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"Ich frage mich, ob die Vielfalt an Produkten nicht übertrieben ist"

Alfonso Papa, CEO NN Investment Partners Switzerland.
Alfonso Papa, CEO NN Investment Partners Switzerland.

Alfonso Papa, CEO NN Investment Partners Switzerland denkt, dass das Angebot im Schweizer Fondsmarkt die Anleger überfordern könnte. In gewissen Bereichen sei wohl eine Konsolidierung unvermeidlich, erklärt er im Interview mit Fondstrends.

25.08.2016, 13:06 Uhr

Redaktion: jog

Hunderte Asset Manager sind in der Schweiz aktiv. Wie differenzieren Sie sich und was ist der USP Ihres Unternehmens?

Alfonso Papa: Wir pflegen eine unternehmerische "Multi-Boutique"-Struktur, welche sich durch nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren und Handeln auszeichnet. Wir organisieren uns nicht nach Anlageklassen. Vielmehr stellen wir unsere Teams, die Boutiquen, nach für die einzelnen Strategien und Märkte benötigten Fähigkeiten auf. Die Boutiquen sind wie Unternehmen geführt und für die Anlageprozesse, Entscheide und erzielten Ergebnisse direkt verantwortlich. Dabei greifen sie auf gemeinsam genutzte Ressourcen wie Unternehmensanalyse, Makroökonomen, Risikomanagement usw. zurück. Die strukturelle Integration der ESG-Kriterien (ESG steht für "Environment, Social, Governance", sprich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in unsere Anlageprozesse unterstreicht unser verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Handeln.

Welche Kompetenz Ihres Unternehmens sollte man kennen?

Den Löwenanteil der rund 200 Milliarden Euro verwalteten Vermögen machen festverzinsliche Anlagestrategien und Produkte aus. Aktienstrategien und sogenannte "Multi-Asset"-Produkte betragen zusammen etwas mehr als 20% der anvertrauten Gelder. Als Pionier und langjähriger Investor in Staats- und Unternehmensanleihen aufstrebender Märkte sind unsere Kompetenzen in Emerging Markets zu nennen. Weiter sind festverzinsliche Strategien zu erwähnen, welche das gesamte Spektrum, beginnend bei Staatsanleihen, über Unternehmensleihen hoher Bonität bis hin zu sogenannten High Yields abdecken. Üblicherweise sind dem Anleger die öffentlich zugänglichen Märkte vertraut. Wir bewegen uns aber auch in privat platzierten Kreditmärkten und decken auch da das gesamte Bonitätsspektrum ab. Anleger kennen diese Märkte vor allem unter den Begriffen "Private Placed Debts" und "Senior Secured Loans". Einkommensorientierte Aktienprodukte wie High-Dividend-Strategien ergänzen das Angebot, welches durch innovative Produkte wie "Factor Investing" oder "Alternative Beta" abgerundet wird.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Präsenz in der Schweiz?

In erster Priorität pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartner und bedienen diese mit Anlagefonds und Marktexpertise. Unser Unternehmen konnte sich über die Jahre als verlässlicher "Fondsproduzent" etablieren. Wir sind davon überzeugt, dass der institutionelle Anleger unsere Qualitäten insbesondere in festverzinsliche und privat platzierte Märkte weiter zu schätzen lernen wird.

Welche Bedeutung hat der Schweizer Markt für NN Investment Partners?

Wir sind uns der internationalen Bedeutung und der hohen Qualität des Schweizer Marktes bewusst. Deshalb positionieren wir uns mit einem kompetenten lokalen Team. Dank der Zusammenarbeit mit international tätigen Unternehmen und den weltweit grössten Wealth Managern haben wir weiter an unseren Qualitäten arbeiten können. Wir sehen im Schweizer Markt eine strategisch wichtige Position, eine hohe Herausforderung und eine wachstumsträchtige Chance.

Wie beurteilen Sie den Schweizer Fondsmarkt?

Der Schweizer Fondsmarkt hat eine lange Tradition und präsentiert sich als äusserst kompetitiv, weit entwickelt und vielfältig. Eine solide Regulation, welche die Entwicklung und Reputation über die Landesgrenze hinaus ermöglicht, professionelle Akteure und ein kontinuierliches Wachstum sind weitere Attribute, welche den Schweizer Fondsmarkt beschreiben. Derweil stellt sich mir die Frage, ob die Vielfältigkeit an Produkten nicht übertrieben ist und der Anleger durch das immense Angebot überfordert sein könnte. In bestimmten Bereichen werden wir eine Konsolidierung nicht vermeiden können.

Welches sind die grössten Herausforderungen für die Fondsbranche in den nächsten fünf Jahren?

Ich unterteile die Herausforderungen in vier Gruppen: Produzenten sehen sich mit einer anhaltendenden Konzentration auf Kernkompetenzen, mehr Investitionen in die Berichterstattung und Kommunikation sowie Straffung der Produktpalette konfrontiert. Anleger müssen eine klare Vorstellung über Anlageziele, Risikofähigkeit und Risikobereitschaft entwickeln, sich weiter informieren wollen und auch Verantwortung übernehmen. Der Vertrieb und die Kundenberatung müssen ihrerseits vertiefte Kenntnisse über Kundenbedürfnisse erlangen und die Verkaufs- und Beratungsprozesse weiter professionalisieren. Als vierte Gruppe liste ich die für die gesamte Fondsindustrie wichtigsten Herausforderungen auf: Dazu zählen Steigerung der Kosteneffizienz, Auftrag an die Regulation, weiter Klarheit und Stabilität zu schaffen, und Stärkung und Ausbildung der gesamten Wertschöpfungskette.

Inwiefern unterscheiden sich institutionelle Investoren in der Schweiz von anderen Märkten?

Meiner Meinung nach unterscheiden sich hiesige Investoren einzig durch die lokale Regulation. Die grundsätzlichen Bedürfnisse sind vergleichbar, wobei der internationale Vergleich nicht immer einfach ist. Bereits im unmittelbar angrenzenden Ausland finden wir unterschiedlichste Strukturen. Besonders bemerkenswert ist die Struktur unseres Pensionskassenmarktes. Mit allen Vor- und Nachteilen erlaubt die hohe Anzahl an Vorsorgeorganisationen eine unmittelbare Nähe zum Destinatär, was wiederum ein hohes und unmittelbares Verantwortungsbewusstsein hervorruft.

Wie nehmen Sie den zunehmenden Wettbewerb durch passive Anbieter wahr?

Passive Instrumente haben ihre Daseinsberechtigung, waren und sind immer noch auf dem Vormarsch, drängen aber teilweise in Märkte vor, in denen eine passive Bewirtschaftung bedenklich ist. Unser Auftrag als aktiver Manager ist es, Unbekanntes durch fundamentale Analyse in Risiken "umzuwandeln" und bewusst Risiken einzugehen, für die der Anleger auch adäquat entschädigt wird. Überlässt man seine Investitionen einzig dem Markt, nimmt man auch unbewusstes und unbekanntes Risiko auf. Ich denke nicht, dass dies mit verantwortungsbewusstem Investieren vereinheitlicht werden kann.

Investoren verlangen immer mehr nach Kompetenzen in alternativen Anlagesektoren. Wie sind Sie hier aufgestellt?

Wenn Sie mit "alternativ" Hedge Fonds bezeichnen, werden Sie bei uns kein befriedigendes Angebot finden. Sollten Sie aber den Horizont weiter fassen und mit "alternativ" auch privat platzierte Kredite und Anleihen, Kooperationen mit Entwicklungsbanken oder Infrastrukturfinanzierungen einschliessen, können wir uns nicht zuletzt dank unserer Muttergesellschaft als verlässlicher und äusserst erfahrener Partner positionieren. Wir pflegen auch eine auf absolute Renditen ausgerichtete Produktpalette, welche sich den Einschränkungen eines Vergleichsindex entzieht.

Wie hat sich der Firmennamenwechsel im Jahr 2015 auf das Unternehmen ausgewirkt?

Ein Namenwechsel ist eine ernsthafte und keineswegs einfache Aufgabe. Er bringt aber auch Chancen mit sich. Ich denke, wir haben noch einen langen Weg vor uns und werden weiterhin konsequent an der Etablierung unserer "Marke" arbeiten. Bisher konnte ich aber überwiegend positive Erfahrungen feststellen. Vor allem bietet der neue Namen die Chance, eine klare und eindeutige Identität zu schaffen.

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