„Man rennt uns die Türen ein“

José Machi, Head Fund Distribution Switzerland bei Nordea
José Machi, Head Fund Distribution Switzerland bei Nordea

Nordea hat mit dem US Total Return Bond Fund, den Jeff Gundlach von DoubleLine verwaltet, einen Volltreffer gelandet. Für José Machi, Head Fund Distribution von Nordea in der Schweiz, ist aber vor allem der Stable Return Fund der grosse Renner und trifft den Nerv der Zeit.

02.02.2015, 09:13 Uhr

Fondstrends: Herr Machi, Sie vertreten Nordea seit zehn Jahren in der Schweiz. Wie hat sich das Fondsgeschäft in dieser Zeit verändert?

José Machi: Nordea war eines der ersten Fondshäuser mit einer paneuropäischen Strategie und hat von Beginn weg auf Luxemburg als Fondshub gesetzt. Vor zehn Jahren war Nordea ein Spezialist für nordische Anlagen mit einer Hand voll Produkten. Heute bieten wir im Nordea 1 SICAV eine Palette von rund 70 Fonds an und mit unserem Multi-Boutique-Ansatz exklusiven Zugang zu ausgewählten aktiven Managern weltweit. Das Umfeld hat sich völlig verändert. Schon vor zehn Jahren sprach man von der grossen Konsolidierung im Fondsmarkt, die aber nicht eingetreten ist. Im Gegenteil, der Markt hat sich weiter fragmentiert. Damals waren rund 4500 Fonds von 300 Anbietern zum öffentlichen Vertrieb in der Schweiz registriert, heute sind es über 8000 von rund 450 Anbietern. Gleichzeitig hat auf allen Stufen eine enorme Professionalisierung stattgefunden: Im Fonds- und Risikomanagement, im Marketing, in der Abwicklung, aber auch in der Fondsselektion. Plain Vanilla Fonds haben keine Chance mehr, durch die Fondsselektion bei den Vertriebspartnern zu kommen.

Hat das auch mit der Konkurrenz durch ETF zu tun?

ETFs haben einen positiven Effekt auf die aktiven Fondsmanager: Sie zwingen sie dazu, aus dem Schatten der Indizes hervorzutreten, sonst verlieren sie ihre Existenzberechtigung. Die Indexfixierung ist meiner Meinung nach ein Branchenproblem, das den Privatanleger kaum interessiert. Fragen Sie mal einen privaten Anleger, ob seine Strategie darin besteht, einen Index zu übertreffen. Dann wird er ihnen antworten, dass für ihn erste Priorität hat, kein Geld zu verlieren.

Ist das eine neue Entwicklung?

Nein, aber sie hat sich in den letzten Jahren akzentuiert. Sicherheitsbewusste Anleger erzielten bis zur Finanzkrise eine ansprechende Rendite auf ihren Obligationenbeständen mit einem sehr geringen Risiko. Diese Basis ist völlig erodiert. Heute rentieren Staatsanleihen plus minus Null. Die Coupons sind weg und auch die Aussicht auf Kursgewinne ist verschwunden. Die niedrigen Zinsen haben die Anleger in Immobilien getrieben. Da haben wir jetzt 15 Jahre Preissteigerung hinter uns und allzu viel Potenzial besteht nicht mehr. Aktien kommen für sicherheitsorientierte Anleger nur begrenzt in Frage, also halten sie ihre Bestände in Cash. In diesem Umfeld sind völlig neue Ansätze gefragt.

Woran denken Sie?

Bisher lag der Hauptfokus in der Vermögensanlage auf den Renditen: Welche Performance erwarten wir von Aktien, Rohstoffen, Anleihen etc.? Entsprechend wurden dann die Mittel in die aussichtsreichsten Sektoren investiert. Bei der Stable Return Strategie von Nordea stellen wir dagegen statt der Rendite das Risiko ins Zentrum. Mit einem vorgegebenen Risikobudget wird ein Portfolio strukturiert, das einerseits robuster ist gegen Kursrückschläge, andererseits nur einen Teil der Kursgewinne mitmacht.

Das tönt nach Absolute Return Konzepten, die in der Finanzkrise sang- und klanglos untergingen.

Positive Renditen in jedem Marktumfeld zu erzielen, ist fast unmöglich. Bei einem Crash rennen alle gleichzeitig zu Ausgang. 2008 war dafür ein gutes Beispiel: Die Liquidität war schlagartig weg und davon waren alle Anlagekategorien betroffen. Absolute Return Fonds waren Schönwetterprodukte und die meisten sind gescheitert Durch die gezielte Auswahl von defensiven Titeln und solchen, die möglichst wenig korrelieren, können die Risiken in einem Portfolio aber substanziell gesenkt werden.

Können Sie dazu ein Beispiel geben?

Der Nordea 1 - Stable Return Fund, der in verschiedene Anlagekategorien investiert, hat in den vergangenen zehn Jahren bei einem annualisierten Risiko von 5,2 % eine jährliche Performance von knapp 5 % erzielt. In den letzten drei Jahren lag die Performance sogar bei 8,9 % bei einem Risiko von 3,5 %. Das gibt eine Sharpe Ratio von hervorragenden 2.46. Das Konzept der stabilen Renditen ist auf enorme Resonanz gestossen und die Anleger haben uns buchstäblich die Türen eingerannt. 2014 lagen die Zuflüsse allein beim Nordea 1 - Stable Return Fund bei 2,4 Milliarden Euro.

Nach dem Rücktriff von Bill Gross bei Pimco ist Jeff Gundlach von DoubleLine zum "King of Bonds" avanciert. Ein Glücksfall für Nordea?

Nordea hat schon vor zwei Jahren die Zusammenarbeit mit DoubleLine Capital aufgegleist und kann heute in Europa mit dem Nordea 1 - US Total Return Bond Fund den exklusiven Zugang zur Total Return Strategie von DoubleLine anbieten. Das Interesse ist in den letzten Monaten nochmals deutlich gestiegen und der Fonds hat heute ein Volumen von über 1,4 Milliarden USD. Im Bondbereich arbeiten wir auch sehr erfolgreich mit einer weiteren US Boutique, McKay Shields, zusammen.

Welche Ziele haben Sie sich für 2015 gesetzt?

Die verwalteten Vermögen von Nordea Asset Management haben 2014 um 19 % auf EUR 173.9 Mrd. zugenommen und Nordea belegt den 6. Platz unter den Anbietern mit den höchsten Mittelzuflüssen in Europa. Damit sind wir der einzige europäische Anbieter, der zum dritten aufeinanderfolgenden Jahr unter den Top 10 rangiert. Daran wollen wir auch 2015 anknüpfen und in der Schweiz weiter wachsen. Dazu haben wir das Vertriebsteam in Genf mit Nicolas Bianchi erweitert.

Und welche Pläne bestehen auf der Produkteseite?

In den vergangenen zwei Jahren haben wir zahlreiche neue Produkte vor allem im Fixed Income Bereich lanciert. Neben dem US Total Return Bond Fund zum Beispiel den Flexible Fixed Income Fund und den Unconstrained Bond Fund. Aber für Anleger fast noch wichtiger sind die Franken-gehedgten Anteilsklassen, mit denen sie sich absichern können. Der Wert hat sich gerade beim Nationalbankentscheid gezeigt, als die Euro-Untergrenze gefallen ist. So ist die währungsgesicherte Tranche des Nordea 1 – Stable Return Fund unbeschadet davon gekommen.

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