"Schweizer Fondsverwaltungsmarkt hat führende Stellung in Europa"

Markus Fuchs, Geschäftsführer Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA.
Markus Fuchs, Geschäftsführer Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA.

Kollektivanlagevermögen nehmen in der Schweiz eine wichtige Stellung ein. In dieser Anlageform werden Vermögen von gut CHF 2 Bio. in Schweizer Bankdepots verwahrt. Je rund CHF 1 Bio. werden in der Schweiz vertrieben und verwaltet. Fondstrends sprach mit SFAMA-Chef Markus Fuchs über die Bedeutung dieser Anlagehülle.

05.09.2017, 09:21 Uhr

Redaktion: ras

Herr Fuchs, Swiss Fund Data vermeldete vor kurzem, dass der Fondsmarkt Schweiz die Billionenschwelle geknackt hat. Das Vermögen sämtlicher in Schweizer Bankdepots verwahrter kollektiv verwalteter Vermögen, zu denen auch die Fonds gehören, hat gemäss der Statistik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nun sogar die 2-Billionen-Franken-Marke geknackt. Wie kann man diese beiden Statistiken am besten unterscheiden?

Markus Fuchs: Die von Swiss Fund Data und Morningstar erfassten Anlagefonds haben einen Vertriebsfokus. Sie sind die Grundlage für die von der SFAMA monatlich publizierte Fondsstatistik. Ausgewiesen werden die Volumen der in der Schweiz vertriebenen Anlagefonds, wobei nur die zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen Fonds erfasst werden. Die Depotbankstatistik der SNB hingegen weist alle in der Schweiz gebuchten Fonds aus. In dieser Grösse sind auch ausländische, nicht in der Schweiz zum Vertrieb zugelassene Fonds enthalten. Sehr viele ausländische Kunden buchen ihre Vermögenswerte – also auch Fonds – in einem Depot in der Schweiz. Diese Volumen sind in den SNB-Angaben enthalten.

Gibt es auch eine Statistik der in der Schweiz verwalteten Kollektivvermögen?

Statistisch werden die in der Schweiz verwalteten Fonds bis anhin nicht offiziell erfasst. Wir haben letztes Jahr die Zahlen mittels einer repräsentativen Umfrage erstmals erhoben. Die teilnehmenden Institute gaben an, kollektive Kapitalanlagen ausländischen Rechts in Höhe von CHF 320 Mrd. in der Schweiz zu verwalten. Dazu kommen mehr als CHF 700 Mrd. in kollektiven Kapitalanlagen nach Schweizer Recht, die mehrheitlich ebenfalls hier in der Schweiz verwaltet werden. Somit lässt sich schlussfolgern, dass sich das Gesamttotal des Schweizer Fondsverwaltungsmarktes auf über CHF 1 Billion beläuft. Damit nimmt die Schweiz in Europa eine führende Stellung ein. Momentan läuft eine neue Umfrage. Die Resultate wollen wir im vierten Quartal 2017 publizieren.

Besonders erfolgreich waren seit der Finanzkrise die Kollektivanlagen gemäss KAG. Deren Vermögen in den Bankdepots nahm seit Februar 2009 um 150% zu, stärker als die Fondsvermögen auf dem Schweizer Markt, welche ebenfalls ein beeindruckendes Wachstum vorgewiesen haben. Welches sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren der KAG-Fonds?

Der in der SNB-Statistik ausgewiesene Anteil von KAG-Fonds an den gesamten Kollektivvermögen nahm tatsächlich zu. Diese Volumensteigerung ist zu einem erheblichen Teil auf die Schweizer Fonds für qualifizierte Anleger zurückzuführen. Pensionskassen und Versicherungen investieren heute verstärkt in Schweizer Fonds. Dies hat für sie zahlreiche administrative und steuerliche Vorteile.

Im Dezember 2014 meinten Sie in der Neuen Zürcher Zeitung, dass das KAG stark an Bedeutung einbüssen werde, weil die Regulierung der Fondsanbieter und des Vertriebs ins FINIG und ins FIDLEG abwandern dürften. Diese Hülle für Investments verliere immer mehr an Bedeutung, weil die gleichen Anlagen immer öfter auch in andere Rechtsformen verpackt würden. Gilt diese Aussage nach wie vor?

Diese Aussage stimmt immer noch, sollte jedoch dahingehend präzisiert werden, dass die Bestimmungen des heutigen KAG nicht verschwinden, sondern mit Ausnahme der rein produktbezogenen Aspekte in das FINIG und das FIDLEG integriert werden. So werden beispielsweise die Fondsleitungen neu unter das FINIG fallen, und der Fondsvertrieb wird im FIDLEG geregelt. Mit Letzterem werden gleich lange Spiesse bzw. gleiche Wettbewerbsbedingungen für die verschiedenen Anlageprodukte – z.B. Fonds, strukturierte Produkte etc. – angestrebt. Der Vertrieb von Anlageprodukten wird damit unabhängig von der Hülle geregelt.

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