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Ist dies das Ende des Aufwärtstrends am Anleihemarkt?

Jeffrey Gundlach, Gründer und CEO der Investmentgesellschaft DoubleLine Capital.
Jeffrey Gundlach, Gründer und CEO der Investmentgesellschaft DoubleLine Capital.

Jeffrey Gundlach, Gründer und CEO der Investmentgesellschaft DoubleLine Capital, gibt im Interview einen Ausblick auf den Anleihemarkt im Jahr 2017.

24.03.2017, 08:12 Uhr

Redaktion: jog

Jeffrey Gundlach, Sie haben den Wahlsieg Donald Trumps vorhergesagt – trotz aller gegenteiligen Stimmen. Welche Auswirkungen hat Trumps Wirtschaftpolitik auf die Märkte?

Jeffrey Gundlach: Die Trump-Präsidentschaft hat vielen Anlegern Zuversicht gegeben. Dies zeigte sich am wieder erwachten Interesse an Aktien, insbesondere in den Sektoren Finanzen und Industrie, die sich nach der Wahl gut entwickelt haben. Der US-Dollar ist auf das höchste Niveau seit Jahren geklettert. Zugleich hat jedoch auch die Unsicherheit über die neue US-Handelspolitik zugenommen. Trumps Erfolg dürfte in hohem Masse davon abhängen, ob es ihm gelingt, für höhere Einkommen und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu sorgen. Wahrscheinlich wird er das Haushaltsdefizit erhöhen, um Infrastruktur und Militär auszubauen. Das könnte im besten Fall das BIP-Wachstum in der Region kurzfristig fördern. Es bedeutet aber auch, dass das US-Haushaltsdefizit bis zur nächsten Präsidentschaftswahl leicht um eine Billion US-Dollar gestiegen sein kann.

Noch muss abgewartet werden, wie sich Trumps Steuer- und Handelspolitik im Einzelnen gestalten wird und welche Auswirkungen sie hat. Bis die Richtung der Politik klar ist, tappt der Handel im Dunkeln. Sollten Strafzölle gegen China und Mexiko verhängt werden, dürften die Verbraucher das deutlich zu spüren bekommen.

Stark erhöhte US-Staatsausgaben in Verbindung mit steigenden Zinsen, die ebenfalls die Schulden in die Höhe treiben: Was bedeutet das für die Anleiherenditen?

Da die Leitzinsen in diesem Jahr steigen, dürften die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen im Jahr 2017 um die drei Prozent liegen. Sollten deren Renditen auf über drei Prozent ansteigen, ist dies tatsächlich das Ende des Aufwärtstrends am Anleihemarkt. Aber nicht nur für Anleihen hätte dies massive Auswirkungen. Auch andere Märkte werden dann betroffen sein.

Wie sehen Sie die Entwicklung von hochverzinslichen Unternehmensanleihen?

Wenn zehnjährige Staatsanleihen mehr als drei Prozent Rendite erzielen, werden Junk-Bonds in kürzester Zeit illiquide werden.

Und die Aktienmärkte?

Aktien werden derzeit auf sehr hohem Niveau im Verhältnis zum Ergebnis gehandelt. Das konjunkturbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt in der Nähe des Niveaus von 1929. Die Unternehmensgewinne dürften in diesem Jahr steigen und die KGVs zugleich fallen. Ich empfehle deshalb, sich tendenziell von US-Aktien zu trennen und stattdessen weltweit zu diversifizieren. Insbesondere Schwellenländer bieten Chancen. An den Aktienmärkten gehören derzeit Indien und der japanische Leitindex Nikkei zu meinen Favoriten.

Wie ist Ihre Einschätzung zu Rohstoffen als Anlageklasse?

Rohstoffe hatten 2015 den Tiefpunkt erreicht. Ich rate dazu, Rohstoffe ins Portfolio aufzunehmen. Der Ölpreis dürfte sich in diesem Jahr seitwärts bewegten und zwischen 40 und bis knapp unter 60 US-Dollar pro Barrel notieren. Die Ölreserven sind noch hoch. Der Wert von Gold steigt zwar wieder, ich habe jedoch nicht zu hohe Erwartungen. Dennoch halte ich eine dauerhafte Position in Gold zur Diversifikation des Portfolios für sinnvoll. Dass der Kupferpreis seit Dezember niedrig ist, stützt die Anleihemarkt-Rallye. Sollte der Kupferpreis jedoch steigen und den Goldpreis überholen, dürfte das den Wendepunkt markieren. Beim Greenback hingegen sehe ich kaum Steigerungspotenzial. Der US-Dollar hat seit 2009 an Wert gewonnen – hier ich bin deshalb bullish positioniert.

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