Michael Lai, Fondsmanager bei GAM, glaubt, dass sich das Reich der Mitte wie schon Jahre zuvor auf Reformen in den Bereichen Unternehmen, Umwelt und Investmentmarkt fokussieren wird. Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum bewertet er trotz des Schuldenrisikos als positiv.
24.10.2017, 16:48 Uhr
Redaktion: elt
Am 19. Parteikongress in China hat Staatschef Xi Jinping seine Machtposition gefestigt. Gemäss Lai, war die Reform der staatseigenen Unternehmen eines der Hauptthemen am Parteitag. Die Regierung unter Präsident Xi fördere den Ausbau gemischtwirtschaftlicher Besitzstrukturen bei staatlichen Unternehmen, wodurch "die Effizienz der Unternehmen langfristig verbessert werden, Talente gefördert sowie Interessen von Aktionären und der Unternehmensführung aufeinander abgestimmt werden", erklärt Lai. So habe die Regierung im August in einer vielbeachteten Umstrukturierung die Eigentümerstruktur des bislang staatlichen Unternehmens Unicom verändert, indem sie Aktien an namhafte Gesellschaften der Privatwirtschaft wie Tencent, Baidu, JD.com und Alibaba verkaufte.
Die Reformen der Regierung gingen aber noch weiter. So gebe es, laut Lai, Umstrukturierungen auf der Angebotsseite, um Ressourcen auf produktivere Bereiche umzuverteilen oder Massnahmen, um die Gesundheit und Stabilität des Finanzsektors wieder herzustellen. Auch die Bekämpfung der Umweltverschmutzung sei ein zentrales Anliegen. "In Bezug auf die Auswirkung der Reformen auf den Investmentmarkt sind wir davon überzeugt, dass die Bewertung chinesischer Aktien nach und nach neu vorgenommen wird, da die Regierung ihren Wunsch untermauert hat, langfristig eine höhere Effizienz zu erzielen", erklärt der Experte weiter.
High-Tech-Bereich im Investitionsfokus Lai sieht ein positives Wirtschaftswachstum voraus: China erzielte im ersten Halbjahr ein BIP von 6.9 Prozent und lag damit über den allgemeinen Erwartungen. Obschon sich die makroökonomische Dynamik in den kommenden Monaten abschwächen werde, bestehe keine Gefahr einer "harten Landung", betont Lai. So verfüge die Regierung bezüglich der Steuerung des Wirtschaftswachstums über mehrere Instrumente.
Als Wachstumsbeschleuniger Chinas würden unter anderem das hohe Investitionsniveau für den Wohnungsbau sowie die Aufrechterhaltung der Infrastruktur durch eine höhere Schuldenaufnahme gelten. Da das Wachstum auf der Basis von Investitionen in Anlagevermögen allerdings nicht als nachhaltig gelte, suche die Regierung nach anderen Wegen, um neues Wachstum zu generieren. Dabei strebe die Regierung insbesondere ein exponentielles Wachstum in Hightech-Bereichen wie Robotertechnik, künstlicher Intelligenz, Elektroautos und anderen, neuen und sauberen Energiezweigen an, sagt Lai.
"Bemühungen der Regierung tragen bereits erste Früchte" Obwohl nur geringe Sorgen hinsichtlich einer "harten Landung" bestünden, blieben die hohen Schulden Chinas ein Risikofaktor. S&P Global Ratings hat das Credit Rating des Landes im letzten Monat herabgestuft, da Chinas Versuche, die Risiken durch das schnelle Anwachsen seines Schuldenbergs zu reduzieren, nicht so schnell griffen wie erwartet, meint Lai. Auch die Kreditaufnahme wachse noch immer zu schnell. Dennoch stufte S&P die Aussichten für China aufgrund der robusten Wirtschaft und der verbesserten fiskalischen Performance von negativ auf stabil hoch", beschwichtigt Lai. Daher ist Lai der Meinung, dass kein Grund zu grosser Beunruhigung bestehe. Erste Erfolge zeigen sich bereits an den Reformen, die im Finanzsektor durchgeführt werden.
Zum Jahresbeginn hob die chinesische Zentralbank zudem die Geldmarktzinsen an. Damit wies sie auf die dringende Notwendigkeit hin, das Verschuldungsproblem anzugehen. Ausserdem erklärte das chinesische Parlament seine Absicht, die Reformen im Finanzsektor fortzusetzen. Hierin läge der Schlüssel für die Bekämpfung des grossen Schuldenüberhangs. Wir glauben auch, dass die Regierung weiterhin die Aktienmarkttätigkeiten als ein Mittel für die Aufnahme von Kapital unterstützen wird, so Lai.
Mögliche Herausforderungen Risiken für Chinas Wirtschaft sieht der Experte derzeit eher beispielsweise durch einen Machtkampf an der Führungsspitze oder in Bezug auf die geplanten Reformen. Extern könnten sich Herausforderungen durch geopolitische Risiken ergeben, insbesondere durch starke Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Positiv stimmt uns dagegen, dass der IWF kürzlich seine Aussichten für die Weltkonjunktur für die Jahre 2017 und 2018 nach oben korrigiert hat, schliesst der Experte.
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