"Politische Unsicherheit wird Märkte und Volatilität weiterhin ankurbeln"

Stephen Marsh, Fixed Income Portfolio Specialist bei T. Rowe Price
Stephen Marsh, Fixed Income Portfolio Specialist bei T. Rowe Price

Stephen Marsh, Fixed Income Portfolio Specialist bei T. Rowe Price, beleuchtet im Interview die aktuelle Entwicklung der Fixed Income Strategie und evaluiert die drei wesentlichen Treiber der überzeugenden Performance.

28.12.2016, 14:30 Uhr

Redaktion: mab

Wie hat Ihre Fixed Income Strategie im vierten Quartal bisher abgeschnitten?
Stephen Marsh: Die Strategie hat sich in diesem Umfeld sehr gut entwickelt, insbesondere durch die vorherrschende Volatilität. Die Wahl Trumps war eine Überraschung. Seine Wirtschaftspolitik und sein Wachstumsausblick haben die Zinskurven markant bewegt, was einen Einfluss auf alle Anleihenmärkte hatte, auch auf High Yield.

Vor kurzem hat die OPEC die Fördermenge begrenzt. Dies führte zu einer ziemlich starken Rally des Energiesektors. Aktueller noch haben wir das „Nein“-Votum über das italienische Referendum gesehen.

Was bedeutet das für politische Unsicherheit und die Zukunft von Europa? Die Märkte zeigten sich von den Ergebnissen wenig überrascht und hatten diese bereits eingepreist. Es gab keine signifikanten Reaktionen. Wie das in Zukunft sein wird, werden wir sehen.

Welches waren bisher die Performancetreiber?
Die Outperformance diesen Monat wurde von drei Faktoren angetrieben. Erstens war es die wirtschaftliche Denkweise nach der Wahl Trumps und das positivere Wachstum bzw. die Wachstumsaussichten, was zu einem Anstieg der Zinskurven rund um den Globus führte. Somit konnten Strategien mit kürzerer Duration, höherem Coupon und High Yield – so wie unsere – outperformen.

Der zweite Faktor ist tatsächlich single B vs. double B. BB wurde hinsichtlich des Anleihenkaufprogramms der EZB (Europäischen Zentralbank), welches die Zinsen im BB Bereich nach unten gedrückt hat, etwas überbewertet gehandelt. Die BB-Anleihen haben auch eine längere Duration, viel tiefere Renditen und einen tieferen Coupon erhalten. Wir waren im B-Bereich übergewichtet, welcher den BB-Bereich übertroffen hat und sich somit positiv auf die Performance auswirkte.

Der dritte Performancetreiber ist die Gewinnsaison. Wir haben einige sehr schwache und andere sehr starke Gewinnveröffentlichungen gesehen. Und wir waren in den richtigen Wertpapieren investiert, jene, die gute Gewinne hatten – und konnten die Verlierer umgehen.

Was ist Ihr Ausblick für 2017?
Der Ausblick für nächstes Jahr ist wohl geprägt von weiterer politischer Unsicherheit und Unsicherheit in den Märkten. Neben dem jüngsten Zinsschritt der Fed (US Federal Reserve) rechnen wir mit zwei weiteren im Jahr 2017. Die EZB hat ihr Anleihenkaufprogramm zwar bis mindestens Dezember 2017 verlängert, wird jedoch ab April das monatliche Volumen von 80 auf 60 Milliarden Euro reduzieren.

Mit dem Brexit und der Wahl Trumps haben wir auf politischer Seite eindrucksvolle Falscheinschätzungen der Meinungsumfragen gesehen. Nächstes Jahr gibt es Wahlen in den Niederlanden, in Frankreich sowie auch in Deutschland. Weitere politische Unsicherheit wird somit die Märkte und die Volatilität ankurbeln. Zudem gilt es ein Augenmerk auf den Trump-Effekt zu legen: Die Rhetorik, die er momentan China gegenüber vertritt.

Alle diese Faktoren werden zu mehr Unsicherheit führen. Doch man kann sein Portfolio dementsprechend positionieren – und wir sind der Meinung, gut für das neue Jahr aufgestellt zu sein. Wir haben ein kurzfristigeres Portfolio mit höheren Coupons. Dieser Zinspuffer hilft. Und die Gewinner wählen wir auch sehr selektiv aus.

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