Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins von 0 Prozent für die Euro-Zone nicht angetastet und betreibt weiterhin eine expansive Geldpolitik. Laut den Experten von DWS und Investec AM kam der Entscheid der EZB überraschend.
09.03.2019, 16:05 Uhr
Redaktion: rem
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist an der Sitzung vom 7. März in ihrem Ausblick deutlich zurückhaltender geworden als zuletzt. Aus der Sicht von Johannes Müller, Head Macro-Research bei DWS, kam die Anpassung der Forward Guidance und damit die Absage von Zinserhöhungen der EZB in diesem Jahr überraschend. Ihre Forward Guidance zu den Zinssätzen, die der EZB-Rat als geldpolitisches Instrument betrachtet, wurde verlängert, so dass die Zinssätze nun voraussichtlich mindestens bis Ende 2019 unverändert auf 0,00 % bleiben werden. Die Wachstumserwartungen wurden deutlich nach unten korrigiert. Für 2019 rechnet die EZB nur noch mit einem Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone von 1,1 %, im Dezember 2018 hatte die Notenbank noch 1,7 % prognostiziert. Die Erwartungen für die Jahre 2020 (1,6 %) und 2021 (1,5 %) blieben fast unverändert.
Deutliche Abstriche gab es auch bei den Inflationserwartungen. Selbst 2021 rechnet die EZB nun nur mit einem Anstieg der Inflationsrate auf 1,6%, was laut Müller implizit eine Absage für das Erreichen des Inflationsziels "unter, aber nahe 2,0 %" ist. Zudem soll die neue Runde der TLTROs (Targeted Longer-Term Refinancing Operations) eine neue Serie langfristiger Kredite für die Geschäftsbanken der Euro-Zone - für weiter günstige Liquiditätsbedingungen in den kommenden Jahren sorgen. Die erste Tranche der neuen TLTROs III wird im September 2019, die letzte im März 2021 gestartet. Alle haben eine Laufzeit von zwei Jahren und sind an den Hauptrefinanzierungssatz gekoppelt, was bedeutet, dass der letzte im Jahr 2023 fällig wird.
Leidenszeit für europäische Banken verlängert sich
Für europäische Banken verlängert sich mit der Entscheidung der EZB die Leidenszeit, denn durch die Ankündigung der EZB, die Zinsen nicht vor 2020 zu erhöhen, werden sich laut DWS spürbare Verbesserungen im Zinsergebnis der Banken entsprechend nicht vor 2021 in den Bankbilanzen zeigen. Laut Russell Silberston, Co-Head Developed Market FX & Rates, Investec Asset Management, wurden die Hoffnungen des Bankensektors auf eine Entlastung des negativen Einlagenzinses der EZB zunichte gemacht, da der EZB-Rat nach wie vor der Ansicht sei, dass die Vorteile einer sehr lockeren Geldpolitik die Kosten für die Banken überwiegen, die durch die Platzierung grosser Mengen überschüssiger Reserven in der Bilanz der EZB bei -0,4 % Zins entstehen.
"Was die Marktreaktion betrifft, so war diese im Vergleich zu den Erwartungen gemässigt, da viele Marktteilnehmer nicht damit gerechnet haben, dass die neuen TLTROs bei diesem Treffen angekündigt werden", sagt Silberston. Insgesamt hat die EZB deutlich mehr geliefert als gedacht, der geldpolitische Grad ist damit sogar noch expansiver geworden als er ohnehin schon war. Spekulationen, dass damit die Zinsen noch lange niedrig bleiben, erhalten damit weiter Auftrieb. Dennoch: Dass auch 10 Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise TLTROs notwendig sind, zeigt, dass das Finanzsystem noch weit von der Normalität entfernt ist, kommentiert Johannes Müller.
EZB zeigt sich besorgter, als erwartet
Die drastische Reduzierung der BIP-Wachstumsprognosen und die weitere Einschätzung der wirtschaftlichen Chancen und Risiken als negativ bedeutet laut DWS, dass die EZB weiterhin über die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum besorgt ist. Dennoch werde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession als sehr gering eingeschätzt, ebenso wie erneute Deflationssorgen. "Diese Sitzung hat uns überrascht. Die EZB zeigt sich deutlich besorgter über Europas Wirtschaft, als von allen erwartet. Wie ernst die Anleger die Sorgen der EZB nehmen, zeigt sich an den Marktreaktionen, die trotz des akkommodierenden Tons negativ waren", sagt Ulrike Kastens, Volkswirtin der DWS.
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