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"Ein volatiler Reposatz ist noch lange kein Zeichen für eine drohende Krise"

Inzwischen hat das Fed dem Bankensystem 100 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, um den Reposatz auf stabilem Niveau zu halten. (Bild: Maksym Kapiluk/shutterstock.com)
Inzwischen hat das Fed dem Bankensystem 100 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt, um den Reposatz auf stabilem Niveau zu halten. (Bild: Maksym Kapiluk/shutterstock.com)

Der US-Reposatz fand selten so viel Aufmerksamkeit von Finanzmärkten und Medien wie in letzter Zeit. Grund dafür ist der kurzfristige Anstieg des Reposatzes am 17. September auf 10 Prozent. Vincent Reinhart von Mellon, einer Gesellschaft von BNY Mellon Investment Management, sieht in diesem Anstieg keine Anzeichen für eine drohende Krise.

11.10.2019, 15:22 Uhr
Notenbanken

Redaktion: rem

Grundsätzlich ermöglichen Repogeschäfte Banken schnellen Zugriff auf Liquidität. Dabei kauft eine Geschäftsbank von einer anderen Bank Wertpapiere mit der Vereinbarung diese am nächsten Tag zurückkaufen. Der Anstieg des Reposatzes kann somit ein Zeichen sein, dass Banken einander keine Kredite mehr gewähren. Das wiederum heizt Spekulationen über ein mögliches systemisches Problem im Finanzsystem an – wie damals während der Finanzkrise. Das ruft die Frage hervor, ob sich die Banken in Schwierigkeiten befinden.

Banken wollten grössere Reserven halten

"Wir glauben das nicht. Vielmehr scheint es so, als ob der Anstieg auf eine Reihe zufälliger Ereignisse zurückzuführen ist", sagt Vincent Reinhart, Chefökonom bei Mellon, einer Gesellschaft von BNY Mellon Investment Management. Nachdem die Zentralbank dem Bankensystem ein Jahrzehnt lang reichlich Liquidität zugeführt hat, reduzierte sie den Wertschriftenbestand in den letzten zwei Jahren schrittweise und damit ihre Reserven.

Zudem flossen dem US-Finanzministerium Mitte September Steuereinnahmen in Milliardenhöhe zu, ebenso wie der Erlös aus einigen grossen Wertpapierauktionen. Dadurch schwoll die Bilanz der Zentralbank um 200 Milliarden US-Dollar an und im Umkehrschluss wurde den Geschäftsbanken im ungefähr gleichen Umfang Liquidität entzogen. "Die Banken wiederum wollten grössere Reserven halten als das Fed bereitstellte und weil diese auf dem Geldmarkt nicht zu bekommen waren, stieg der Reposatz steil an", stellt Reinhart fest.

Unklar, wieviel Liquidität die Zentralbank zur Verfügung stellen muss

Kürzlich hat Fed-Präsident Jerome Powell konstatiert, dass es unklar sei, in welchem Umfang Liquidität von der Zentralbank zur Verfügung gestellt werden muss, um den Reposatz auf stabilem Niveau zu halten. Das sind allerdings keine neuen Nachrichten, da das Finden der richtigen Balance zwischen Angebot und Nachfrage für das Fed seit jeher ein Element von "Trial and error" enthält.

"Die momentane Volatilität zeigt allerdings deutlich, dass die Zentralbank die Situation falsch eingeschätzt haben könnte, obwohl sie das Problem relativ schnell erkannte und dem Bankensystem vorübergehend 75 Milliarden Dollar zur Verfügung stellte", so Reinhart. Der Betrag wurde inzwischen auf 100 Milliarden Dollar erhöht.

Die zehn Jahre seit der Finanzkrise seien indes einzigartig an den Finanzmärkten, weil die US-Notenbank das Bankensystem mit Liquidität flutete und dadurch die Schwankungsbreite des Reposatzes deutlich einengte. Vor der Finanzkrise war die Bilanz des Fed deutlich kürzer und die Notenbank war wesentlich zurückhaltender bezüglich der dauerhaften Bereitstellung von Liquidität. Sprunghafte Veränderungen des Reposatzes waren damals üblich, ebenso wie kurzfristige Massnahmen zur Sicherstellung der Liquidität. Die Notenbank stellte dem Repomarkt pro Jahr rund 200 Tage Liquidität zur Verfügung.

Historisch gesehen ist das Vorgehen der Zentralbank also nicht aussergewöhnlich und bis sich das Fed dazu entschliesst, die Reserven dauerhaft zu erhöhen, wird es dem Repomarkt auch weiterhin Liquidität zur Verfügung stellen. "Da es keine Garantie dafür gibt, dass das Fed auf Anhieb das richtige Mass findet, sollten sich Anleger auf die Tatsache einstellen, dass die Volatilität am Repomarkt weiter zunimmt", gibt der Chefökonom zu bedenken.

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