Daniel Kunz, Financial Economist bei LGT Capital Management
Seit sich an den Märkten die Ansicht durchzusetzen scheint, wonach ein Zurückfahren der ultraexpansiven Fed-Geldpolitik doch noch länger auf sich warten lässt, haben die arg gebeutelten Emerging Markets Aktienmärkte zu einem Befreiungsschlag ausgeholt. Investoren brauchen aber weiterhin Geduld und starke Nerven, denn die Aufholjagd könnte aufgrund enttäuschender Fundamentaldaten zwischenzeitliche Rückschläge erleiden. Lesen Sie den Marktkommentar vom LGT Experten Daniel Kunz.
30.10.2013, 10:00 Uhr
Redaktion: dab
Aufgrund des US-Haushaltsgezänks, das uns spätestens Anfang nächstes Jahr wieder beschäftigen dürfte, und der Ernennung von Janet Yellen als Bernanke-Nachfolgerin, die als strikte Anhängerin der ultraexpansiven Geldpolitik gilt, setzt sich an den Märkten die Ansicht durch, dass eine Drosselung der Fed-Anleihenkäufe doch noch etwas länger auf sich warten lassen könnte. Vom graduellen Auspreisen des unmittelbaren «Tapering»-Risikos profierten risikoreiche Anlagen besonders. Darunter auch die Wertpapiere jener Schwellenländer, die im Sommer unter einer regelrechten Kapitalflucht litten.
Auch ohne «Tapering» tun sich die Emerging Markets schwer Trotz des jüngsten Zwischenspurts der EM-Aktienindizes und der Aussicht auf eine anhaltend ultraexpansive Geldpolitik wäre übertriebene Euphorie ein schlechter Ratgeber. Die relative Schwäche der Schwellenländer hat sich zwar nach Ben Bernankes Ankündigung über ein mögliches Zurückfahren der ultraexpansiven Geldpolitik verstärkt. Jedoch sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass viele Emerging Markets schon lange vor jeglicher «Tapering»-Spekulation mit makroökonomischen Ungleichgewichten zu kämpfen hatten. Der Wachstumsvorsprung gegenüber den Industriestaaten ist zwar immer noch beachtlich, ist aber in den letzten Jahren von fast sieben auf noch etwas über drei Prozentpunkte geschrumpft.
Zyklischer Turnaround lässt weiter auf sich warten Wichtiger als die vergangen Wachstumszahlen sind die aktuellen Wachstumsaussichten. Und auch wenn diese in der langen Frist weiterhin äusserst attraktiv sind, präsentiert sich die Lage kurzfristig weniger optimistisch. Sogar der den aufstrebenden Märkten stets wohlgesinnte Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Wachstumsprognose mehrfach nach unten korrigiert und sieht in den jüngsten Prognosen den Wachstumsvorsprung der Schwellenländer gegenüber den Industriestaaten noch weiter schrumpfen.
Auch Märkte stufen EM-Wachstumsaussichten zurück Auch die Finanzmärkte haben ihre Wachstumsaussichten für die Emerging Markets deutlich zurückgestuft. So ist die Bewertung, welche das erwartete Wachstum impliziert, für 2/3 und das tatsächliche Gewinnwachstum für lediglich 1/3 der 50% Underperformance gegenüber den US-Aktien seit September 2010 verantwortlich. Während das KGV in den USA anstieg, hat es in den Schwellenländern deutlich nach unten korrigiert. Zwar ist die Bewertung von EM-Aktien mittlerweile für längerfristig orientierte Investoren wieder attraktiv, doch kurzfristig könnten sie bei anhaltend enttäuschenden Wirtschaftsdaten sogar noch weiter unter Druck kommen.
Abkoppelung der Emerging Markets überschätzt Unser EM Surprise Indikator zeigt, dass die Erwartungen an die Schwellenländer bezüglich Krisen-Resistenz übertrieben waren. Die zu hohen Erwartungen sind wohl auf den China-Effekt zurückzuführen. Erstmals ist es einem Schwellenland gelungen, mit einem gewaltigen Konjunkturprogramm auf eine Finanz- und Wirtschaftskrise im Westen dermassen stark zu reagieren, dass Investitionen die wegfallenden Exporte kompensieren konnten und das Realwachstum schnell wieder um jährlich über zehn Prozent stieg. Vorschnell erwarteten Analysten eine Abkoppelung der Emerging Markets von den westlichen Krisen. Jedoch kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass dieser kreditfinanzierte Wirtschaftsstimulus auch nicht nachhaltig ist, und eine Abschottung der Emerging Markets von den westlichen Problemen noch nicht realistisch ist. Das chinesische Stimulierungsprogramm hat aber auch die enorme Schlagkraft der neuen Welt angedeutet, was für die lange Frist doch positiv stimmt.
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