Im Kern ist Factor Investing eine bahnbrechende Weiterentwicklung fundamentaler
Investmentkonzepte wie Marktpreisbildung, Risiko und Rendite, die das Asset Management dauerhaft verändern könnte, meint Stephen Quance von Invesco.
17.07.2018, 08:26 Uhr
Redaktion: cwe
Faktorstrategien etablieren sich zunehmend als dritte Säule des Investierens neben traditionellen Alphastrategien und marktkapitalisierungsgewichteten Indexportfolios. Noch immer aber kontrollieren die meisten Investoren die Faktorrisiken ihres Portfolios nicht und verfolgen auch keine Faktorstrategien. Damit könnten sie sich eine bedeutende Chance entgehen lassen, ihre Anlageergebnisse insgesamt zu optimieren, meint Stephen Quance, Director of Factor Investing bei Invesco. Er plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, um die Vor- und Nachteile aktiver, passiver und faktorbasierter Anlagestrategien zu verstehen und bessere Anlageentscheidungen zu treffen.
Als erstes sollten sich Anleger seiner Ansicht nach auf die steuerbaren Elemente einer Anlage konzentrieren: die Asset-Allokation, die Aktiv-/Passiv-Entscheidung und die Gebühren, die den Vorteilen des jeweiligen Ansatzes gegenübergestellt werden sollten. Ob eine Strategie aktiv oder passiv sei, liesse sich dabei nur aus dem jeweiligen Kontext heraus entscheiden. Beispielsweise sei ein Fonds, der den S&P 500 Index abbildet, nur gegenüber dieser speziellen Benchmark passiv, nicht aber im Vergleich zu einem globalen Anlageuniversum.
Indes sollten sich Anleger, die ihr Geld aktiven Managern anvertrauen, darüber im Klaren sein, dass es bei Alphastrategien immer Gewinner und Verlierer gebe. Wenn ein Manager ein positives Alpha erwirtschafte, müsse es einen Manager mit negativem Alpha geben, da beide Teil des Marktes sind, dessen Alpha gleich null ist. Investoren, die verstehen, welche Rolle aktive Manager spielen und wo das Alpha herkommt, könnten auch ihren Manager besser auswählen und beurteilen, so Quance. Erwarten sollten Investoren von ihrem aktiven Manager dabei vor allem, dass er mit Können, Erfahrung, Wissen oder einem anderen Vorteil Mehrwert schafft.
Wissenschaftlich fundierter Ansatz
Factor Investing wiederum ist ein systematischer, wissenschaftlich fundierter Ansatz, der auf rendite- und risikorelevante Eigenschaften eines Assets sogenannte Faktoren abzielt, und so ein besseres Verständnis der Märkte und Asset-Allokation ermöglicht. Ein Portfolio kann auf einen bestimmten Investmentfaktor wie Bewertung (Value), Momentum, Qualität (Quality) oder Größe (Size) ausgerichtet werden. Daneben betrachten Investoren auch Makro-Faktoren, um die konjunkturellen Einflüsse auf ihre Portfolios zu beurteilen.
Da Faktorrisiken helfen, die Rendite eines Wertpapiers zu erklären, haben alle Investoren grundsätzlich gewisse Faktorrisiken in ihren Portfolios. Wenn sie aber keinen expliziten faktorbasierten Ansatz verfolgen, können ihre Portfolios ein ganz anderes Risiko-Ertrags-Profil aufweisen als beabsichtigt. Durch eine gezielte Faktorstrategie können Investoren ihre Faktorrisiken direkt steuern. Es ist ein disziplinierter Prozess, von dem in erster Linie die profitieren dürften, die sich die Zeit nehmen, um zu verstehen, worauf sie sich hier einlassen, so Quance.
Mit Blick auf die Einordnung von Faktoren in das Aktiv-/Passiv-Rahmengerüst merkt der Invesco-Experte an, dass die Faktorperformance zu einem gewissen Grad der Marktperformance ähnelt. So wie niemand sagen könne, ob europäische Aktien heute steigen oder fallen, könne auch keiner den Fortbestand einer Bewertungs- oder Grössenprämie garantieren. Wie bei aktiven Anlagestrategien könnten Investoren die Vermögensaufteilung anpassen und die Gewichtung eines oder mehrerer Faktoren erhöhen oder verringern. Wichtig dafür sei ein fundiertes Verständnis der Risiko-Ertrags-Chancen von Faktorstrategien.
Kein Nullsummenspiel
Im Gegensatz zu aktivem Investieren sei Factor Investing aber nicht unbedingt ein Nullsummenspiel. Der Grund: Beim traditionellen aktiven Investieren haben alle das gleiche Ziel, nämlich den Index zu schlagen. Factor Investing dagegen kann Lösungen für die Anforderungen und Wünsche unterschiedlicher Investoren bieten.
Noch wählen die Investoren vor allem passive Lösungen mit Indexfonds (ETF), die einen Ein- oder Mehrfaktorenindex abbilden, an Stelle einer aktiveren Umsetzung, die mit speziellen Faktoren, komplexen Faktordefinitionen, der laufenden Überarbeitung der Faktorallokation und/oder neuen Techniken arbeitet. Mit einem derart aktiven Faktoransatz, so Quance, könnten aktive Faktorstrategien problemlos auf die Ziele und Risikotoleranz des einzelnen Anlegers ausgerichtet werden und mit der sich ständig verändernden Welt Schritt halten.
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