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"Active Ownership" – Engagement als zentraler Erfolgsfaktor

Fabio Oliveira, ESG Officer, und Peter Bezak, Anlageexperte bei der Zurich Invest AG
Fabio Oliveira, ESG Officer, und Peter Bezak, Anlageexperte bei der Zurich Invest AG

Die Reduktion von Klimarisiken im Portfolio gewinnt bei vielen Investoren weiter an Relevanz. Wie das durch Active Ownership gelingen kann, erklären Fabio Oliveira, ESG Officer, und Peter Bezak, Anlageexperte bei der Zurich Invest AG im Interview.

24.10.2022, 08:04 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: alm

Warum gilt Engagement beim "Active Ownership" als zentraler Erfolgsfaktor?

Peter Bezak: Ein wirkungsvoller Engagement-Ansatz mit gezielter Ausrichtung auf die ESG-Dimensionen bewirkt Veränderungen auf der Unternehmensebene. Diese führen so zu besseren Investitionsentscheidungen und fördern darüber hinaus das Bewusstsein für die Relevanz von Nachhaltigkeit. Unter den verschiedenen ESG-Initiativen setzen wir in besonderem Masse auf "Active Ownership". Zu den Ansätzen beim "Active Ownership" gehört aber nicht nur Engagement. Auch die Stimmrechtsausübung und Ausschlüsse spielen hier eine wichtige Rolle. "Active Ownership" ist ein effektiver Weg, um positive Bewegungen in Unternehmen hervorzurufen. Es hat sich deshalb als Werkzeug in der ESG-Integrations-Toolbox von Investoren etabliert.

Wie zeichnet sich dieser wichtige Engagement Ansatz konkret aus?

Peter Bezak: Engagement findet bei uns auf drei Ebenen statt. Die von uns beauftragten externen Vermögensverwalter sind zu einer regelmässigen Berichterstattung verpflichtet. Dabei müssen sie unter anderem auch Rechenschaft über ihre Engagement-Fortschritte ablegen. Die Verwalter in unseren Aktien- und Obligationen-Mandaten mit einem Gesamtvolumen von etwa 18 Milliarden Schweizer Franken stehen mit etwa 700 Firmen in einem aktiven Engagement-Dialog. So wird die ESG-Leistung überwacht und gleichzeitig Einfluss auf die Praktiken und die Leistung der zugrundeliegenden Unternehmen bei ESG-Themen genommen. Um noch schlagkräftiger zu agieren, haben wir uns einem internationalen Engagement-Pool angeschlossen. Hier erfolgt eine Abstimmung mit anderen Investoren, um gemeinsam auf Unternehmen in Fragen von ESG-Risiken und -Leistungen zuzugehen. Ein ebenso wichtiger Bereich ist das "Climate Action Engagement" der Zurich Gruppe, das dem Prinzip des gemeinsamen Fortschritts folgt. An diesem beteiligen wir uns aktiv im Rahmen unserer Klimapolitik.

Herr Bezak hat die Ausschlüsse angesprochen. Herr Oliveira, wie wichtig ist der Ausschlussansatz und wie gehen Sie dabei vor?

Fabio Oliveira: Zuerst möchte ich festhalten, dass Ausschluss immer auch bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Ausschluss ist für uns ein wichtiger Ansatz, der uns dabei hilft, Unternehmen zu identifizieren, die unsere Anforderungen nicht erfüllen. Unsere Beurteilung basiert unter anderem auf drei wichtigen Prinzipien. Erstens: Als Ergänzung zu den Ausschlussprinzipien des Schweizer Vereins für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) ziehen wir die UN-Global-Compact-Prinzipien heran. Dabei werden Unternehmen ausgeschlossen, die gegen die UN-Global-Compact-Prinzipien für kontroverse Waffen verstossen. Dies sind Unternehmen, die verbotene Streumunition oder Antipersonenminen herstellen, lagern, vertreiben, vermarkten oder verkaufen. Zweitens wenden wir die Prinzipien der Zurich Gruppe hinsichtlich des Klimas an. So werden zum Beispiel Unternehmen ausgeschlossen, die mehr als 30% ihres Umsatzes mit dem Abbau von Thermalkohle erzielen. Und drittens schliessen wir bei Alternativen Anlagen kontroverse Sektoren aus, so genannte Sin-Sektoren. Dies bedeutet den Ausschluss von Unternehmen, die direkt moralisch verwerflichen Aktivitäten nachgehen. Dazu gehören zum Beispiel die Alkohol- und Tabakproduktion oder Glücksspiele.

Was erreicht man konkret mit Ausschlüssen und welche Rolle sollten diese im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie einnehmen?

Fabio Oliveira: Auf den ersten Blick erreicht man wenig. Der Ausstieg eines Investors aus einem Unternehmen wird von anderen oft als günstige Kaufgelegenheit wahrgenommen. Trotzdem ist es zentral, Emittenten und Unternehmen, die gegen eigene Werte und Normen verstossen, zu identifizieren und mit diesen in einen Dialog zu treten, bevor sie aus dem Anlageportfolio ausgeschlossen werden.

Vor dem Ausschluss sollten immer vorgelagerte Engagement-Initiativen stehen. Diese haben das Ziel, ein Unternehmen dazu zu bringen, sich zu verändern oder zu verbessern. Hierbei kommt der Engagement-Ansatz mittels Dialog zum Tragen, wie von Peter Bezak bereits eingangs erwähnt. Besonders im Rahmen des Engagements ist das Führen eines Dialogs für einzelne Investoren von besonderer Relevanz. Darüber hinaus können sich Pensionskassen, Sammelstiftungen und andere Investoren in einem Engagement-Pool zusammenschliessen und gemeinsam einen gezielten Dialog mit ausgewählten Unternehmen führen, um so Verbesserungsprozesse auszulösen und Risiken zu minimieren. Je grösser die Investorengruppe, desto eher wird sie wahrgenommen.

Gibt es da bestimmte Initiativen?

Fabio Oliveira: Es muss uns bewusst sein, dass es einfacher ist, ein mögliches Fehlverhalten des Managements zu ändern, als ein Unternehmen dazu zu bewegen, sich komplett zu transformieren. Es ist unrealistisch anzunehmen, dass ein Mineralölunternehmen von heute auf morgen zu einem Windturbinenhersteller transformiert wird. Als Investor und Miteigentümer ist es aber möglich, das Mineralölunternehmen auf seinem Weg zu begleiten und darauf hinzuwirken, in Innovationen und damit in neue Geschäftsfelder, wie etwa erneuerbare Energien, zu investieren. So vereint zum Beispiel die Initiative "Climate Action 100+" über 700 Vermögensverwalter, Vorsorgeeinrichtungen und andere Investoren. Mit ihrer geballten Kraft lassen sich Veränderungen und Verbesserungen herbeiführen, die dem Investor, dem Unternehmen und der Gesellschaft als Ganzem dienen.

In diesem Jahr steht die Nachhaltigkeitsberichterstattung bei vielen Finanzmarktteilnehmern ganz oben auf der Agenda. Wie sehen die aktuellen Entwicklungen aus?

Peter Bezak: Ja, genau. Für börsennotierte Unternehmen in der EU mit mehr als 500 Mitarbeitenden ist es ein besonders wichtiges Jahr, weil sie zum ersten Mal nach den Vorgaben der EU-Taxonomie berichten müssen. In diesem Sommer hat der Bundesrat mit "Swiss Climate Scores" für die Schweiz ein Zeichen zur nachhaltigen Positionierung des Schweizer Finanzplatzes gesetzt. Hier geht es um Klimatransparenz bei Finanzanlagen. Die Schweiz übernimmt damit bei der Schaffung von Transparenz von klimaverträglichen Finanzflüssen eine Pionierrolle. Die "Swiss Climate Scores" sollen eine Best Practice in der Transparenz von klimaverträglichen Finanzanlagen schaffen. Damit fördert der Bund Anlageentscheidungen, die dazu beitragen, die globalen Klimaziele zu erreichen. Mit den Messgrössen "Treibhausgasemissionen" und "Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen" können Investoren erfassen, wie stark das diesbezügliche Exposure in einem Investment-Portfolio ist. Weitere Messgrössen berücksichtigen zukünftige Entwicklungen und nehmen Bezug auf die globalen Klimaziele sowie den Netto-Null-Pfad bis 2050. Diese insgesamt sechs Indikatoren schaffen einen gemeinsamen Rahmen, an dem sich Finanzinstitute orientieren können. Zur Anwendung der "Swiss Climate Scores" sind Finanzunternehmen allerdings derzeit nicht verpflichtet. Ihre Anwendung geschieht auf freiwilliger Basis.

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