Der Markt lernt mit der Zinswende zu leben

Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management.
Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management.

Die mittelfristigen Trends signalisieren für die USA, Europa und Japan nach wie vor einen aufgehellten Konjunktursausblick mit moderater Inflation, mit gewissen Risikothemen im Hintergrund. Die jüngsten Entwicklungen zeigen zudem, dass die Sorge vor einer vermeintlich zu "strengen" Geldpolitik überall zurückgeht – am deutlichsten in den USA und China. Lesen Sie den Marktkommentar von Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management.

14.08.2013, 09:53 Uhr

Redaktion: dab

Finanzmärkte können phasenweise widersprüchliche Signale senden, was zu starken Schwankungen und Überreaktionen unter Anlegern führen kann – wie zuletzt im Mai und Juni, als sich die Kurse von Anleihen, Aktien, Kreditausfallsprämien, Rohstoffen und Gold zumindest aus ökonomischer Sicht etwas "unlogisch" verhielten. Solche Episoden sind jedoch in der Regel temporärer Natur. Grundsätzlich funktioniert die Signalfunktion der Märkte gut. Das bietet nützlichen Aufschluss über die "Musik", die an den Märkten zu einem gegebenen Zeitpunkt "gespielt" wird, und die Chance, eventuell bedeutsame Dissonanzen rechtzeitig zu erkennen.

Unterschiedliche wirtschaftliche Visionen und deren Marktmuster
Zur Illustration nimmt LGT die typischen Marktmuster für verschiedene ökonomische Szenarien für die nahe Zukunft, wobei es Ihnen primär um die Tendenz und nicht um die Intensität der Entwicklungen geht. Sie betrachten dabei kurz- bis mittelfristige Kursbewegungen bzw. Trends in den grossen Volkswirtschaften. Für die mittelfristige Sicht zieht LGT die letzten sechs Monate auf Basis zwanzigtägiger Durchschnittskurse heran (um die volatilen Tageschwankungen herauszufiltern). Am anderen Extrem nehmen Sie den vergangenen Monat auf Basis der Tageskurse, um auch die aktuelle "Vision der Märkte" zu registrieren.

Mittelfristiges Bild unverändert konstruktiv
Das mittelfristige Bild hat sich im Laufe der vergangenen Monate kaum verändert: Für Amerika und Europa deckt es sich primär (zu 71%) mit dem Muster "Goldilocks" (genügend Wachstum bei moderater Inflation). Der Markt ist allerdings geteilter Meinung über den geldpolitischen Ausblick: Das nächstpassende Muster deckt in gleichem Masse (57%) mit "zu strenge Notenbank" und "Reflation". Die Turbulenzen vom Mai/Juni dürften auf diese "Spaltung" zurückgehen. In Japan dominiert weiter das Thema "Reflation" (71%), gefolgt von "Goldilocks" (57%), während die drei negativen Themen immer noch recht prominent im Hintergrund lauern (43%) – ein Hinweis, dass die Meinungen zu "Abenomics" noch zu wenig einheitlich sind. Auf der anderen Seite rechnen die Anleger in Bezug auf China klar mit einer (zu) "strengen Notenbank", was diesen Markt seit geraumer Zeit belastet.

Klare Aufhellung des kurzfristigen Marktmusters
In den letzten vier Wochen hat sich das Bild weiter im "bullischen" Sinne verändert: Die Ängste vor den (vermeintlich) zu strengen Notenbanken sind überall deutlich zurückgegangen – insbesondere aber in China und den USA. Der Euroraum hat sich stark in Richtung "Goldilocks" bewegt, während das Muster in Japan nun etwas ausgeglichener ist (moderate Verschiebung von "Reflation" zu "Goldilocks"). Längerfristige Bilder sind grundsätzlich natürlich aussagekräftiger als Stimmungsschnappschüsse – in den Sommermonaten vielleicht mehr als sonst. Insgesamt bestätigt jedoch diese Marktanalyse unsere Erwartungen: Die mittel- bis längerfristige Aktienhausse ist intakt, während die jüngsten Ängste vor der geldpolitischen Wende ("Tapering") immer übertrieben wirkten. Es überrascht daher nicht, wenn diese jetzt in der Tendenz korrigiert werden.

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