Dr. Daniel Hartman, Senior Analyst Economics des Anleihemanagers Bantleon
Mit Löchern in den öffentlichen Haushalten und einer Banken- und Immobilienkrise könnte Spanien schon bald der nächste Pleitekandidat der Eurozone sein. Wie steht es um das Land? Daniel Hartmann, Senior Analyst Economics bei Bantleon, mit den Fakten.
15.05.2012, 09:23 Uhr
Redaktion: anw
Die Wurzel allen Übels in Spanien ist der Immobilienmarkt, der in den Jahren 2000 bis 2007 eine unglaubliche Hausse erlebte. Die Preise für Häuser und Wohnungen haben sich mehr als verdoppelt und stellten damit selbst die Entwicklung in den USA in den Schatten. Die Aussicht auf immer höhere Preise löste gleichzeitig einen Bauboom aus. Mit der Finanzkrise im Jahr 2008 schlug das Pendel aber in die Gegenrichtung um. Der Rückgang der Bauinvestitionen wurde zur massgeblichen Bremskraft der spanischen Wirtschaft (-40% zwischen Ende 2007 und Ende 2011).
Mitverursacher und nunmehr Leidtragende des Auf und Ab am Immobilienmarkt ist der Bankensektor. Dabei erscheint die spanische Finanzindustrie auf den ersten Blick nicht überdimensioniert. Die aggregierte Bilanzsumme aller Kreditinstitute liegt bei 340% des spanischen BIPs, was in etwa dem Durchschnitt der Eurozone entspricht. Als Folge der Wirtschaftskrise und der geplatzten Immobilienblase ist es in den vergangenen drei Jahren zu einem sprunghaften Anstieg von "zweifelhaften Kredite" gekommen. Deren Anteil am Kreditportfolio wuchs von 0,8% Ende 2007 auf mittlerweile 8,2% ein 17-Jahres-Hoch.
Gesetzte Ziele sind schwierig zu erreichen Der spanischen Regierung wurde bisher vorgeworfen, dass sie es versäumt habe, mit einem grossen Befreiungsschlag im Bankensektor reinen Tisch zu machen. Diese zögerliche Haltung lässt sich mit der angespannten Lage des öffentlichen Haushalts erklären. Die neu bekanntgegebenen Massnahmen vom 11. Mai stellen in dieser Hinsicht eine Kurskorrektur dar. Alle Banken werden darin verpflichtet, ihre Rückstellungen auf Immobilienkredite nochmals um 30 Mrd. EUR zu erhöhen und gleichzeitig ihre zweifelhaften Immobilienbestände in Auffanggesellschaften auszulagern. Zwei unabhängige Expertenteams sollen sicherstellen, dass die Übertragung der Assets auf die "Bad Banks" zu realistischen Preisen erfolgt. Dabei anfallende Verluste bei den Banken werden notfalls durch staatliche Kapitalhilfen ausgeglichen.
Auf Druck der Europartner hat sich die spanische Regierung für 2012 verpflichtet, das öffentliche Budgetdefizit um 3,2 Prozentpunkte von 8,5% auf 5,3% des BIPs zu verringern. Die Regionen sollen die Hälfte dieser Reduktion bewerkstelligen.
Trotz dieser beeindruckenden Pläne wird es schwierig, die ehrgeizigen Haushaltsziele 2012 zu erreichen. Als problematisch sieht Bantleon folgende Punkte an:
Das deutliche Plus bei den Unternehmenssteuern scheint angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung unrealistisch.
Die massiven Kürzungen in den Ministerien sind nur teilweise mit konkreten Massnahmen unterlegt (z.B. Subventionskürzungen). Zum Grossteil sind sie der Hoffnung auf Effizienzsteigerungen geschuldet.
Gleiches gilt für den Gesundheits- und Bildungsbereich. Bislang bekannt sind nur wenige dezidierte Sparmassnahmen (höhere Zuzahlungen für Arzneimittel und Krankenhausbesuche, Anhebung von Studiengebühren).
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