Ausverkauf von EM-Währungen könnte weitergehen

Marcelo Assalin, Lead Portfolio Manager Local Currency bei ING Investment International
Marcelo Assalin, Lead Portfolio Manager Local Currency bei ING Investment International

Nach Ansicht von ING Investment Management International besteht noch Raum für einen weiteren Kursrutsch bei Emerging Markets-Währungen, da ein Anstieg der Zinsen auf US Treasuries gerade Länder mit hohen aussenwirtschaftlichen Ungleichgewichten, wie die Türkei (TRY), Indien (INR), Brasilien (BRL), Südafrika (ZAR) und Indonesien (IDR), belasten würde.

15.10.2013, 14:51 Uhr

Redaktion: dab

Dazu Marcelo Assalin, Lead Portfolio Manager Local Currency bei ING Investment International: „Ein Anstieg der Zinsen auf US Treasuries würde es diesen Ländern zusätzlich erschweren, die Portfoliozuflüsse anzuziehen, die sie zur Finanzierung ihrer Aussenhandelsbilanzen benötigen. Falls die Marktbedingungen sich verschlechtern, könnten sie sogar erhebliche Portfolioabflüsse erleben. Ein weiterer Kursrutsch ist daher nicht auszuschliessen. Dennoch sind wir der Meinung, dass der Markt die anstehende Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed bereits hinreichend eingepreist hat und die Zinsen auf US-Staatsanleihen daher ab jetzt nur noch allmählich ansteigen werden. Entsprechend dürften sich diejenigen EM-Währungen, die im Zuge des jüngsten Anstiegs der US-Zinsen massiv abgestossen wurden, in nächster Zeit wieder stabilisieren.“

In den letzten Jahren stieg der Verkaufsdruck auf den US-Dollar. Grund waren die extrem niedrigen Zinsen in der entwickelten Welt, die den gewaltigen Kapitalstrom auf die lokalen EM-Märkte angeschoben haben. Mit den steigenden US-Zinsen seit Mai 2013 beobachtet ING IM genau das Gegenteil. An den EM-Lokalmärkten kam es in diesem Zeitraum zu immensen Kapitalabflüssen. Die Sorge, dass sich dieser Trend fortsetzen könnte, trübte die Anlegerstimmung und steigerte den Kurssicherungsbedarf. Dieses negative Umfeld für EM-Währungen hat sicherlich günstige Bedingungen für spekulative Wetten gegen die anfälligsten Währungen geschaffen. ING IM geht deshalb davon aus, dass mit stabilisierenden US-Zinsen der Kapitalabfluss kurzfristig nachlassen wird.

Zu ING IMs Ausblick auf EM-Währungen erklärte Assalin weiter: „Angesichts des sehr schwierigen Marktumfelds und der erheblichen Ungewissheiten belassen wir die Risikoallokation in unseren Portfolios bei einem Minimum. Unser Markt-Exposure gegenüber EM-Währungen ist momentan sehr begrenzt. In diesem Segment setzen wir eher auf Relative-Value-Trades, also die Finanzierung von Long-Positionen durch Short-Positionen im EMFX-Segment. Wir ziehen MXN, BRL, PEN, RUB, KRW und PHP vor, denn diese Länder sind unserer Auffassung nach grundsätzlich in einer besseren Position, um widrige Marktbedingungen zu verkraften. Brasilien profitiert hier von seinen hohen Fremdwährungsreserven. Bei TRY, INR, IDR und ZAR bleiben wir wegen ihrer hohen Leistungsbilanzdefizite und geringen Fremdwährungsreserven vorsichtig.“

Trotz seiner auf kurze Sicht vorsichtigen Haltung sieht ING IM die Entwicklung in den Schwellenländern langfristig optimistisch. Nach Meinung des Hauses wird die Anlegerschaft schliesslich wieder auf attraktive Bewertungen fokussieren und die Asset-Klasse erneut gute Performance-Zahlen verbuchen. Die derzeitige grosse Korrektur sollte damit den Weg für vielfältige attraktive Gelegenheiten zur Neupositionierung in dieser Asset-Klasse ebnen. In seinem Basisszenario geht ING IM zwar von einer baldigen Stabilisierung der US-Zinsen und damit einer günstigeren Kursentwicklung im EMFX-Segment aus. Doch wäre es nach Einschätzung des Hauses verfrüht, die Kurskorrektur als überzogen zu bezeichnen. Denn schliesslich bestehen im Hinblick auf den angekündigten Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik der Fed immer noch allerhand Unwägbarkeiten. Und angesichts der Bedeutung, die die Portfoliozuflüsse für viele EM-Länder haben, dürfte die hohe Korrelation zwischen Schwellenländerwährungen und den Zinsen auf US Treasuries anhalten.

Assalin schloss mit den Worten: „Trotz der gestiegenen Volatilität und der allgemein verhaltenen Aussichten für EM-Währungen sind viele dieser Währungen auch nach der Korrektur noch attraktiv. Als besonders interessant schätzen wir BRL, CLP , MXN, PEN, RUB, KRW und PHP ein. Wir sind indes davon überzeugt, dass die Währungen von Ländern mit hohen aussenwirtschaftlichen Ungleichgewichten stärkerem Gegenwind ausgesetzt sein werden. Der brasilianische Real bildet hier wegen der beträchtlichen Fremdwährungsreserven, die Brasilien in den letzten Jahren anhäufen konnte, eine Ausnahme. Nachdem die brasilianische Zentralbank kürzlich ein Interventionsprogramm angekündigt hat, haben wir unsere BRL-Position übergewichtet. Wir werden die weitere Entwicklung genau im Auge behalten.“

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