Dennis Ehlert, Portfoliomanager bei Bantleon rät im ersten Quartal 2017 die Positionen der inflationsindexierten Staatsanleihen aus Grossbritannien mit Gewinn zu verkaufen und stattdessen in inflationsindexierte Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA zu investieren.
16.01.2017, 10:41 Uhr
Redaktion: jog
Man muss nicht lange suchen, um in den Medien und Foren auf überspitzte Kommentare zu den jüngst heftig gestiegenen Inflationsraten in den USA, Grossbritannien und der Eurozone zu stossen. Auf den ersten Blick scheint die Sorge auch durchaus nahe liegend. In den USA ist seit Bantleons Prognose vom September 2016, gemessen am monatlichen Verbraucherpreisindex, die Inflationsrate von 1.1% auf 1.7% gestiegen. In Grossbritannien hat sie sich sogar von 0.6% auf 1.2% verdoppelt. Spitzenreiter ist jedoch mit einer Erhöhung von 0.4% auf 1.1% die Eurozone.
Insgesamt haben Anleger, die im September 2016 Bantleons Empfehlung für inflationsindexierte Staatsanleihen gefolgt sind, bisher alles richtig gemacht. So erzielten gemessen an der jeweiligen Staatsanleihe mit 10-jähriger Restlaufzeit inflationsindexierte Staatsanleihen von Anfang September 2016 bis Anfang Januar 2017 in Grossbritannien einen Mehrertrag von knapp 4% im Vergleich zu gleichlaufenden nominellen Anleihen. In Deutschland waren es etwas mehr als 3.5% und in den USA etwa 2.0%.
Die Gründe für den starken Inflationsanstieg sind unterschiedlich. Donald Trump will mit seinem Paradigmenwechsel in der internationalen Wirtschaftspolitik der heimischen Industrie und Produktion wieder neuen Aufschwung verleihen. Es ist zwar noch nicht absehbar, ob seine Idee niedriger Steuern, massiver Staatsausgaben und einer Distanzierung vom internationalen Freihandel sich als ein holpriger "Trumpelpfad" mit Sackgasse oder doch als wirksame Lösung herausstellt. Aber dennoch haben allein seine Ankündigungen zu einem massiven Renditeanstieg über die gesamte Zinskurve und in der Folge zu steigenden Inflationserwartungen geführt. Zudem vereinbarten die OPEC-Länder und Russland am Jahresende eine Senkung der Ölproduktion, die einen unmittelbaren Anstieg des Rohölpreises um knapp 13% zur Folge hatte. Entsprechend scheinen die an den Finanzmärkten eingepreisten Inflationserwartungen für die nächsten zehn Jahre nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Jedoch war zuletzt aufgrund der sich stabilisierenden Ölpreise zwischen 50 und 55 US-Dollar pro Barrel eine Seitwärtsbewegung zu beobachten.
Weitere Abwertung unwahrscheinlich In Grossbritannien hat zusätzlich die Abwertung des Pfunds dazu geführt, dass die Finanzmarktakteure mittelfristig Inflationsraten weit über dem 2%-Ziel der Bank of England erwarten. Seit Oktober 2016 pendeln die eingepreisten Inflationserwartungen zwischen 3.4% und 3.6%. Entsprechend verhält sich auch das britische Pfund gegenüber dem Euro und dem US-Dollar. Von einer weiteren massiven Abwertung des Pfunds ist derzeit nicht auszugehen.
In der Eurozone haben vor allem Basiseffekte der Ölpreise die Inflation in die Höhe getrieben. Die Kerninflationsrate, welche Energiepreise, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak nicht berücksichtigt, liegt seit Juli des vergangenen Jahres nahezu unverändert zwischen 0.8% und 0.9%. Ohne den massiven Anstieg des Rohölpreises im Vergleich zum Vorjahr wären die tatsächlichen Inflationsraten sowie die an den Märkten eingepreisten Erwartungen wesentlich tiefer ausgefallen.
Die Entwicklung der vergangenen vier Monate sollten Anleger aber nicht fortschreiben. Der erwähnte Basiseffekt der Ölpreise, der massgeblich die Inflationsraten in die Höhe getrieben hat, wird im 1. Quartal 2017 allmählich verschwinden. In Grossbritannien ist ein vergleichbarer Anstieg der Inflationserwartungen nur über eine weitere massive Abwertung des Pfunds, weiter stark steigende Ölpreise oder über ein überraschendes Wiederbeleben der britischen Wirtschaft möglich. Jedoch sind derzeit alle drei Szenarien kurz- bis mittelfristig unwahrscheinlich. Deshalb rät Bantleon-Portfoliomanager Dennis Ehlert, im 1. Quartal 2017 die Positionen der inflationsindexierten Staatsanleihen aus Grossbritannien mit Gewinn zu verkaufen und stattdessen in inflationsindexierte Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA zu investieren. Dort sieht er aufgrund der sich positiv entwickelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch weiterhin Potential, auch wenn mit einer langsameren Dynamik zu rechnen ist.
Geopolitische Spannungen, die unsichere Wirtschaftslage, globale Erwärmung und der Verlust der biologischen Vielfalt – Im Jahr 2024 kommen auf Investoren zahlreiche Herausforderungen zu. Welche Strategien in diesen...
«Ohne die übliche Trennung zwischen liquiden und illiquiden Anlagen sieht man vielleicht mehr Chancen und kann Portfolios besser an Anlageziele und Anlagehorizonte anpassen», schreibt Erik Knutzen, Chief Investment...
«Wir bleiben zuversichtlich, was Chinas längerfristige Aussichten betrifft»
06.12.2023, 10:59 Uhr
Pierre-Henri Cloarec, Portfolio Manager der beiden Nordea-Strategien Emerging Stars Equity und Emerging Stars Ex China, spricht im Interview über die drei Schwellenländer, in denen er für 2024 die grössten Chancen...
Wie jedes Jahr legt die Saxo Bank ihre «Outrageous Predictions» vor. 2024 geht es bei den «ungeheuerlichen Prognosen» unter anderem von der Champions-League bis zu den USA, welche mit «steuerfreien...
Emerging Market Equities: Einblicke, Ausblick und Chancen
01.12.2023, 15:57 Uhr
«Es war ein volatiles Jahr für Schwellenländeraktien, und obwohl das makroökonomische Umfeld gemischt ist, deuten die nachlassende Inflation und der Beginn der Zinssenkungszyklen auf eine allmähliche Verbesserung...
«BBB, BB und B: Cross Credit bietet aktuell die grössten Chancen»
30.11.2023, 19:20 Uhr
Sowohl Hochzinsanleihen wie auch Investment-Grade-Bonds weisen im aktuellen Umfeld gewichtige Nachteile auf. Den Sweet Spot in Sachen Spread- und Durationsrisiko könnten Anleger gemäss Laurent Gorgemans von Nordea...
Die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Investitionen verschwimmen
29.11.2023, 12:51 Uhr
Und die damit verbundene Chance, ein tragfähiges Ökosystem aufzubauen, ist nicht mehr aufzuhalten. Sehen Sie sich das Video von M&G Investments an, um zu erfahren, was der Grund für diese Verschiebung ist.
Weihnachten steht vor der Tür. Die Tage werden kürzer und in den Supermärkten kann man schon Weihnachtsdekoration kaufen. «Steht uns eine Weihnachtsrally bevor? Und was bringt das neue Jahr für Aktienanleger?»....
«Die bevorstehende UN-Klimakonferenz in Dubai ist von entscheidender Bedeutung und markiert einen symbolträchtigen Zeitpunkt. Sie findet sieben Jahre nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens statt und sieben...
«Die Welt sieht sich mit der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise konfrontiert, und da 2023 das wärmste Jahr aller Zeiten werden dürfte, steht bei der UN-Klimakonferenz in Dubai mehr auf dem Spiel als je...