Bank of Japan überrascht, US-Zinserhöhung im Dezember
Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank.
Die Bank of Japan (BoJ) hat mit ihren jüngsten Ankündigungen die Markterwartungen verfehlt und dennoch überrascht. "Kontrolle der Zinskurve" lautet das neue Losungswort der japanischen Geldpolitik. Derweil hat die US-Notenbank (Fed) erwartungsgemäss keine Änderungen an ihrer aktuellen Ausrichtung vorgenommen. Eine Zinserhöhung im Dezember ist dennoch wahrscheinlich.
23.09.2016, 08:30 Uhr
Redaktion: jog
Im Vorfeld der BoJ-Sitzung diese Woche war über eine Absenkung des Negativzinses auf Überschussreserven (aktuell -0.1%), eine Ausweitung der Wertschriftenkäufe oder die direkte Finanzierung von Staatsausgaben durch die Notenbank (Helikoptergeld) spekuliert worden. Nichts von dem wird umgesetzt.
Japan: Kontrolle der Zinskurve Die im Juli angekündigte Überprüfung der bisherigen Geldpolitik hat zu ganz anderen Ergebnissen geführt. Konkret hat die BoJ folgendes beschlossen:
Kontrolle der Zinskurve: Die BoJ will neu nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die langfristigen Zinsen kontrollieren. Dazu passt sie ihre bisherigen Anleihenkäufe so an, dass sich die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen auf dem heutigen Niveau (+/- 0%) einpendelt und nicht noch weiter zurückgeht. Sie geht davon aus, dass das jährliche Kaufvolumen weiterhin etwa JPY 80 Bio. betragen wird. Es wird aber nicht mehr gleichmässig über das Jahr verteilt, sondern den Gegebenheiten zur Zielerreichung angepasst.
Überschiessen der Inflation: Um die angestrebte Reflationierung der Wirtschaft zu erreichen, verpflichtet sich die BoJ, die Geldmenge solange auszudehnen, bis das bisherige Inflationsziel von 2% nachhaltig übertroffen wird.
Fokus Topix: Bei den Aktienkäufen, die im Juni auf fast JPY 6 Bio. pro Jahr erhöht worden waren, wird der Fokus künftig stärker auf den umfassenderen Topix (knapp 2'000 Aktien) gelegt. Die enger gefassten Nikkei-Indizes verlieren dadurch an relativer Bedeutung.
Die direkte Kontrolle auch des langen Endes der Zinskurve ist ein Novum in der Geldpolitik. Sie basiert wohl auf der Erkenntnis, dass noch weiter sinkende Kapitalmarktrenditen womöglich mehr Schaden anrichten, als dass sie helfen. Die BoJ hält sich aber sämtliche Optionen offen. Sieht sie Bedarf, so wird sie nicht zögern, wieder an der Zinsschraube zu drehen oder ihr Wertpapierkaufprogramm anzupassen.
USA: Kaum Neues von der Fed So überraschend die Massnahmen der BoJ, so absehbar war die gestrige Ankündigung der Fed, nicht an der Zinsschraube zu drehen. Die erneute Verschiebung der nächsten Zinserhöhung war zu erwarten. Die Fed sieht die US-Wirtschaft insgesamt zwar weiterhin auf Kurs, insbesondere was den Arbeitsmarkt und den Konsum betrifft. Sie ortet aber gewisse Schwächen bei den Investitionen und auch die Inflation hat noch nicht im gewünschten Ausmass (2%) angezogen. Man könne vorläufig auf eine Zinserhöhung verzichten, meinte Fed-Chefin Janet Yellen.
Neu an den Aussagen der Fed ist, dass sie im kommenden Jahr nur noch mit zwei Zinsschritten rechnet (bisher drei) und der auf lange Sicht als neutral angesehene Zinssatz einmal mehr reduziert wurde (von 3.15% auf 2.9%). Aber auch das ist keine echte Überraschung mehr.
Die Einigkeit innerhalb des Fed-Entscheidungsgremiums bröckelt allerdings. Immerhin drei der zehn stimmberechtigten Vertreter haben sich für eine sofortige Zinserhöhung ausgesprochen. Diese Tatsache sowie der Wortlaut ("vorläufig") im Fed-Kommentar lassen eine baldige Zinserhöhung immer wahrscheinlicher erscheinen. Vermutlich nicht beim nächsten Fed-Meeting am 2. November unmittelbar vor den Präsidentschaftswahlen, sondern am 14. Dezember.
Das Ende der geldpolitischen Fahnenstange ist in Japan noch nicht erreicht. Weitere Massnahmen sind möglich bis wahrscheinlich. Am langen Ende der Zinskurve ist der "Anker" gesetzt (bei 0%), eine weitere Absenkung der Leitzinsen könnte jedoch folgen. Und auch die diesmal nicht thematisierte Verknüpfung von Geld- und Fiskalpolitik ist nicht vom Tisch. Japan bleibt für uns deshalb ein interessanter Markt (Aktien Japan in den Portfolios übergewichtet, währungsgesichert).
In den USA stehen die Zeichen auf "Zinserhöhung im Dezember". Angesichts von Kursen nahe der Höchststände und einer stattlichen Bewertung lässt die SZKB in den USA weiter vorsichtig agieren (Aktien USA untergewichtet).
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