Global Chief Executive Officer & Co-Chief Investment Officer bei
Oddo Meriten Asset Management.
Kurzfristig dürfte die Wahl Donald Trumps, dank der von ihm geplanten Steuersenkungen, dem US-Binnenwachstum Schub geben. Dies dürfte voraussichtlich das US-Haushaltsdefizit von 2-3% des BIP auf 5-6% ansteigen lassen, sagen die Experten von Oddo Meriten AM.
01.02.2017, 09:39 Uhr
Redaktion: jog
Trotz gewisser Bedenken zu Beginn des letzten Jahres und der politischen Erschütterungen im Laufe der letzten 12 Monate erwies sich 2016 am Ende doch als recht gutes Jahr für Anleger, in dem die meisten Anlageklassen einen Wertzuwachs verzeichneten. Was aber erwartet uns wohl 2017, und wie sollten Anleger sich im vor aktuellen Jahr positionieren? Im nachstehenden kurzen Ausblick skizzieren die Experten von Oddo Meriten AM ihre Erwartungen für das nächste Jahr und spielen für jedes der entworfenen Hauptszenarien durch, welche Anlageklassen sich nach ihrer Einschätzung jeweils am besten entwickeln dürften.
Konjunktur: Leichte Wachstumsbelebung wahrscheinlich Weltweit dürfte das Wachstum in diesem Jahr stetig anziehen. Das Geschäftsklima hat sich gegen Ende 2016 deutlich aufgehellt, und noch ist der Brexit ohne wesentliche negative Auswirkungen geblieben. Die Märkte wiederum entwickeln sich weiter positiv. Aufwind erhalten sie durch gut gestimmte Anleger, die Donald Trump als Wegbereiter für Fiskalanreize und stärkeres Wachstum sehen und weniger als Grund zur Beunruhigung. Gleichzeitig scheint bei den Zinsen endlich die Talsohle erreicht zu sein.
Kurzfristig dürfte die Wahl Donald Trumps, dank der von ihm geplanten Steuersenkungen für Unternehmen und privaten Haushalte, dem US-Binnenwachstum Schub geben. All dies dürfte voraussichtlich das US-Haushaltsdefizit von 2-3% des BIP auf 5-6% ansteigen lassen. Womit ist sonst noch in der Frühphase der Präsidentschaft Trumps zu rechnen? Neben einer Aufhellung des Geschäftsklimas geht man bei Oddo Meriten davon aus, dass höhere Renditen und eine Repatriierung der Unternehmensgewinne den US-Dollar und die Kreditspreads von Unternehmensanleihen unterstützen werden. Natürlich hängt alles davon ab, in welcher Form und wann genau er seine Politik bei der Amtsübernahme umsetzen wird: die aktuellen Schätzungen des Schubeffekts für das US-Wachstum veranschlagen hierfür zwischen 0,3 und 1,0 Prozentpunkten.
Mittelfristig jedoch könnte sich der Trumponomics-Effekt als weniger vorteilhaft für die USA erweisen. Eine protektionistische Politik und ein rückläufiges Handelsvolumen dürften das Wachstumspotenzial dämpfen. Gleichzeitig werden der stärkere Dollar und eine höhere Inflation die Unternehmensgewinne aushöhlen und die Kaufkraft der privaten Haushalte schwächen.
Die Eurozone dürfte ihren moderaten Wachstumspfad fortsetzen, auf dem Deutschland weiterhin den Ton an gibt. In Europa sind jedoch einige positive Entwicklungen zu erkennen. So stützt eine verstärkte Kreditvergabe das Wachstum, die sinkende Arbeitslosigkeit sorgt für steigende Konsumfreude und entlastet damit die öffentlichen Haushalte, die somit in diesem Jahr den Gürtel etwas lockern können. Gleichwohl gilt es einige Risiken im Auge zu behalten. So stehen in den kommenden Monaten medial eng begleitete Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden an. Darüber hinaus muss die EZB bedachtsam vorgehen, um ihr Anleiheankaufprogramm nicht zu schnell zurückzufahren. Zudem ist die Arbeitslosigkeit zwar rückläufig, aber weiterhin noch deutlich zu hoch.
Trotz des Votums für den Brexit gehen die Experten davon aus, dass Grossbritannien nicht in eine Rezession abgleiten wird. Die Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen Grossbritanniens mit der restlichen Welt hat das Pfund deutlich abgewertet und die langfristigen Zinsen steigen lassen. Dies kommt exportorientierten Unternehmen zugute, dürfte aber den privaten Verbrauch empfindlich dämpfen, zumal der Konsumentenpreisindex bereits auf 1,6% gestiegen ist. Bislang jedoch haben geldpolitische Impulse kurzfristig die negativen Effekte des Brexits abfedern können. Vor diesem Hintergrund erwartet man bei Oddo Meriten für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von etwa +1,0%.
Märkte: Bewertungen angemessen, aber Kurspotenzial vorhanden Die Bewertungen globaler Aktien präsentieren sich zum Auftakt von 2017 zwar nicht günstig, erscheinen aber auch nicht zu hoch. In der Eurozone, den USA und den Schwellenländern bewegen sich die Aktien nahe ihres jeweiligen historischen Durchschnitts, auch wenn Schwellenländeraktien seit der Wahl Donald Trumps leicht an Wert eingebüsst haben.
Bei den Unternehmensergebnissen zeigt der Trend in Europa endlich wieder nach oben. Hier vollzieht sich aktuell eine grosse Rotation weg von Wachstums- hin zu Substanzwerten, die nach dem Brexit-Votum einsetzte. Die europäischen Unternehmen verzeichneten im 3. Quartal ihr stärkstes Wachstum seit dem 1. Quartal 2015. Erfreulicherweise haben auch Finanzwerte ihren Beitrag hierzu geleistet. In bestimmten Bereichen des europäischen Marktes wie Automobile & Zubehör, Technologie und Gesundheit scheint sich gutes Wachstumspotenzial zu attraktiven Bewertungen zu bieten. Versicherungen und andere Finanzdienstleister präsentieren sich ebenfalls attraktiv, sind aber risikoreichere Anlagen. Gleiches gilt für die Banken. Auch hier könnten sich einige interessante taktische Chancen eröffnen für jene, die diese ergreifen können.
Die Kreditprofile der Unternehmen erscheinen in Europa solide (mit Ausnahme des Rohstoffsektors, der mit einem Gewinneinbruch zu kämpfen hat), und die Zinsdeckungsquote bleibt auf sehr überzeugendem Niveau. Die EZB stellt weiterhin eine starke technische Stütze für europäische Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating dar. So hat diese seit Auflegung des Corporate Sector Purchase Programme Titel mit einem Volumen von insgesamt 46 Mrd. EUR angekauft. Die Spreads im Investment-Grade-Segment erscheinen aktuell insgesamt auf fairem Niveau, finden die Experten von Oddo Meriten. Im europäischen Crossover-Bereich der Grenzbereich zwischen Investment-Grade- und High-Yield-Universum bietet sich jedoch attraktiveres Spreadpotenzial. Zudem dürften die Ausfallraten sowohl an den europäischen als auch an den US-amerikanischen Märkten niedrig bleiben.
Im Kernszenario für 2017, dessen Wahrscheinlichkeit mit 60% veranschlagt wird, geht man bei Oddo von einem moderat höheren weltweiten Wachstum aus. Grundannahmen dieses Szenario sind Zinserhöhungen in den USA, richtungsweisende politische Entwicklungen mit jedoch überschaubarem Markteffekt (wie schon 2016 der Fall), Wahlsiege der Kandidaten der politischen Mitte in Frankreich und Deutschland Francois Fillon bzw. Angela Merkel und die Umsetzung der Trumponomics in den USA. Vor diesem Hintergrund plant man bei Oddo Meriten sich wie folgt zu positionieren:
Übergewichtung in US- und europäischen Aktien, europäischen hoch verzinslichen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen aus Peripherieländern der Eurozone
Untergewichtung in Staatsanleihen aus den USA und Grossbritannien und Investment-Grade-Unternehmensanleihen
Ein flexibler Ansatz, der auch Absicherungsstrategien einsetzt, dürfte in diesem Jahr für eine erfolgreiche Anlage unverzichtbar sein.
Mit Blick auf ein höheres Binnenwachstum, das Bestandteil des Kernszenarios für dieses Jahr ist, könnte eine Allokation in Nebenwerte besonders attraktiv sein. Nebenwerte aus den USA haben sich seit der US-Wahl im Vergleich zu US-Standardwerten deutlich besser entwickelt, und man geht hier davon aus, dass europäische Nebenwerte es ihnen gleich tun könnten. In Europa hinken Nebenwerten beim Gewinnwachstum seit 2015 hinter Standardwerten hinterher. Dies könnte sich jedoch ändern. Zudem präsentieren sich Nebenwerte gegenwärtig sehr attraktiv bewertet nicht nur relativ zu ihrem historischen Durchschnitt, sondern auch im Vergleich zu Standardwerten.
Deutliche Ertragsunterschiede sind zu erkennen Zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Anleihenmarktsegment investiert zu sein war für Anleiheinvestoren in den letzten zehn Jahren entscheidend. So bildete das ertragsstärkste Segment des einen Jahres oftmals im nächsten Jahr das Schlusslicht. Zudem sind jedes Jahr deutliche Ertragsunterschiede zwischen den jeweils besten und schwächsten Titeln zu beobachten.
Eine attraktive Option für Anleger, die bei ihrer Allokation in Anleihen möglichst hohe Erträge zum Ziel haben, wäre daher eine restriktionsfreie Strategie, die Anlagechancen über das gesamte Anleihemarktspektrum ausschöpfen und die Positionierung schnell und flexibel den sich wandelnden Marktbedingungen anpassen kann. In einem Umfeld mit steigenden Zinsen dürfte zudem die Möglichkeit, Kreditrisiken abzusichern und eine negative Duration einzugehen, eine entscheidende Rolle für die Maximierung risikoadjustierter Erträge sein.
Ein denkbares Alternativszenario wäre ein schwaches Wachstum in Verbindung mit einer Inflation, die aufgrund steigender Löhne und/oder Ölpreise stärker als erwartet anzieht. Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios würden wir mit 30% beziffern. In einem solchen Umfeld würden wir unsere Allokation auf inflationsgebundene Anleihen, alternative Strategien und Geldmarktinstrumente konzentrieren.
Ein weiteres für uns vorstellbares Alternativszenario wäre das einer weltweiten Wachstumsabschwächung, das gekennzeichnet ist von rückläufigen Konsum- und Investitionsausgaben in den USA und schwächerem Wachstum in China, Japan und Europa. Dieses Szenario halten wir für relativ unrealistisch und würden die Wahrscheinlichkeit bei knapp 10% veranschlagen. Sollte es doch eintreten, würden wir risikoreiche Anlagewerte eher meiden und stattdessen Schweizer Franken und japanische Yen, Volatilitätsstrategien und Staatsanleihen aus Kernländern übergewichten.
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