Mikio Kumada, Global Strategist von LGT Capital Management.
Gemäss Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management, hat sich die Aktienhausse, nach einem Zwischentief im April, weltweit mit ordentlichen Kursavancen zurückgemeldet. Die Konjunkturdaten haben sich verbessert. Die nächste Ertragssaison ist auch nicht mehr weit, und da die Gewinnerwartungen trotz fünfjährigem Bullmarkt insgesamt vernünftig geblieben sind, besteht kaum ein Grund, ein frühzeitiges Ende der «Sommer-Rallye» zu befürchten.
25.06.2014, 09:56 Uhr
Redaktion: dab
Aus "sell in May, go away" wird diesmal wohl nichts mehr. Der EuroStoxx ist seit dem 30. April um immerhin knapp 2% gestiegen, der S&P 500 um 3.5%, und selbst die lange Zeit schwachen Schwellenländerbörsen liefen gut. So ist der "MSCI Asien-Pazifik" (ohne Japan) um gut 3% und der "MSCI Emerging Markets" um 5.3% gestiegen. Am deutlichsten konnte aber der während des ersten Halbjahres müde wirkende japanische Nikkei 225 zulegen, nämlich um 7.5% (was umso beachtlicher ist, weil der Yen im relevanten Zeitraum relativ stabil war). Kurz: Die "Sommer-Rallye" hat einerseits erneut aufgezeigt, wie lebendig die weltweite Hausse geblieben ist, und anderseits auch das relative Muster der vergangenen Jahre bestätigt.
Immun gegenüber "schlechten Nachrichten" Wir können natürlich nicht ausschliessen, dass sich der alte Maklerspruch im Laufe des Sommers doch noch bewahrheitet und uns die grosse Korrektur "nachgereicht" wird. Wahrscheinlich erscheint uns dies jedoch nicht. Denn dazu müsste wohl ein wirkliches Schock-Ereignis stattfinden. Wir wurden schliesslich in jüngster Zeit mit vielen besorgniserregenden News konfrontiert: Ukraine-Krise, antichinesische Ausschreitungen in Vietnam, Militärputsch in Thailand, gewaltnahe Begegnungen zwischen chinesischen und japanischen Militärflugzeugen und ein (wieder) eskalierender Bürgerkrieg im Irak.
Ein wirklich grosser Schock könnte die Bullen verunsichern Doch selbst der Rohölpreis notiert immer noch unter den jeweiligen Hochständen von 2013, 2012 und 2011. Die nächsten "Bad News" müssten wirklich sehr schlecht sein, um die Anleger zu beeindrucken. Doch weltpolitische Krisen sind schwer prognostizierbar. Was die grossen Volkswirtschaften betrifft, scheint eine zusätzliche Eskalation der Situation in naher Zukunft derzeit letztlich doch eher unwahrscheinlich. So zynisch das klingen mag: Der Markt hat sich an ein gewisses Mass von geopolitischen Spannungen längst gewöhnt und sich damit arrangiert.
Angenehme "Gewinn-Überraschungen" bleiben realistisch Wahrscheinlicher ist hingegen, dass auch die nächste Ertragssaison (ab 8. Juli) erneut mehrheitlich positiv überrascht und somit die immerwährenden Sorgen um die Aktienbewertungen nochmal relativiert. Trotz nicht nachgeben wollender Hausse, robuster Firmenprofitabilität und zuletzt wieder verbesserter Wirtschaftsdaten, bleiben die Analysten nämlich weiterhin tendenziell vorsichtig. Die Schätzungen für das Gewinnwachstum der westlichen und japanischen Unternehmen sind im Vergleich zu vor einem Jahr nur geringfügig gestiegen und im realistischen Bereich geblieben. Dafür ist das prognostizierte Gewinnwachstum für manche "Emerging Markets" deutlich gesunken. Auch das erwartete Umsatzwachstum ist heute für die meisten Märkte, egal ob "entwickelt" oder "aufstrebend", tiefer als vor einem Jahr.
Kein übertriebener Optimismus an den Aktienmärkten Dazu kommen andere Faktoren, die auf die zugrundeliegende Vorsicht der Analysten und der Unternehmen verweisen (zumindest in Bezug auf die alten Industrieländer). So wird für Japan beispielsweise implizit ein deutlicher Rückgang der Profitabilität prognostiziert. Der Konsens rechnet mit einem deutlich höheren Umsatzwachstum für die Topix-Unternehmen - der antizipierte Gewinnzuwachs soll jedoch dieser Entwicklung deutlich hinterherhinken. Vor dem Hintergrund der Margenentwicklung, die wir in den letzten Jahren in den USA beobachten konnten, erscheint diese Erwartung konservativ. Alles in allem bietet die aktuelle Erwartungshaltung der Analysten keinen Anlass zur Sorge vor einem übertriebenen Optimismus. Die steigenden Kurse sind durch das Gewinnwachstum untermauert und darum geht es schliesslich bei Aktien.
Moderat höhere Erwartungen für Industrieländer und deutliche Reduktionen für Schwellenländer In ersten Grafik (siehe PDF, Seite 2) vergleichen wir die aktuell erwarteten Gewinn- bzw. Umsatzwachstumsraten für das kommende Jahr mit den vor einem Jahr antizipierten Wachstumsraten. Beispiel: Für die USA beträgt die erwartete Gewinnwachstumsrate für das kommende Jahr aktuell 11.4% (siehe Seite 4), was nur 0.1% über dem vor einem Jahr erwarteten Wachstum liegt. Das ist sehr bescheiden, wenn man bedenkt, dass das tatsächliche Gewinnwachstum in den Industrieländern, insbesondere aber in den USA, seit vielen Jahren doch stetig höher als erwartet ausfiel. Zuletzt fielen die tatsächlichen Gewinne je Aktie in der Eurozone zwar im Detail sehr unterschiedlich und im Gesamtbild wie erwartet aus. In den USA, der Schweiz und in Japan übertrafen sie die Konsensprognosen jedoch um rund 4%, 17% bzw. 57%. Die Ergebnisse der hier aufgelisteten Schwellenländer verfehlten die Erwartungen hingegen zum Teil recht deutlich, nämlich um 2% (China, H-Aktien) bis 32% (Brasilien). Gegenüber den Industrieländern sind die Erwartungen im Laufe des vergangenen Jahres insgesamt nur sehr moderat gestiegen. Zugleich bleibt es noch abzuwarten, ob der relativ deutliche Rückgang der Erwartungen gegenüber einigen Schwellenländern ausreicht, um Prognoseübertreffungen in diesen Regionen möglich zu machen. Es sei auch angemerkt, dass die Erwartungen für China am deutlichsten gestiegen sind - was angesichts existierender Trends doch erneut enttäuschen könnte.
Makrodaten wieder zunehmend besser als erwartet Die zweite Grafik (siehe PDF, Seite 2) zeigt die konjunkturellen Überraschungen (d.h. Wirtschaftsdaten ggü. Prognosen) für ausgewählte Regionen (zehntätiger gleitender Durchschnitt der Citigroup Indizes). Ein steigender Index bedeutet, dass die Anzahl der positiven Überraschungen zunimmt und/oder die Anzahl der negativen Überraschungen abnimmt. Wir sehen, dass sich Anfang April zunächst der Datenfluss für die USA verbesserte. Eine Woche darauf drehte auch der Index für Japan und etwas später schliesslich auch jener für das restliche Asien nach oben. Seit einigen Tagen stabilisiert sich auch der Index für die Eurozone. Die jüngste positive Wende im Datenfluss stimmt ziemlich genau mit der Rückkehr des Aufwärtsmomentums in den internationalen Aktienmärkten überein.
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