Bild: Thomas Heller, CIO bei der Schwyzer Kantonalbank
Warum die EZB die Geldpolitik nicht normalisiert und was das für Auswirkungen auf die SNB hat, erläutert Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank.
09.07.2018, 16:05 Uhr
Autor: glc/cwe
Anfang Jahr war die Welt für die Europäische Zentralbank EZB noch in Ordnung, schreibt Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank (SZKB). Politische Unsicherheiten waren kaum auszumachen und die Konjunktur in der Eurozone hatte Fahrt aufgenommen. Dieses positive Umfeld würde es der EZB sogar erlauben, die geldpolitische Normalisierung früher als ursprünglich erwartet einzuleiten - so eine weitverbreitete Ansicht. Und, die Schweizer Nationalbank (SNB) könnte angesichts des guten Umfelds und des schwächeren Frankens sogar vor der EZB noch in diesem Jahr einen ersten Zinsschritt vornehmen.
Die Welt hat sich in der Zwischenzeit verändert. Das Wachstum in der Eurozone hat sich in den letzten Monaten abgeschwächt. Und mit dem Handelskonflikt sowie der unerwarteten Regierungskoalition in Italien ist auch der Faktor "Politische Unsicherheit" zurück auf der Bühne.
Mitte Juni kündigte die EZB das Ende der Anleihenkäufe per Ende Jahr an. "Dass die Ankündigung bereits jetzt erfolgte und nicht erst im Juli oder gar im September, war eine kleine Überraschung," meint Heller. Inhaltlich lieferte dieser Entscheid aber kaum Gesprächsstoff. Eine Aussage von EZB-Chef Mario Draghi liess hingegen aufhorchen. Er sagte, dass die Leitzinsen bis mindestens Ende Sommer 2019 auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Nichts also mit frühzeitiger Straffung, im Gegenteil. Die Markterwartung für den ersten Zinsschritt der EZB wurde damit um mindestens ein Quartal nach hinten geschoben, so Heller. Draghi erwähnte Italien und den Handelskonflikt nur am Rande oder auf Nachfrage. Heller erklärt: "Dennoch hängt beides als Damoklesschwert über der Eurozone und dürfte mit der aktuellen Wachstumsverlangsamung zu diesem Entscheid beigetragen haben."
Auswirkungen auf die SNB
Derweil hat die US-Notenbank Fed im Juni die Zinsen in diesem Jahr zum zweiten Mal erhöht. Für 2018 rechnen die Fed-Mitglieder neu mit total vier Zinsschritten (bisher drei). Heller führt aus: "Während die Fed also einen restriktiveren Unterton anschlägt, sorgt die EZB mit ihrem expansiven Zinsausblick somit dafür, dass sich die geldpolitischen Wege dies- und jenseits des Atlantiks nicht annähern, sondern weiter auseinanderdriften."
Für die SNB hat sich durch Draghis Worte im Grunde nicht viel verändert. Sie wird sich weiter in Geduld üben (müssen), die Negativzinsen auf dem heutigen Niveau belassen und bei Bedarf über Devisenkäufe einer Frankenstärke entgegenwirken. Der erste Zinsschritt wird nicht vor September 2019 erfolgen. "Das Ende der Negativzinsen liegt tief im Jahr 2020. Selbst die optimistischsten Prognostiker haben kapituliert und erwarten keine frühzeitige Zinserhöhung durch die SNB mehr", schliesst Heller. Die Fantasie ist verflogen.
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