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Schroders glaubt an den Ausstieg aus dem Schulden-Teufelskreis

Adam Cordery, Manager des Schroder ISF Euro Corporate Bond
Adam Cordery, Manager des Schroder ISF Euro Corporate Bond

Adam Cordery, der Manager des Schroder International Selection Fund Corporate Bond äussert sich im Interview zu den von ihm erwarteten Szenarien zur Rettung Griechenlands. Er ist der Ansicht, dass ein Zahlungsausfall in der Eurozone "kontrolliert" erfolgen müsste, um einen Zusammenbruch der grossen westeuropäischen Banken und eine Depression zu vermeiden.

04.10.2011, 18:37 Uhr

Redaktion: kab

Angesichts der extremen Volatilität der Märkte und der vielen Äusserungen aus der Politik – wo sehen Sie jetzt die grössten Herausforderungen für die Märkte?
Adam Cordery: Diese Woche dürften vor allem folgende Ereignisse entscheidend sein. Erstens, die Abstimmungen in drei der vier wichtigen EU-Länder (Deutschland, Österreich und Finnland) über die am 21. Juli von der EU beschlossene Ausweitung der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) (das vierte Land – die Niederlande – stimmt im Oktober ab). Zweitens, die Reise der Vertreter von IWF und EU nach Griechenland, um zu entscheiden, ob die nächste Kredittranche ausgezahlt wird.

Welche Ergebnisse erwarten Sie sich davon?
Ich vermute, dass die drei Länder der Ausweitung des EFSF zustimmen und EU und IWF die nächste Zahlung leisten werden. Beides wäre erst einmal positiv. Es würde jedoch noch kein Ende der Krise oder der Volatilität bedeuten. Ich bin mir zum Beispiel nicht sicher, ob das niederländische Parlament den Änderungen des EFSF im Oktober auf Anhieb zustimmen wird oder ob sich IWF und EU nach dieser Auszahlung auf eine weitere Tranche für Griechenland einigen werden.

Erwarten Sie einen Zahlungsausfall Griechenlands?
Wir sind schon länger der Ansicht, dass ein Zahlungsausfall in der Eurozone – ob in Griechenland oder anderswo –‚kontrolliert‘ erfolgen müsste, um einen Zusammenbruch der grossen westeuropäischen Banken und eine Depression zu vermeiden.“

Nach den Aussagen der vergangenen Tage scheint dies der Plan zu sein, den die Politiker derzeit verfolgen: eine kontrollierte bzw. gesteuerte Insolvenz. Die griechischen Reformbemühungen erscheinen zunehmend aussichtslos. Das Land versucht, seine Staatsfinanzen zu sanieren, kann mit dem schnellen Rückgang des BIP jedoch nicht Schritt halten. Daher ist die wichtigste Kennzahl, das Verhältnis von Staatsverschuldung und BIP, immer noch nicht gesunken. Wir halten es demnach für möglich, dass der politische Plan einer kontrollierten Insolvenz in den nächsten Monaten umgesetzt wird.

Wie wird dieser Plan Ihrer Ansicht nach aussehen?
Der Plan könnte aus neuen Initiativen und Ideen bestehen oder aus den bereits geplanten bzw. zurzeit diskutierten Vorschlägen:

  • Volumen und Befugnisse des EFSF gemäss den Beschlüssen vom 21. Juli werden ausgeweitet
  • Swap-Kreditlinien der amerikanischen Notenbank, um die europäischen Banken mit US-Dollar zu versorgen
  • EFSF nimmt Fremdkapital auf, um das Volumen zu erhöhen
  • Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM) wird Mitte 2012 parallel zum EFSF eingeführt.
  • Die EZB vergibt unbegrenzte 12-Monats-Kredite an Banken
  • Die EZB kauft noch mehr Staatsanleihen auf
  • Der IWF wird entweder mit einbezogen oder weitet sein Volumen aus.


Glauben Sie, dass der Plan funktioniert?
Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Plan funktioniert als dass er scheitert. Allerdings können sich die Ereignisse in alle Richtungen entwickeln, insofern müssen wir alle denkbaren Szenarien berücksichtigen.

Sollte der Plan funktionieren, werden die Volatilität und die zahlreichen Horror-Schlagzeilen nicht sofort verschwinden, aber die Märkte würden langsam wieder Zuversicht fassen: Europäische Anlagen würden wieder Käufer finden, Unternehmens- und Bankanleihen würden kräftig zulegen und britische und deutsche Staatsanleihen würden verkauft. Somit würde unser Fonds wieder eine gute Performance erzielen.

Sollte der Plan scheitern, würden die Zweifel der Märkte zunehmen: Die Flucht aus europäischen Anlagen würde sich fortsetzen, die Renditespannen von Unternehmens- und Bankanleihen würden sich weiter ausweiten, und die Renditen britischer und deutscher Staatsanleihen würden noch stärker sinken.

In diesem Fall würde unser Fonds weiter schwach abschneiden, bis offensichtlich wird, dass der Plan nicht die gewünschte Wirkung erzielt und wir uns entsprechend neu positionieren.

Was würden Sie den Fondsanlegern raten?
Im Nachhinein ist man immer klüger. Daher gibt es weder für mich noch für andere Investoren eine richtige Entscheidung. Wir können lediglich Entscheidungen auf Grundlage des Szenarios treffen, das wir von den derzeit absehbaren Entwicklungen für am wahrscheinlichsten halten.

Wer bereits in unsere Fonds investiert ist oder angesichts der aktuell niedrigen Notierungen über eine Fondsanlage nachdenkt, teilt unsere Einschätzung der zukünftigen Entwicklung.

Diese Anleger gehen vermutlich wie wir davon aus, dass der Plan der Politiker aufgeht und diese den Teufelskreis irgendwann durchbrechen können. Damit gäbe es keinen Ansturm auf die grossen Banken, und es würde verhindert, dass Banken oder weitere Staaten zahlungsunfähig werden.

Diejenigen Investoren, die nicht in unsere Fonds investiert sind oder einen Verkauf ihrer Anteile erwägen, gehen wahrscheinlich von einem Scheitern des Plans aus. Sie erwarten vermutlich, dass die Krise ausser Kontrolle gerät, sich die Ereignisse in Griechenland auch in anderen, grösseren Staaten der Eurozone wiederholen können, und dies letztlich zum Zusammenbruch mehrerer grosser europäischer Banken führt.

Barclays Euro-Treasury-Tabelle gibt einen Überblick über die Eintrittswahrscheinlichkeit der einzelnen Szenarien, die mit europäischen Staatsanleihen generierten Erträge (die sich aus den Renditevorteilen gegenüber deutschen Werten sowie aus Spreadbewegungen ergeben) sowie Durationserträge, die sich aus Veränderungen bei Haltekosten und Renditen ergeben. Zusätzlich haben wir den szenariogewichteten Gesamtertrag einbezogen. Es ist zu beachten, dass es sich bei den über einen Dreijahreshorizont erzielten Ertragszahlen nicht um annualisierte Erträge handelt.

Fazit: Wir setzen auf Diversifizierung
Diese Ausführungen sind natürlich im Kontext der eigenen Einschätzung des weiteren Verlaufs der europäischen Schuldenkrise zu sehen. Ist man überzeugt, dass die EWU die aktuelle Krise nicht überstehen wird, so mag es sinnvoll sein, sich an AAA-gerateten Benchmark-Staatsanleihen zu orientieren. Wir wären hier allerdings vorsichtig, denn eine solche Herangehensweise würde die Diversifikation stark verringern. Zudem könnte sich ein Auseinanderfallen der Eurozone auch auf die AAA-gerateten Länder negativ auswirken.

Mit anderen Worten: Will man sich völlig gegenüber der Staatsschuldenkrise in Europa absichern, so muss man alle auf Euro lautenden Werte verkaufen. Aber auch dieses Konzept wäre fragwürdig, denn ein Zusammenbruch der EWU würde die Finanzmärkte weltweit belasten.

Grundsätzlich legen die Resultate nahe, dass ein diversifiziertes Portfolio aus Euro-Benchmark-Staatsanleihen in drei der vier analysierten Szenarien stagnierende bis leicht positive Erträge generieren würde. Das gilt auch bei einer wahrscheinlichkeitsgewichteten Ertragserwartung bei allen vier Szenarien, die über einen Ein- sowie einen Dreijahreshorizont bei knapp 1% liegt. Das ändert sich natürlich grundlegend, wenn man davon ausgeht, dass die Wahrscheinlichkeit eines Euro-Kollapses 5 bis 10% deutlich übersteigt.

Sehen Sie auch das Interview mit Adam Cordery auf fund.tv

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