Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.
Die Messgrössen der inneren Marktverfassung hatten es ebenso klar angezeigt, wie die konjunkturellen Frühindikatoren und die mehrheitlich robusten Unternehmensgewinne: Wirklich in Gefahr befand sich die Aktienhausse in keiner der drei etablierten Industrieregionen. Inzwischen dürfte aber auch die gebührende Verdauung der teilweise sehr hohen Kursgewinne des Vorjahres abgeschlossen sein. Einer Sommerrallye steht grundsätzlich kaum etwas im Wege. Lesen Sie hierzu den Marktkommentar von Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.
28.05.2014, 10:40 Uhr
Redaktion: jf
An negativen Themen wirtschaftlicher oder politischer Natur, einschliesslich solcher mit militärischem Konfliktpotential, hat es in den vergangenen Jahren weltweit mit Sicherheit nicht gemangelt. Die Ukraine-Krise stellt zwar ein Ereignis von potenziell besonders grosser Dimension dar, doch sie stellt derzeit keinesfalls das einzige Risiko auf der geopolitischen Weltbühne dar. Wer unangenehme Szenarien für die nicht allzu ferne Zukunft aufstellen und durchspielen will, wird ziemlich sicher fast in jeder Region der Welt ausreichend fündig werden.
Bemerkenswerte Resistenz gegenüber Problemthemen Dessen ungeachtet wollen die wichtigsten Aktienmarktbarometer einfach nicht einbrechen. Die einzigen Ausnahmen diesbezüglich stellten jene Märkte dar, die während der letzten Jahre besonders gut gelaufen sind, d.h. Japan, Griechenland und gewisse Marktsegmente der USA (Technologieaktien, kleinere Unternehmen). Aus mittelfristiger Sicht wäre es allerdings problematischer, wenn gerade in diesen Bereichen keine angemessenen Konsolidierungen stattgefunden hätten. Gerade in Märkten, in denen tiefe Krisen und/oder langjährige strukturelle Probleme die Grundhaltungen und das Denken der Akteure dominieren, müssen sich zwischendurch immer wieder die Zweifel entladen können. Selbst die erfolgreichsten Börsenerholungen werden schliesslich manchmal über Jahre hindurch zunächst ignoriert oder zumindest stark relativiert - und finden trotzdem statt.
Intakte Schwächetrends an den Börsen der Schwellenländer Umgekehrt müssen wir uns beispielsweise im Falle russischer Aktien und des Rubels fragen, inwieweit die heftigen Kursstürze vom März wirklich auf eine plötzliche Neubeurteilung von Risiken im Schlepptau der Ereignisse in der Ukraine zurückgingen. Ein etwas distanzierterer Blick offenbart nämlich, dass es sich hierbei um eine emotionale Übertreibung im Kontext eines schon seit 2011 bestehenden und ungebrochenen Abwärtstrends handelte. Zugleich liegt auch die Vermutung nahe, dass die starke Entspannungsrallye an der Moskauer Börse seit Mitte März (+22%) nichts anderes als eine positive Gegenbewegung im Rahmen einer weiterhin dominanten Baisse repräsentierte. Zumindest aus relativer Sicht gilt dieses Urteil bis auf Weiteres auch für die meisten anderen Emerging Markets, wo die Marktmuster sehr ähnlich aussehen (mit der bemerkenswerten Ausnahme des indischen BSE Sensex, welcher trotz der seit 2011 sehr volatilen Rupie weiterhin zu den besseren Märkten zählt).
Die westlichen Märkte und Japan laufen wieder besser Solange die innere Verfassung einer Hausse anhand konkret messbarer Indikatoren ungebrochen stark ist, sollten wir uns nicht zu stark von mitunter zweideutigen Konjunkturdaten, besorgniserregenden politischen Ereignissen oder gelegentlich irritierenden Marktschwankungen beeindrucken lassen. Gerade die jüngste Marktentwicklung erinnert einmal mehr daran. Wie wir im letzten LGT Beacon festhielten, könnte die Konsolidierung an den entwickelten Aktienmärkten inzwischen abgeschlossen sein. Erfreulicherweise haben sich in der Zwischenzeit die Indizien diesbezüglich weiter verdichtet: So ist in den USA der Dow Jones Transportation, welcher aufgrund der besonders konjunkturabhängigen global Geschäftstätigkeit seiner Konstituenten als vorauslaufendes Signal für den Gesamtmarkt gilt, am Donnerstag auf ein neues Hoch vorgestossen, gefolgt vom Marktbreiteindex, der erst gestern einen neuen Höchststand erreichte. Dazu kommen fundamentale Faktoren wie das nach wie vor in vielen Brachen respektable Unternehmensgewinnwachstum, die weiter hohen oder sogar steigenden operativen Gewinnmargen der Firmen sowie die Tatsache, dass beide Entwicklungen immer noch systematisch eher unterschätzt werden - was wiederum impliziert, dass teure Aktien nicht so teuer sind, wie sie auf Basis der gängigen Bewertungsmassstäbe wirken. Kurz: Alle Zeichen stehen auf Sommerrallye.
Konjunktursensitive Aktien auf neuem Rekordhoch Im Laufe der vergangenen Monate haben wir wiederholt auf die fundamentalen Gründe, die für Aktien in den USA, Europa und Japan sprechen, Bezug genommen: Die anhaltend hohe (USA) bzw. sich erholende (Europa, Japan) Profitabilität der Unternehmen, die im Laufe der Jahre (USA, Europa) bzw. Jahrzehnte (Japan) gestärkten Bilanzen, die wirtschaftspolitische Grundhaltung der Regierungen und der anhaltend freundliche Konjunkturausblick machen Industrieländeraktien attraktiv. Doch auch die technischen Indikatoren der inneren Marktverfassung sprechen für eine anhaltende und eventuell demnächst an Dynamik zunehmende Hausse. Im ersten Chart (siehe PDF, Seite 2) sehen wir, wie der Dow Jones Transportation schwungvoll neue Rekorde erklommen hat (der Ausbruch erfolgte am vergangenen Donnerstag). Dieser Index reagiert sensibel auf Veränderungen des globalen Konjunkturausblicks und gilt daher als ein vorauslaufendes Barometer. Wir dürfen also mit Rallyes im Dow Jones Industrials und im S&P 500 rechnen.
Marktbreitenindex notiert ebenfalls auf neuem Hoch In der zweiten Grafik (siehe PDF, Seite 2) sehen wir, dass sich auch die US-Marktbreite während der jüngsten Monate weiter sehr positiv entwickelte. Der S&P 500 hinkt diesem Aufwärtstrend sogar seit Februar vergleichsweise deutlich hinterher. Auch diese Entwicklung suggeriert, dass das positive Momentum des S&P 500 in nächster Zeit zunehmen wird. Obwohl die US-Hausse inzwischen fünf Jahre alt ist, zeigt sie bisher also kaum Altersschwächen. In vielen Ländern Europas und in Japan sind die Aktienerholungen hingegen weniger alt - dementsprechend gross ist auf mittlere Sicht auch ihr Aufwärtspotential im Vergleich zu den USA.
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