Die abnehmende Bedeutung von Rohstoffen in Marktportfolios
Ungünstige Risiko-Rendite-Profile sowie die zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien haben zum Abbau der Rohstoffquoten in den Marktportfolios geführt. (Bild: Pixabay)
Rohstoffe hatten in den vergangenen Jahren ein sehr ungünstiges Risiko-Rendite-Profil. Deshalb wird deren Rolle in einem gemischten Mandat zunehmend in Frage gestellt. Phil Gschwend von Swisscanto Invest beleuchtet die Frage, ob diese Skepsis wirklich gerechtfertigt ist und wann Rohstoffe Mehrwert bieten können.
04.07.2020, 06:00 Uhr
Redaktion: rem
Im Portfolio-Management werden Rohstoffe heute oft nicht mehr als Standard-Baustein eingesetzt. Dies zeigt auch die Schweizer Pensionskassenstudie der Swisscanto Vorsorge AG von 2019. So betrug das durchschnittliche Gewicht in der Anlageklasse Rohstoffe im Jahr 2013 1,3%. In den vergangenen Jahren wurde die Allokation in dieser alternativen Anlageklasse aber stetig abgebaut und beträgt aktuell nur noch 0,6%.
"Gründe für den Abbau der Rohstoffquote sind unter anderem die ungünstigen Risiko-Rendite-Profile sowie die zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, welche Rohstoffe teils ausschliessen", sagt Phil Gschwend, Portfolio Manager im Team Multi Asset Solutions bei Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank. Darüber hinaus spielen die tiefen Etragsschätzungen eine Rolle. Aber auch Asset Manager und Sovereign Funds (Staatsfonds) berücksichtigten Rohstoffe in Ihren Portfolios immer weniger oder nur auf taktischer Ebene. Die leichte Beimischung von Rohstoffen könne bei Anlagestrategien mit tiefem Risiko aber Mehrwert bieten, so Gschwend.
Rohstoffe im Marktportfolio
Aus einer Gleichgewichtsbetrachtung hält der durchschnittliche Investor das sogenannte Marktportfolio. Dieses enthält sämtliche verfügbaren Anlagen und ist gemäss dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) das bestmöglich diversifizierte Portfolio, welches unabhängig von der Risiko-Rendite-Präferenz der Investoren ist. Es hat definitionsgemäss ein Beta (β; Kennzahl für die relative Schwankungsbreite im Verhältnis zum Gesamtmarkt) von eins. In der folgenden Grafik hat das Multi-Asset-Solutions-Team das Marktportfolio basierend auf den verfügbaren Markt- und Positionsdaten über den Zeitraum von 2010 bis 2020 geschätzt, wobei ein Rohstoffanteil von 4% resultiert. Die Experten merken aber auch an, dass Rohstoffe in der Praxis oft viel weniger stark vertreten sind.
Rohstoffe machen 4% des Marktportfolios aus
Quelle: Bloomberg, Swisscanto Invest
Rohstoffe zur Absicherung gegen Inflation
Die Experten haben ebenfalls untersucht, ob Rohstoffe zur Absicherung gegen Inflation eingesetzt werden können. Die Analyse zeigt, dass Rohstoffe ein Risikoprofil gegenüber der Inflation aufweisen, welches sich stark von jenem von Aktien und Obligationen unterscheidet. Sie reagieren stärker auf die Inflation und können daher als Hedge eingesetzt werden. Der stärkste Effekt zeigt sich dabei bei Energierohstoffen. Bei einer Erhöhung der Inflation um 1% steigt beispielsweise die Rohstoffkategorie S&P GSCI Gasoline um rund 21%. Aktien, auch Rohstoffaktien, reagieren deutlich schwächer, und bei TIPS und T-Bonds ist die Reaktion am schwächsten. Nur die Kategorie 3-mo Treasury Bill zeigt keine signifikanten Ergebnisse auf dem 5%-Signifikanzlevel.
Ein starkes Argument für Rohstoffe ist also der Inflationshedge. Rohstoffe reagieren sehr stark auf Inflation und können somit in Phasen mit anziehender Inflation einen signifikanten Renditevorteil bieten. Die Experten der Zürcher Kantonalbank gehen mittelfristig von höheren Inflationszahlen aus, was Rohstoffe in eine vorteilhafte Position versetzt.
Technologie bleibt ein zentraler geopolitischer Brennpunkt
20.01.2021, 19:25 Uhr
Corona hat den ohnehin rasanten technologischen Fortschritt noch mehr beschleunigt. Vieles deutet darauf hin, dass bei Telemedizin, Halbleitern, Robotik und Quanteninformatik das Disruptionspotenzial gross ist. Kim...
Diese Themen werden 2021 für Schwellenländeranleihen wichtig
20.01.2021, 12:25 Uhr
Emerging Markets Bonds Spezialist Gregory Smith von M&G Investments beleuchtet sieben Themen, die 2021 über den Erfolg der Anlageklasse entscheiden werden. Er erwartet, dass hochverzinsliche Schwellenländeranleihen...
Marc-Antoine Collard von Rothschild & Co AM erwartet, dass wegen der aufflammenden Corona-Epidemie der Aufschwung zunächst mühsam verläuft, bis das Frühjahr einen Schub bringt. Entsprechend habe der "Reflation...
Google baut mit Plex eine Front-End-Plattform für traditionelle Finanzinstitute und wird damit immer mehr zu einer Bank. Was davon zu halten ist und welche Überlegungen sich Schweizer Banken dazu machen sollten,...
US-Staatsanleihen: Bullenmarkt steht nicht vor radikaler Umkehr
18.01.2021, 05:00 Uhr
Wer bei der Berechnung der 10-jährigen Rendite von US-Staatsanleihen mit Terminzinssätzen arbeite, könne das kurzfristige Rauschen ausblenden, meint Jim Leaviss von M&G Investments. Er analysiert, warum es wenig...
Die Wahrscheinlichkeit weiterer Defizitausgaben in den USA ist aufgrund des Ergebnisses der Senatswahlen in Georgia deutlich gestiegen. Politik funktioniere allerdings selten so, wie man sich das aus...
Die Aktienmarktrenditen schwankten 2020 zeitweise so stark, dass die Anleger ordentlich durchgeschüttelt wurden. Die Achterbahnfahrt endete in etwa dort, wo sie begann. Peter Bezak von der Zurich Invest analysiert,...
Ob man sie liebt oder hasst, den Elektroautos gehört die Zukunft. Nicht nur Tesla, sondern auch Ferrari findet man deshalb in Baillie Giffords wachstumsorientierten Aktienportfolios. Überrascht?
Der Ölmarkt wird sich 2021 stabilisieren und Öl seine Preisrallye fortsetzen. Michel Salden von Vontobel AM sieht Potenzial für Preiserhöhungen bis über 60 USD bis zur Jahresmitte. Auch andere Rohstoffe sind...
Für die Marktentwicklung 2021 ist die Schwyzer Kantonalbank "verhalten optimistisch". CIO Thomas Heller rechnet nicht mit einem überragenden, aber doch positiven Anlagejahr 2021.