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Ausblick 2019: Jenseits traditioneller Muster denken

Bild: Pixabay
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In der spätzyklischen Phase gelte es, Portfolios wetterfest für stürmische Wendepunkte und überraschende Marktereignisse zu machen, raten die Experten von J.P. Morgan AM. Dazu müsse man über traditionelle Muster hinaus denken.

18.12.2018, 14:06 Uhr

Redaktion: rem

Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management könnte sich das Jahr 2019 als symbolisches Jahr für Anleger erweisen: Sollte die Expansion in den USA bis Mitte 2019 anhalten, würde sie damit einen neuen Rekord für die Dauer eines US-Zyklus setzen. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund der Paradoxien beachtlich, die diesen Zyklus prägen: Die Leitzinsen in einzelnen Industrieländern steigen, liegen jedoch auch weiterhin unterhalb der Tiefststände früherer Zyklen. Gleichzeitig haben die Arbeitslosenquoten in den G7-Ländern den niedrigsten Stand seit 40 Jahren erreicht.

Trotz der aktuellen Volatilität stellt die Hausse des S&P 500 die längste jemals verzeichnete Aufwärtsphase dar, wobei die zwischen den Tiefst- und Höchstständen verbuchten Zugewinne fast dem Doppelten des Durchschnitts anderer Bullenmärkte während der letzten 50 Jahre entsprechen. Und während einerseits technologische Entwicklungen geografische Grenzen und funktionale Barrieren aushebeln, könnte Handelsprotektionismus auf der anderen Seite – zumindest kurzfristig – einen Rückzug der Globalisierung erzwingen. Dies sind nur einige der Herausforderungen für Anleger, die der langfristige Kapitalmarktausblick von J.P. Morgan Asset Management thematisiert.

"Allein das chronologische Alter der aktuellen Wachstumsphase löst erhebliche Spekulationen darüber aus, wann der aktuelle Zyklus ein Ende finden dürfte. Und wenn auch niemand das Ende des Zyklus genau vorherzusagen vermag, ist es wichtig, die Eigenarten spätzyklischer Phasen zu verstehen und sich auf einen Marktabschwung vorzubereiten – wann auch immer dieser eintritt", erläutert Claude Kurzo, Country Head und CEO J.P. Morgan Asset Management Schweiz.

Bewährte Konzepte überprüfen und ergänzen
Wie er sagt, bedeutet die Endphase des Zyklus, dass eine Diskontinuität und ein Umfeld zu erwarten sind, die – zumindest für eine gewisse Zeit – deutlich von der Normalität abweichen. "Ein Grossteil unserer Kennzahlen und finanziellen Instrumentarien orientiert sich an durchschnittlichen Ergebnissen und einer langfristigen Rückkehr zum Mittelwert und zeigt daher an wichtigen Wendepunkten eines Zyklus womöglich nicht immer das gesamte Bild", betont Kurzo. Das bedeute nicht, dass diese bewährten Instrumente verworfen werden sollten oder von einer Rückkehr zu langfristigen Mustern und Mittelwerten abzusehen sei.

Aber, um bessere Einblicke während des gesamten Zyklus zu erhalten, sollten laut Kurzo klassische "Mean-Reversion-Konzepte" ergänzt und die Annahmen bezüglich einer Rückkehr zu den Mittelwerten einer näheren Untersuchung unterzogen und kritisch überprüft werden. Denn Wirtschaftsräume und Märkte können sich – wie dieser aktuelle Zyklus immer wieder gezeigt hat – über einen langen Zeitraum hinweg vom Gleichgewichtswert entfernen. Und auch dieser Gleichgewichtspunkt selbst ist alles andere als statisch. "Der Umgang mit spätzyklischen Phasen verlangt von Anlegern, sich in ihrem Denken und Handeln vom Mittelwert und anderen traditionellen Mustern abzuwenden und zu beurteilen, wie Wendepunkte des Zyklus, selbst in diversifizierten Portfolios, zu nichtlinearen Ergebnissen führen könnten", so Kurzo.

Zyklischer Gegenwind
"Einige der Faktoren, die das Ende dieses Zyklus schneller herbeiführen, können auf lange Sicht auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Investmentlandschaft haben", führt er weiter aus. Tatsächlich verändere sich womöglich auch der Charakter des Zyklus selbst, und damit auch die Ursachen von Rezessionen – und die jeweils zu ergreifenden Gegenmassnahmen. Beispielsweise stellen die Verschuldungsniveaus und das Ausmass der Zentralbankbilanzen neue politische Herausforderungen dar.

Gleichzeitig entwickelt sich die Struktur der Kapitalmärkte weiter, wodurch sich für Anleger neue Rendite- und Risikoquellen ergeben. "Wir sehen kaum Aufwärtsdruck auf die Preisinflation und rechnen damit, dass die Inflation in künftigen Zyklen häufig unter den Zielen der Zentralbanken liegen wird. Dies hat zur Folge, dass unsere US-Inflationserwartungen leicht sinken", so Kurzo.

Aus Ertragssicht seien für ein US-Portfolio mit einer Gewichtung von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen leicht gestiegene Erträge, von 5,25 auf 5,50 Prozent zu erwarten. Ein Hinweis darauf, dass die USA sich tatsächlich in einer späten Phase des Zyklus befinde, zeige sich darin, dass dieses Wachstum ausschliesslich auf Anleiherenditen zurückzuführen sei. Vor allem aber sei die erwartete Sharpe Ratio für US-Staatsanleihen inzwischen zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt deutlich höher als ihr Pendant für US-Aktien.

Laut Kurzo sollte das weltweite Wirtschaftswachstum im Durchschnitt annualisiert für die nächsten 10 bis 15 Jahre bei 2,5 Prozent bleiben – der langfristige Ausblick bleibt somit unverändert zum Vorjahr. Trotz einiger Anpassungen auf Länderebene sind die Wachstumsaussichten damit stabil und die Risiken zeigen sich ausgeglichen.

Alternative Strategien als Lichtblick

Aus der Sicht der Experten von J.P. Morgan spiegeln die Prognosen für Aktien die unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten des letzten Jahres wider: Die Aussichten für US-Aktien sind leicht gesunken und die US-Aktienrisikoprämie liegt unter den langfristigen Durchschnittswerten. Die Prognosen für Aktien aus Schwellenländern sind gestiegen und haben die Lücke zwischen den Renditeprognosen für entwickelte und aufstrebende Aktien leicht vergrössert. Die Annahmen zur Gleichgewichtsrendite für globale Aktien sind stabil und angemessen attraktiv.

Für Anleihen zeigen Prognosen, dass der Geldmarktsatz in diesem Zyklus weiter ansteigen wird, es gibt ein geringeres Aufwärtsrisiko für langfristige Erträge. Dies wird am Ende dieses Zyklus wahrscheinlich zu einer Flachen oder invertierten Zinskurve führen, wenn auch auf niedrigeren absoluten Zinssätzen. Niedrigere Zinsen und flachere Kurven dürften während der nächsten Zyklen ein säkularer Zustand sein. Hochzinsanleihen und Schwellenländer-Bonds bieten im Fixed-Income-Bereich weiterhin die besten Renditechancen.

Alternative Strategien sind laut den Experten absolut und relatv ein Lichtblick, was mit der Verbesserung der Alpha-Erwartungen für Private Equity zusammenhängt. Angesichts der langfristig niedrigen Ertragschancen in traditionellen Anlageklassen ist davon auszugehen, dass alternative Anlagen unverändert Mittelzuflüsse sehen werden. Die Managerauswahl bleibt dabei die wichtigste Determinante für die Renditechancen.

Die Währungsprognosen haben sich für die wichtigsten Währungen wiederum kaum verändert, was die relative Stabilität der langfristigen Aussichten in diesem Jahr widerspiegelt. Während der US-Dollar deutlich über dem fairen Wert bleibt, zeigt die Prognose, dass er sich gegenüber den meisten Währungen abschwächen könnte. Die Renditen aus der internationalen Diversifizierung für USD-basierte Anleger steigen, haben jedoch den gegenteiligen Effekt für Anleger, deren Ausgangswährung nicht der Dollar ist.

Weiter stellen die Experten fest, dass trotz Bedenken über US-Defizit und Schuldendynamik, die voraussichtlich nur im Laufe der Zeit zunehmen werden, nicht zu erwarten ist, dass die Position des US-Dollars als Reservewährung der Welt im nächsten Zyklus gefährdet sein wird.

Management jenseits traditioneller Muster
Claude Kurzo sieht insbesondere langfristige Anleger gefordert, die Elemente des aktuellen Zyklus, die sich zu strukturellen Merkmalen des nächsten entwickeln könnten, zu identifizieren – da zyklische Verzerrungen dauerhaften Charakter annehmen oder Gleichgewichtspunkte sich verschieben könnten. "Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, sind Anleger gut beraten, sich auf aktiveres Management in Verbindung mit langfristigen Themen zu konzentrieren. Zudem sollten sie sicherstellen, dass sämtliche Elemente des Risikos – nicht nur das Marktrisiko – angemessen vergütet werden. Sich auf die Spätphase des Zyklus einzustellen bedeutet schliesslich nicht, Risiken ganz zu vermeiden – aber Anleger müssen sich darüber im Klaren sein, welche Risiken sie wo eingehen", schliesst Kurzo.

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