Export profitiert von Weltkonjunktur und Dollar

Anton Brender, Chefökonom von Dexia Asset Management
Anton Brender, Chefökonom von Dexia Asset Management

Der Aufschwung der Emerging Markets ist bemerkenswert. Im seinem aktuellen Konjunktur- und Marktausblick geht Anton Brender, Chefökonom von Dexia Asset Management, davon aus, dass diese Länder trotz einer etwas schwächeren Konjunktur auch 2011 und 2012 stark wachsen werden.

10.06.2011, 14:25 Uhr

Redaktion: kab

Die enorme Nachfrage der aufstrebenden Länder hat die Rohstoffpreise drastisch steigen lassen, insbesondere die Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe. Weil Lebensmittel in den Emerging Markets einen grossen Anteil am Warenkorb darstellen, ist dort auch die Inflation gestiegen. Mittelfristig dürfte aber die Mässigung des Rohstoffpreisanstiegs sowie die tendenzielle Aufwertung der Emerging-Market-Währungen die Teuerung wieder dämpfen.

In den USA ist die Konjunktur zweifellos wieder angesprungen. Der Nachholbedarf nach dem Konjunktureinbruch 2008 stützt auch 2011 das Wachstum. Anton Brender sagt dazu: "Insbesondere der Export wird von der starken Weltkonjunktur und dem schwachen Dollar profitieren. Aufgrund der Nachfragebelebung werden die Unternehmen auch wieder mehr in die betriebliche Ausstattung und Infrastruktur investieren."

Sparquote stabilisiert sich
Auch die Wohnungsbauinvestitionen werden sich allmählich erholen, wenn auch ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau, ist Dexia AM überzeugt. Die Immobilienpreise dürften allerdings weiter unter Druck bleiben, weil es noch immer schwierig ist, Hypothekenkredite zu bekommen. Der Schuldenabbau der Privathaushalte hat sich inzwischen aber so weit verlangsamt, dass sich die Sparquote stabilisiert. Der Konsum dürfte dann wieder ähnlich stark wachsen wie die Haushaltseinkommen. Nachdem er zunächst von den niedrigeren Sozialabgaben profitiert hat, stützt jetzt auch die Verbesserung der Beschäftigungssituation die Kauflust. Steigende Benzinpreise haben allerdings das Wachstum der Realeinkommen gebremst.

Gemäss der Einschätzung von Dexia AM dürfte sich 2012 das Wirtschaftswachstum aufgrund der massvollen Straffung der Fiskalpolitik etwas verlangsamen, von 2,7 auf 2,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote wird weiter zurückgehen. Die Fed wird bei ihrer expansiven Geldpolitik bleiben, dabei allerdings sorgfältig auf die Inflationserwartungen achten.

Konsum im Euroraum legt 2012 wieder zu
2010 war die Konjunktur in den Euroraum-Ländern alles andere als einheitlich, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Fiskalpolitik. Im Euroraum als Ganzes scheint der Aufschwung aber schon bald selbsttragend zu sein. Der Export stützt nach wie vor die Konjunktur, und die Unternehmensinvestitionen erholen sich weiter. Dank der Fortschritte am Arbeitsmarkt und des zu erwartenden Inflationsrückgangs im Jahr 2012 kann endlich auch der Konsum wieder zulegen.

Dexia AM schätzt das Wachstum 2011 alles in allem auf knapp 2 Prozent trotz der restriktiven Fiskalpolitik . Diese Normalisierung und die steigenden Inflationserwartungen dürften nach Ansicht des Vermögensverwalters die EZB zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen – allerdings nur zu massvollen, damit der Euro nicht zu stark aufwertet. Die Staatschuldenkrise ist bei weitem noch nicht gelöst. Spanien gelingt es aber seit einiger Zeit, sich von den übrigen Peripherieländern zu entkoppeln, so dass die Risikoprämien spanischer Staatsanleihen zurückgehen. Der Schlüssel zur Rückkehr an den Kapitalmarkt bleibt aber ein ausreichendes Wachstum.

Besonders prekär ist zurzeit die Lage Griechenlands, weil hier Gerüchte über eine unmittelbar bevorstehende Umschuldung die Runde machen. Florence Pisani, Ökonomin bei Dexia AM, meint dazu: "Eine Umschuldung, insbesondere in Verbindung mit einem Schuldenschnitt, ist ein hohes Risiko. Portugal und Irland könnten dann bald folgen, und Spanien würde rasch wieder ins Fadenkreuz der Spekulanten geraten."

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