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Geopolitik und Nachhaltigkeitsrisiken überschatten die Elektroauto-Industrie

Elektroautos machten letztes Jahr weltweit 5% der Neuwagenverkäufe aus. (Bild: Shutterstock.com/Scharfsinn)
Elektroautos machten letztes Jahr weltweit 5% der Neuwagenverkäufe aus. (Bild: Shutterstock.com/Scharfsinn)

China ist führend in der Produktion von Batterien für Elektroautos. 70% des für die Energiespeicher benötigten Kobalts wird in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut, dicht gefolgt von Russland. Beide Länder bergen laut Morningstar sowohl geopolitisch als auch in Sachen Nachhaltigkeit hohe Risiken für diese Zukunftstechnologie.

21.08.2022, 06:00 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Seit zwei Jahren läuft es in den globalen Lieferketten nicht mehr rund, und auch die Elektroauto-Industrie leidet zunehmend darunter. Nun hat das diplomatische Erdbeben, ausgelöst durch den von China missbilligten Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi in Taiwan, die Befürchtungen um die Versorgung der Autoindustrie mit Halbleitern neu entfacht, denn Taiwan ist der grösste Produzent weltweit.

Aber die Risiken beschränken sich nicht auf Chips. Die Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und den USA sowie geopolitische Risiken im asiatischen Raum könnten dramatische Folgen für die Hersteller von Elektrofahrzeugen (EV) haben, so Morningstar. Tatsächlich ist China ein dominierender Akteur bei Lithium-Ionen-Batterien. Versorgungsschocks und Spitzen bei den Rohstoffkosten wären ein Problem für die boomende Industrie.

"Elektroautos machten letztes Jahr weltweit 5% der Neuwagenverkäufe aus", sagt Seth Goldstein, Aktienstratege bei Morningstar. Er geht von steigenden Zahlen aus. "Da EV billiger werden und in ihren Funktionen immer näher an Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren herankommen, werden mehr Verbraucher den Kauf in Betracht ziehen. Darüber hinaus werden sie mit der steigenden Modellvielfalt – neben Teslas auch Modelle von traditionellen Produzenten oder neuen Playern – eine grössere Auswahl haben. Selbst wenn wir in eine globale Rezession eintreten sollten, könnten die Verkäufe von Elektrofahrzeugen stabil bleiben oder sogar wachsen", meint er.

China ist führend in der Batterie-Produktion

Mehr als die Hälfte der Verarbeitungskapazität von Kobalt befindet sich gemäss Angaben der Internationalen Energieagentur in China, das drei Viertel aller weltweit verwendeten Lithium-Ionen-Batterien produziert. Lieferengpässe könnten ein Hindernis für die Entwicklung von Elektroautos darstellen, einem der Eckpfeiler der grünen Wende in vielen Ländern. Regierungen in Europa und den Vereinigten Staaten förderten Strategien zur Entwicklung von lokalen Lieferketten, aber die Implementierung werde Zeit brauchen, so Morningstar.

In den Lieferketten der EV-Industrie sind zudem viele Risiken mit der geografischen Verfügbarkeit der knappen Rohstoffe verbunden. Ein Beispiel ist wiederum Kobalt, das 2021 zu 70% in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) gefördert wurde, mit grossem Abstand gefolgt von Russland. Das afrikanische Land verfügt zusammen mit Australien auch über die höchsten Reserven dieses Minerals, wie Morningstar weiter ausführt. Doch die Demokratische Republik Kongo wird von internen Konflikten gespalten. Neben geopolitischen Risiken gibt es laut Morningstar Sustainalytics auch zahlreiche ESG-Risiken.

Branche kann Spannungen nicht ignorieren

Batteriehersteller versuchen, diese Risiken auf unterschiedliche Weise zu managen, um eine stabile Versorgung sicherzustellen und um die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bergleuten in der Demokratischen Republik Kongo und den lokalen Gemeinden zu verbessern. Hersteller von Elektroautos experimentieren laut Morningstar zudem mit der Blockchain-Technologie, um die gesamte Lieferkette zu verfolgen.

"Es wird sich mit der Zeit zeigen, ob sich die Bemühungen der Elektroauto-Industrie auszahlen, die Abhängigkeit von China und anderen spannungsgeladenen Gebieten wie der DRC zu verringern, und die Lieferkette nachhaltiger zu gestalten. Kurzfristig wird die Branche die drohenden Spannungen in Asien, den Krieg in der Ukraine sowie andere ESG-Risiken nicht ignorieren können. Dies könnte auch den Umsatz in Zeiten steigender Nachfrage gefährden", kommentiert Morningstar die Entwicklungen.

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