Werbung

"Der Schritt zum Helikoptergeld ist nur ein kurzer"

Hans-Jörg Naumer, Global Head Capital Markets & Thematic Reserarch bei Allianz Global Investors.
Hans-Jörg Naumer, Global Head Capital Markets & Thematic Reserarch bei Allianz Global Investors.

Tage geprägt von kapitalmarktrelevanten Entscheidungen stehen an, wenn gleich vier der grossen Zentralbanken über ihre nächsten geld- und fiskalpolitischen Schritte entscheiden. In Kombination mit geopolitischen Ereignissen in Europa verspricht der Juni ein volatiler Monat zu werden, sagen die Experten von Allianz Global Investors.

08.06.2016, 09:46 Uhr
Notenbanken

Redaktion: jog

In diesem Monat tagen sie gleich alle, die vier grossen Zentralbanken: Die Federal Reserve (Fed), die Bank of Japan (BoJ), die Bank of England (BoE) und die Europäische Zentralbank (EZB). Die Fachleute von Allianz Global Investors rechnen mit geld- und fiskalpolitische Entscheidungen, welche die Märkte weltweit massgeblich beeinflussen werden.

Von Zinsanpassungen, Staatsanleihen und dem Helikoptergeld
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der amerikanischen Federal Reserve (Fed), die zur Monatsmitte über den nächsten Zinsschritt entscheiden wird. Zuletzt hatten sich die Anzeichen einer weiteren Zinsanhebung verdichtet. Nachdem die amerikanische Notenbankchefin Janet Yellen in einer Rede von Montag nun Gegenteiliges signalisierte, dürfte die Unsicherheiten weiter zugenommen haben. Obschon eine Anhebung den Erwartungen von Allianz Global Investors entspricht, könnte sie eine Mehrheit der Marktteilnehmer kalt erwischen. Die Erwartungen am Markt für einen derartigen Schritt lagen anfangs Monat nämlich bei lediglich 40 Prozent. Insgesamt wird die Geldpolitik der Fed stark expansiv bleiben, meint Hans-Jörg Naumer, Global Head Capital Markets & Thematic Reserarch bei Allianz Global Investors. Aufgrund der Unsicherheiten über die bevorstehenden Zinsschritte ist Volatilität allerdings vorprogrammiert. Das könnte US-Aktien durchaus negativ belasten.

Kurz nach der Fed tagen die Bank of Japan (BoJ) und die Bank of England (BoE). Der Beweis, dass eine aggressive Verbindung von Geld- und Fiskalpolitik wirkt, ist in Japan bisher noch nicht erbracht worden. Umso mehr dürfte die BoJ unter Druck stehen, ihre Handlungsfähigkeit zu beweisen. Ihre Bilanzsumme umfasst schon jetzt 77 Prozent des japanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Damit hat sie zirka ein Drittel aller ausstehenden japanischen Staatsanleihen in ihren eigenen Büchern. Die Stärke des Eingriffes der BoJ nimmt damit immer grössere Ausmasse an. Neben US-Aktien könnte deshalb aus Sicht von Allianz Global Investors auch die taktische Reduzierung von japanischen Titeln sinnvoll sein. Zudem wird die BoJ wohl nicht davor zurückschrecken, noch weitere aggressive Massnahmen zu ergreifen. Die Möglichkeiten sind breit gefächert: Dazu gehören etwa Zinssenkungen, das Aufblähen ihrer Bilanz durch Käufe von Staatsanleihen bis hin zu vermehrten Aktienkäufen über ETF-Strukturen. "Der Schritt zum Helikoptergeld ist nur ein kurzer", prophezeit Hans-Jörg Naumer.

Die Aktivitäten der japanischen Zentralbank könnten selbst die Europäische Zentralbank (EZB) und deren expansive Geldpolitik in den Schatten stellen. Ein Ende der bisherigen EZB-Geldpolitik wird frühestens im März 2017 erwartet, das bisher angepeilte Ende ihrer quantitativen Massnahmen. Je näher dieses Datum rückt, desto stärker drängt sich die Frage in den Vordergrund, wie es weitergehen soll.

Sicher ist dabei: In der Summe bleibt die Geldpolitik global expansiv. Allianz Global Investors empfiehlt Anleger deshalb sich weiterhin auf Dividendentitel sowie auf Alternative- und Multi-Asset-Lösungen zu fokussieren.

Geopolitik bringt zusätzliche Unruhe an die Märkte
Nach Verabschiedung des dritten Hilfspakets für Griechenland und der damit verbundenen kurz- und mittelfristigen Sicherung der Finanzierung ist die Eurozone noch nicht in der Ruhephase angekommen. Am 21. Juni verkündet das deutsche Bundesverfassungsgericht sein Urteil zur Rechtmässigkeit der EZB-Geldpolitik. Dies nachdem der Europäische Gerichtshof diese bereits durchgewunken hat.

In Spanien stehen am 26. Juni ferner die Parlamentswahlen an.

Am wichtigsten ist allerdings Grossbritanniens Abstimmung am 23. Juni über dessen Verbleib in der Europäischen Union. Der Verbleib in der EU ist zwar wahrscheinlich, aber es könnte an der Urne in der Brexit-Abstimmung knapp werden.

Nach Einschätzung von Allianz Global Investors stehen die Investoren vor volatilen Tagen und Wochen. Aktives Management auch zwischen Vermögensklassen bleibt deshalb ein Muss.

Alle Artikel anzeigen

Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Website zu ermöglichen.> Datenschutzerklärung