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Voraussetzungen für Wirtschaftsaufschwung gegeben

David Eiswert, Portfolio Manager, Global Focused Growth Equity Strategy, T. Rowe Price
David Eiswert, Portfolio Manager, Global Focused Growth Equity Strategy, T. Rowe Price

Die weltweite Konjunktur erholt sich langsam von der Finanzkrise, so T. Rowe Price Experte David Eiswert. Insbesondere in den USA schreite die Erholung rasch voran, während Europa noch mit einigen Problem zu kämpfen hat. Lesen Sie mehr im aktuellen Fondstrends-Interview.

08.12.2014, 14:44 Uhr

Redaktion: jod

Herr Eiswert, das schwache globale Wirtschaftswachstum gibt Grund zur Sorge. So hat auch der Internationale Währungsfonds kürzlich seine Prognosen gekappt. Ist die Nervosität berechtigt?
David Eiswert: Hier muss man differenzieren: In den USA geht die Erholung ausreichend rasch voran, in Europa allerdings hat sie sich erheblich verlangsamt. Ähnlich sieht es in Japan aus. Hier wurde der durch «Abenomics» eingeleitete Prozess von enormen strukturellen Herausforderungen gedämpft. Die Schwellenländer bleiben derweil eine Wundertüte: Reformorientierte Politiker haben zahlreiche Märkte trotz sinkender Nachfrage nach Rohstoffen und dem Gespenst eines erstarkenden Dollars höher getrieben.

Ungeachtet dessen sind wir, trotz einigen Rückschlägen, die kürzlich zu verzeichnen waren, überzeugt, dass die Weltwirtschaft weiterhin einen soliden Aufwärtstrend erleben wird. Die Geschäftsbedingungen und die Branchendynamik sind grösstenteils günstig. Zudem wird die verlängerte Periode von Unterinvestitionen, die wir seit der Finanzkrise durchlebt haben, letztlich einen soliden Zyklus von Investitionsausgaben nach sich ziehen.

Sie erwähnen das verlangsamte Wachstum in Europa. Welche Massnahmen erwarten Sie seitens der Europäischen Zentralbank? Ist Europa das neue „Sorgenkind“?
Die Versuche der Europäischen Zentralbank, die Wirtschaft der Eurozone zu stimulieren, indem den Banken niedrige Kreditzinssätze angeboten werden, um die Kreditvergabe anzukurbeln, wurden zurückhaltend aufgenommen. Die Banken vergaben letztlich nur einen Bruchteil der verfügbaren Mittel. Angesichts der Tatsache, dass sich Kontinentaleuropa nicht so rasch erholt wie erhofft, sind weitere Stimulierungsmassnahmen wahrscheinlich.

Schlagzeilen können aber auch täuschen. So weist beispielsweise die Eurozone insgesamt weniger Schulden und tiefere Haushaltsdefizite aus als die Vereinigten Staaten. Trotz der vielen kurzfristigen Wachstumshindernisse haben einige Länder der Eurozone strikte Massnahmen ergriffen, um ihre Defizite in den Griff zu bekommen: Budgetkürzungen, Einleiten von Renten-, Beschäftigungs- und Finanzreformen, die zuvor undenkbar gewesen wären. So gab es beispielsweise vor der Finanzkrise rund 45 Banken in Spanien; nach den Reformen verbleiben voraussichtlich nur noch deren sechs. Eine ähnliche Konsolidierung fand im griechischen Bankenwesen statt.

Viele Investoren halten noch an dem viel zitierten „New Normal“-Konzept fest. Sie stehen der These kritisch gegenüber – warum?
Seit 2008 haben sich viele Investoren auf das «New Normal»-Konzept fokussiert, das durch langsames Wachstum in der entwickelten Welt und folglich durch niedrige Renditen bei Aktien und festverzinslichen Papieren definiert ist. Aus diesem Grund, pumpen viel Zentralbanken immer noch Liquidität in den Markt, die Unternehmen horten Cash und die Investoren jagen nach Renditen und Aktien, deren Performance mit jener von Obligationen vergleichbar ist. Insgesamt scheint sich eine deflationäre Stimmung breit gemacht zu haben, die möglicherweise noch für einige Jahre anhalten dürfte. Wir scheinen uns in einer Renditejagd-Blase zu befinden.

Hat sich einmal ein Konsens herausgebildet, treten schon bald die ersten Abweichungen auf. In Wirklichkeit ist dieses «New Normal» ein dialektisches Konzept, das schon jetzt Anzeichen aufweist, sich selbst zu zerstören. Angesichts fehlender Investitionen sind die Geschäftskapazitäten ausgelastet. Falls die Nachfrage anzieht, können folglich weitreichende Erhöhungen der Produktpreise erfolgen, weil keine überschüssige Kapazität vorhanden ist. Das kann selbst bei einer kleinen Kapazitätserweiterung zu enorm steigenden Erträgen führen, was wiederum mehr Investitionen nach sich ziehen kann.

Wird es also – entgegen der „New Normal“-These – doch eine Trendwende beim Wirtschaftswachstum geben?
Wir sind der Überzeugung, dass treibende Komponenten für einen Wirtschaftsaufschwung vorhanden sind und dass Unternehmen, die ein beschleunigtes wirtschaftliches Wachstum und steigende Erträge ausweisen, weiterhin überzeugende Möglichkeiten für Anleger bieten.

Unserer Meinung nach werden letztlich Engpässe das Wachstum antreiben. Engpässe entstehen in der Regel dann, wenn genügend Zeit mit Unterinvestitionen, Abbau oder Konsolidierung verstrichen ist, was dann dazu führt, dass selbst bei einem leichten Anziehen der Nachfrage die Angebotskurven steiler werden. Das wiederum führt zu einem merklichen Preisanstieg und zu hohen, steigenden Erträgen. Die typische Reaktion eines Produzenten wäre es dann zu investieren, denn die in Aussicht stehenden Erträge werden überaus attraktiv. Zwar wird diese Reaktion zu Beginn noch vorsichtiger und gemässigter ausfallen als in der Vergangenheit. Die Entscheidungsfindung änderte sich nicht so stark, dass eine günstige Preisumgebung und rentable Gelegenheiten ignoriert werden würde (oder würde). Während sich die Wirtschaft erholt und Löhne und Beschäftigung steigen, erwarten wir angesichts der zunehmenden Ertragsmöglichkeiten, dass Unternehmen dem historischen Muster der Unternehmensinvestition folgen, um zu wachsen.

Wo sind bereits steigende Unternehmensinvestitionen zu beobachten?Zement ist z. B. in den meisten grösseren US-Märkten bereits bis 2016 ausverkauft. In der Luftfahrtindustrie wird die Inflation nach Jahren der Konsolidierung bereits durch steigende Sitzpreise überflügelt, dabei ist der Zuwachs bei den Zusatzgebühren noch nicht einmal mitgerechnet. Sobald die Einkünfte noch weiter steigen, werden die Fluggesellschaften neue Flugzeuge zukaufen.

Welchen Ländern und Branchen stehen Sie besonders positiv gegenüber?
Während es noch länger dauern könnte, bis deflationäre Ansichten vertrieben sind, gibt es doch Aufhellungen zu beobachten – besonders in flexibleren, stabileren Märkten wie etwa den Vereinigten Staaten oder Grossbritannien, wo es wieder Preissteigerungen gibt und die Aussichten auf steigende Erträge bereits gut sind.

Ausserdem sind wir positiv auf Finanzprodukte gestimmt . In Europa sehen wir angesichts der bedeutenden Branchen­konsolidierung der letzten Jahre eine Reihe von überzeugenden Gelegenheiten und machen eine attraktive Umgebung für Banken aus, die ihre Bilanzen dank des Verkaufs von risikoreicheren Darlehen an renditeorientierte Anleger verbessern dürften.

Die US-Kapitalmärkte wirken ebenfalls attraktiv, da die Bewertungen angesichts der Voraussetzungen (niedrige Volatilität, niedrige Zinsen sowie hohe Unsicherheit in Bezug auf regulatorische Fragen) relativ tief ausfallen. Wir sind der Meinung, dass die Bewertungen über die nächsten sechs bis 18 Monate merklich anziehen werden. Die Gesundheitsbranche ist – angesichts der auf lange Sicht in den entwickelten Märkten immer älter und in den Schwellenländer wohlhabend werdenden Bevölkerung – ein im Hinblick auf das Wachstumspotenzial ergiebiger Sektor. Das Wachstumspotenzial ist besonders vielversprechend für Arzneimittel und medizinische Geräte, mit denen Krebs, Diabetes und Hepatitis behandelt werden. Weniger positiv gestimmt sind wir für die Gruppe der Leistungserbringer im Gesundheitswesen, weil dieser Geschäftszweig auf mittlere Frist wegen Reformbestrebungen der Regierung voraussichtlich unter Druck geraten wird.

Vielversprechend erscheint uns auch der Technologiesektor, mit einem besonderen Gewicht auf Internetunternehmen. Die Entwicklung in Richtung erhöhter Konnektivität, Mobilität und Nutzung von Cloud-Softwareanwendungen ist ein starker und langfristiger Trend, und die Technologieprodukte-Märkte für Privat- und Geschäftskunden wachsen in sämtlichen Regionen.

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