Die Trump-Rally: Warum das noch nicht alles gewesen sein könnte

John Bailer, Fondsmanager bei The Boston Company Asset Management (BNY Mellon).
John Bailer, Fondsmanager bei The Boston Company Asset Management (BNY Mellon).

Eine grundlegend solide Konjunktur sowie hohe Liquiditätsreserven im Unternehmenssektor sind trotz der jüngsten Outperformance des Aktienmarktes für US-Dividendeninvestoren ein gutes Zeichen, so John Bailer, Fondsmanager bei The Boston Company Asset Management (TBCAM), einer Gesellschaft von BNY Mellon Investment Management.

14.03.2017, 13:25 Uhr

Redaktion: jog

Bei in US-Aktien engagierten Investoren könnte die Frage aufkommen, ob sich der sogenannte "Trump-Bump" nun allmählich seinem Ende entgegenneigt. Seit der Wahl des 45. US-Präsidenten ist der S&P 500-Index nämlich im Aufwind und hat im November (2'200), Dezember (2'250) und Februar (2'300) immer neue Allzeithochs erreicht. In diesem Zeitraum ist der Wert des Index um rund zwei Billionen US-Dollar gestiegen.

Für John Bailer, Fondsmanager bei TBCAM, bieten einige Marktsegmente aber nach wie vor fundamentale Anlagechancen. Dies gilt insbesondere, da die neue Regierung ihren Fokus auf die Senkung der Unternehmensbesteuerung sowie die Lockerung des aufsichtsrechtlichen Umfelds legt. Ein weiterer Grund sind die sich verbessernden US-Konjunkturaussichten.

Bailer erklärt: "Unserer Meinung nach könnte allein die Reform der Unternehmensbesteuerung die Gewinne pro Aktie im S&P 500-Index bis 2018 um 7 Prozent nach oben treiben. Dies hat für 2018 ein attraktives Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) von 15 zur Folge, dass wir angesichts des aktuellen Zinsniveaus für sehr ordentlich halten."

Steigende Gewinnerwartungen
Darüber hinaus gibt es laut Bailer auch Unternehmen und Branchen, die von den politischen Aktivitäten der neuen Regierung überproportional stark profitieren könnten. Vor allem der Finanzsektor könnte sich nach Einschätzung von TBCAM erfreulich entwickeln und dank eines niedrigeren Steuersatzes ein Gewinnplus von 18 Prozent vorlegen. Er fügt hinzu: "Unserer Auffassung nach könnten die Gewinne von Finanzfirmen sogar noch weiter ansteigen, falls gleichzeitig auch die Zinsen nach oben klettern, die regulatorischen Kosten sinken und das Kreditwachstum wieder anzieht. So könnten einzelne Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungssektor aufgrund dieser Veränderungen unserer Meinung nach ein Gewinnwachstum von bis zu 50 Prozent verzeichnen."

Das bedeutet jedoch auch, dass den Anlegern klar sein muss, wie sie in anderen Marktsegmenten positioniert sind. Anlass zur Sorge sieht Bailer etwa bei US-Firmen, die ihre Einnahmen im Ausland erzielen oder Waren in die USA einführen, da diese Unternehmen durch eine geplante Erhöhung der Importsteuern beeinträchtigt werden könnten. Anleihenähnliche Papiere könnten sich seiner Meinung nach ebenfalls unterdurchschnittlich entwickeln, weil immer mehr Firmen aus anderen Branchen von Steuersenkungen profitieren und deshalb ihre Dividenden erhöhen.

Dies ist in gewisser Weise unlogisch. So macht beispielsweise das Segment Versorger – ein traditioneller Zufluchtsort für Dividendenanleger – bei einzelnen Kennzahlen derzeit einen attraktiven Eindruck. So weist diese Branche momentan eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent auf, während das erwartete Dividendenwachstum auf Sicht von drei Jahren bei 5,5 Prozent liegt. Mit 18,2 macht auch das KGV dieses Industriezweigs einen durchaus vernünftigen Eindruck. Trotzdem bieten Finanztitel mit einer Dividendenrendite von 3,4 Prozent, einem erwarteten 3-jährigen Dividendenwachstum von 9,9 Prozent und einem KGV von 11,9 aktuell wesentlich bessere Anlagechancen sowie ein gleichzeitig deutlich höheres Wachstumspotenzial.

Bailer erklärt: "Bis zum letzten Quartal schien es den Markt nicht zu interessieren, dass diese Branche bessere Aussichten beim Dividendenwachstum aufwies und ausserdem noch günstiger bewertet war. Auf ihrer Suche nach laufenden Erträgen setzten die Anleger stattdessen weiterhin auf anleihenähnliche Papiere. Da sich Finanztitel in den letzten Monaten aber wieder erholt haben, stellen wir in dieser Hinsicht allmählich eine Trendwende fest. Allerdings liegt unserer Meinung nach noch ein langer Weg vor uns."

Für Finanzwerte zuversichtlich
Diese Einschätzung spiegelt sich auch in dem Umstand wider, dass die US-Income-Strategie von TBCAM in Finanztiteln gegenüber dem S&P 500-Index ihre deutlichste Übergewichtung hält (26,3 Prozent gegenüber 14,8 Prozent beim Vergleichsindex). Dieses Engagement konzentriert sich in erster Linie auf regional agierende Banken. Darüber hinaus hat die Strategie aber auch Positionen in bedeutenden, global ausgerichteten Banken aufgebaut, bei denen das Investmentteam positive Gewinntrends und sich verbessernde Dividendenaussichten festgestellt hat und die ferner über eine disziplinierte Firmenleitung verfügen, die auf Kostensenkungen setzt.

Bailer erklärt: "Insgesamt sind wir für Finanztitel zuversichtlich gestimmt. Viele Anleger beurteilen diesen Sektor nach wie vor negativ – was angesichts der langwierigen Folgen der globalen Finanzkrise, die vor fast einem Jahrzehnt ausbrach, ja auch durchaus nachvollziehbar ist. Doch durch ihr Festhalten an dieser Auffassung vertun diese Investoren ihre Chance, sich in Aktien zu engagieren, deren Dividenden in den nächsten Jahren unserer Meinung nach ein kräftiges Wachstum vorlegen werden."

"Darüber hinaus sind die Bilanzen im Finanzsektor momentan besser denn je. Im Juli 2016 bestanden sämtliche US-Banken, die sich dem 'Severe Adverse Scenario-Test' der US-Notenbank unterziehen mussten, diesen mit einem Tier 1-Verschuldungsquotienten von 4 Prozent oder höher."

Gleichzeitig haben die Banken Bailer zufolge zuletzt eine "extrem konservative" Kreditpolitik betrieben. Dabei haben sie ihre eigenen Kapazitäten bei weitem nicht ausgereizt und verfügen deshalb nunmehr über einen der besten Kreditportfolios seit acht Jahren. "Ein aussagekräftiges Barometer dafür war der Rückgang des Ölpreises auf unter 30 US-Dollar pro Barrel. Theoretisch hätten die Kreditportfolios der Banken dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden können, aber dies war nicht der Fall", schliesst Bailer.

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