheit als echte sichere Häfen bewährt.
Flexibel bleiben In einem Umfeld, in dem die Anlegerschaft mit ebenso kurzen wie intensiven Zyklen umgehen muss, lässt sich eine wirksame Risikostreuung auch weiterhin nur durch einen gewissen Bestand niedrigrentierlicher Staatsanleihen im Portfolio erzielen. Aber auch dann wird die Risikobereitschaft noch auskömmlich belohnt, selbst nach der jüngsten Rally. Denn schliesslich bieten risikoreiche Anlageformen nach wie vor attraktive Renditen und einen gewissen Inflationsschutz. Das mag für diejenigen, die sich insofern Sorgen machen, ein zusätzlicher Anreiz sein. ING Investment Management sieht hier (noch) keine Befürchtungen. Bleiben Sie also flexibel!
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