Ernst Glanzmann managed seit zehn Jahren den JB Japan Stock Fund bei Swiss & Global Asset Management.
Der JB Japan Stock Fund feiert sein 20-jähriges Bestehen. Fondstrends sprach mit Ernst Glanzmann über das Fondskonzept und die wieder erstarkte japanische Wirtschaft.
11.06.2013, 10:45 Uhr
Redaktion: dab
Herr Glanzmann, die japanischen Aktienkurse sind kürzlich kräftig gefallen, liegen aber seit Mitte November 2012 immer noch um mehr als 50% im Plus. Sehen Sie noch Chancen für Anleger?
Ernst Glanzmann: Kurzfristig kann es Schwankungen geben, aber mittel- bis langfristig sollte der japanische Aktienmarkt in einem globalen Portfolio nicht fehlen. Dank der soliden Wirtschaftspolitik in Japan, des konstanten Wachstums in den meisten Regionen der Welt und der anhaltenden Schwäche des Yen dürften die Gewinnerwartungen weiter angehoben werden und einen robusten Aktienmarkt unterstützen.
Welche Rolle spielt der Yen für die lokalen Unternehmen?
Seit der Finanzkrise von 2007 bis 2008 waren japanische Unternehmen mit einer Aufwertung ihrer Währung um 60% gegenüber dem US-Dollar konfrontiert. Darüber hinaus mussten sie sich der Katastrophe in Fukushima im März 2011 und später im Jahr schweren Überschwemmungen in der Monsunzeit in Thailand stellen. Die Geschäftsleitungen unternahmen energische Schritte, um in diesem schwierigen Umfeld die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und weiter im Ausland zu expandieren. Die unvermindert starke Währung hatte jedoch die gesteigerte operative Effizienz verschleiert. Deshalb trat der japanische Aktienmarkt auf der Stelle, während die anderen Märkte von den Tiefstwerten des Jahres 2009 stiegen.
Der "Drei-Pfeile"-Plan von Premierminister Shinzo Abe scheint die Blockade gelöst zu haben.
So ist es. Anders als bei früheren politischen Veränderungen sahen die Finanzmärkte die Massnahmen als glaubwürdig an, insbesondere die monetären Schritte. Der Yen fiel gegenüber dem US-Dollar wieder in die niedrigere Handelsspanne von 100 bis 120 zurück, die zuletzt vor der Finanzkrise zu beobachten war, und der Aktienmarkt hat die Lücke weitgehend geschlossen.
Wie werden sich die Unternehmensgewinne Ihrer Einschätzung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Laut unseren Analysen der Bloomberg-Daten sollten sich die Reingewinne der Unternehmen im MSCI Japan in den nächsten drei Jahren verdoppeln. Etwa 60% dieser Steigerung dürfte in diesem Geschäftsjahr realisiert werden, die verbleibenden 40% in den Geschäftsjahren 2014 und 2015. Anders formuliert: Nach einer gewaltigen Steigerung in diesem Geschäftsjahr dürften die Reingewinne der Unternehmen danach gemäss unserer Einschätzung bis Ende März 2016 um 15% pro Jahr wachsen. Damit würden sie andere Industrieländer übertreffen, die voraussichtlich 10% pro Jahr zulegen werden.
Welche Sektoren sind besonders interessant?
Die grössten Beiträge zu dieser gewaltigen Kehrtwende werden voraussichtlich die Automobilproduzenten und die Hersteller von Kfz-Bauteilen leisten. Die Stromproduzenten dürften sich von den massiven Verlusten nach Fukushima erholen und bis März 2016 bedeutende Reingewinne erwirtschaften. Dank noch rigoroserer Massnahmen zur Verbesserung der Rentabilität sollte auch die geschwächte Unterhaltungselektronikbranche bald wieder schwarze Zahlen schreiben. Solides Wachstum zeichnet sich unter anderem auch für Unternehmen der Medizinaltechnik ab.
Es wurden auch Strukturreformen angekündigt in welchen Bereichen erwarten Sie Anpassungen?
Die bevorstehenden Strukturreformen in Japan beinhalten voraussichtlich Freihandelsabkommen (unter anderem die transpazifische Partnerschaft sowie Handels- und Investitionsverhandlungen unter den elf Pazifik-Anrainerstaaten), Sonderwirtschaftszonen und Unternehmenssteuersenkungen. Auch eine Deregulierung in der Landwirtschaft und im Gesundheitssektor sowie die Erhöhung der weiblichen Erwerbsquote und eine Überarbeitung der Energiepolitik des Landes dürften verstärkt zum Thema werden.
Durch die Freihandelsvereinbarungen werden japanische Unternehmen doch auch stärker dem globalen Wettbewerb ausgesetzt, sie dürften also nicht nur positiv sein?
Die aus den Abkommen resultierenden Vorteile dürften klar überwiegen. Starke Unternehmen werden nicht nur von geringeren Handelsschranken, sondern auch von der Branchenkonsolidierung profitieren.
Inmitten der positiven Wende im Geschick der japanischen Unternehmen feiert der JB Japan Stock Fund einen dreifachen Jahrestag.
Ja, der Fonds feiert sein 20-jährige Bestehen, ich hab das Fondsmanagement seit 10 Jahren inne, und der Fonds verfolgt jetzt seit fünf Jahren eine zweigleisige Anlagestrategie, die einen Bottom-up-Ansatz bei der Aktienauswahl mit einer quantitativen Strategie verbindet.
Wie hat sich der Fonds seit Start entwickelt?
Seit seiner Auflegung am 28. Mai 1993 hat der Fonds einen Ertrag von 25,6%¹ erzielt und damit seine Benchmark, den MSCI Japan Local, um 31,8% übertroffen. In den zwölf Monaten bis zum 31. Mai 2013 ist der Fonds um 59,0%¹ gestiegen. Über drei Jahre hat der Fonds mit einer Rendite von 40,0% den MSCI Japan Local um 3,1% übertroffen und damit den Referenzindex über fünf Jahre um 15,1% geschlagen.
¹ B-Anteile in JPY zum 31. Mai 2013; die Wertentwicklung der Vergangenheit und die Renditen sind kein Indikator für die gegenwärtige oder künftige Entwicklung. Die Angaben zur Wertentwicklung und zu den Renditen enthalten keine Gebühren und Kosten, die beim Kauf, Verkauf bzw. bei der Umschichtung in andere Anteile anfallen können.
Fondsdaten per 31. Mai 2013 B-Anteile/akkumulierend, JPY
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