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"Europa hinkt in Bezug auf das S und G hinterher"

Mit Blick auf Corporate Governance und Gender Diversity gibt es bei europäischen Unternehmen Nachholbedarf. (Bild: Shutterstock.com/rawpixel)
Mit Blick auf Corporate Governance und Gender Diversity gibt es bei europäischen Unternehmen Nachholbedarf. (Bild: Shutterstock.com/rawpixel)

Europäische Unternehmen gelten oft als führend mit Blick auf ESG. René Møller Petersen und Frederik Nøkleby Weber von Nordea Asset Management erläutern, weshalb das nur bedingt stimmt und zeigen auf, wie durch positive Auswahl die ESG-Gewinner von morgen identifiziert werden können.

16.11.2020, 11:11 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: alm

Europa zählt weltweit zu den Vorreitern in den Bereichen Umwelt und Dekarbonisierung. Das zeigt sich auch in der guten Abdeckung der europäischen Aktienmärkte durch ESG-Ratings. Diese politischen Rahmenbedingungen schaffen günstige Rahmenbedingungen für Unternehmen, die bereits heute ein grünes Profil aufweisen und aktiv an zukunftsträchtigen Lösungen für die Dekarbonisierung arbeiten.

Doch trotz der zahlreichen externen Analysen, schaffe es Mehrwert, ESG-Faktoren intern zu betrachten und abzuklären, erklärt Frederik Nøkleby Weber, Co-Portfoliomanager des Nordea 1 – European Stars Equity Fund, welcher vor drei Jahren aufgelegt wurde und ein Vermögen von mehr als 575 Mio. Euro verwaltet. Durch einen Fokus auf positive Auswahl sei es möglich, zukünftige ESG-Gewinner zu identifizieren, anstatt ESG-Nachzügler einfach auszuschliessen. "Der französische globale Automobilzulieferer Valeo ist ein gutes Beispiel. Früher lieferte das Unternehmen Teile für Verbrennungsmotoren, traf jedoch vor einigen Jahren die Entscheidung, sein F&E-Budget auf die Elektrifizierung von Autos zu konzentrieren. Es ist jetzt führend in diesem Bereich und profitiert von den grossen strukturellen Veränderungen in der Autoindustrie", so Weber.

ESG-Nachholbedarf bei europäischen Unternehmen

Nichtsdestotrotz sieht der ESG-Experte Nachholbedarf bei europäischen Unternehmen, besonders mit Blick auf die S- und G-Komponenten. Beispielsweise gebe es viele Unternehmen mit kombinierten CEO- und Vorsitzendenrollen und auch mit Blick auf Gender Diversity hinkten europäische Firmen oftmals hinter ihren internationalen Peers zurück. Nicht zuletzt identifizierte Weber zahlreiche Konglomerate, die schlechte Entscheidungen zur Kapitalallokation getroffen haben. Bezug nehmend auf den neuesten Corporate Human Rights Benchmark, stellt auch Katarina Hammar, Head of Active Ownership bei Nordea AM, weltweit Mängel beim Verhalten von Unternehmen fest: "Über alle Faktoren hinweg beobachteten wir eine Verbesserung seit dem letzten Jahr, was ermutigend ist. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, insbesondere im Bereich der Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte."

Und Weber erklärt weiter: "Auch wenn europäische Unternehmen in der E-Komponente von ESG den globalen Wettbewerbern voraus sein mögen, bleibt noch viel zu tun. Hier können Engagement und Investitionsströme dazu beitragen, Unternehmen in eine nachhaltigere Richtung zu lenken – und gleichzeitig das Renditepotenzial eines Unternehmens zu steigern."

ESG-Kennzahlen durch Engagement verbessern

Am Beispiel des deutschen Unternehmens GEA Group, einem der grössten Technologielieferanten für die Lebensmittelverarbeitung, erläutert René Møller Petersen, Co-Portfoliomanager des Nordea 1 – European Stars Equity Fund, was Engagement bewirken kann. Trotz nachhaltigen Wachstums durch Akquisitionen sei die Rentabilität der GEA Group aufgrund von Integrationsproblemen zurückgeblieben. Die hohe Fluktuation habe nicht nur zu einer sinkenden Mitarbeiterzufriedenheit geführt, sondern auch eine Verschlechterung mit Blick auf ESG-bezogene Kennzahlen herbeigeführt.

"Zusammen mit dem Fondsmanager Elliott haben wir 2017 einen Engagement-Prozess für das Unternehmen begonnen und ihn im folgenden Jahr bis zum Vorstand ausgedehnt. 2019 wurde ein neues Managementteam eingesetzt, um die Integration zu verbessern und das Unternehmen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Wir hatten kürzlich ein Folgetreffen mit dem neuen Managementteam und sehen vielversprechende Anzeichen", so Petersen.

Nachhaltige Unternehmen werden Gewinner von morgen sein

Um vom Trend zu mehr Nachhaltigkeit, der sowohl von Politikern als auch von Verbrauchern vorangetrieben wird, zu profitieren, sei es sehr sinnvoll, mit einem ESG-Fokus zu investieren. "Wir glauben, dass die Gewinner von morgen die Unternehmen sein werden, die Lösungen für den Nachhaltigkeitsübergang anbieten, den wir weltweit erleben. Auf der anderen Seite wird es für viele Unternehmen der 'alten Wirtschaft' äusserst schwierig sein, sich anzupassen und ESG-positiv zu werden. Investoren ergreifen bereits Massnahmen mit starken Zuflüssen in ESG-beeinflusste Strategien", kommentiert Petersen und warnt, es sei gefährlich, auf der falschen Seite dieses Trends zu stehen.

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