Michel Ho, Senior Client Portfolio Manager High Yield bei ING Investment Management
Michel Ho, High Yield-Experte bei ING Investment Management, erklärt im Interview mit fondstrends.ch, weshalb er derzeit europäische Hochzinsanleihen gegenüber amerikanischen vorzieht und wie sich neue Schuldenturbulenzen auf die Performance auswirken könnten.
25.04.2012, 08:00 Uhr
Redaktion: anw
Michel Ho, die Performance von globalen und amerikanischen hochverzinslichen Anleihen war im ersten Quartal 2012 durchzogen. Was erwarten Sie für die nächsten Monate? Michel Ho: Je nach dem, welchen Index und Währung Sie betrachten, lag die Performance im mittleren einstelligen Bereich. Angetrieben von Kupon-Zahlungen erwarten wir für die kommenden Monate eine positive Gesamtrendite für beide Märkte. Man muss aber mit Volatilität rechnen.
Wie steht es um die Ausfallraten in den USA? Sie werden für längere Zeit tief bleiben. Es ist zwar möglich, dass sie noch etwas ansteigen, aber wohl kaum kurzfristig und sprunghaft. Seit 2008 bekämpfen viele US-Unternehmen ihre Kapitalstrukturprobleme, indem sie durch ein grösseres Investoreninteresse eine höhere Kapitalisierung erreichten. Zusätzlich agierten die Unternehmen profitabler und mit Regulierungen wurde umsichtiger umgegangen als noch in früheren Wirtschaftszyklen.
Der europäische High Yield-Markt hatte mit fast 10 Prozent Performance ein sehr gutes erstes Quartal. Haben die Anlagen für dieses Jahr ihren Zenit bereits erreicht? Nein, das glauben wir nicht. Bei den aktuellen Renditen von 8 Prozent und einem durchschnittlichen Marktpreis von 97 Prozent, glauben wir, dass europäische Hochzinsanleihen attraktiv bleiben. Vor allem, wenn man es mit anderen Fixed Income-Anlageklassen vergleicht. In unserem Basisszenario gehen wir von einer intakten Eurozone aus und dementsprechend von limitierten Ausfallraten und einem sinkenden Spread gegenüber Staatsanleihen.
Stichwort Eurozone. Die Schuldenkrise ist längst nicht ausgestanden. Eine Gefahr für die High Yield-Performance? Die Staatsschuldenkrise führt hauptsächlich zu Volatilität. Da die Situation politischer Natur ist, können unvorhergesehene Ereignisse die technischen Marktfaktoren verschlechtern. Zusätzlich schlagen Unsicherheiten rund um Schulden und Sparmassnahmen auf die Stimmung und beeinflussen die Nachfrage nach risikobehafteten Anlagen.
Im derzeitigen Tiefzinsumfeld suchen Investoren Alternativen zu Investment Grade-Obligationen und kaufen Hochverzinsliche. Ist das gut? High Yields-Bonds sind nicht per se eine Alternative zu Investment Grade-Anleihen, sondern eher eine Erweiterung dazu. Sie eignen sich gut in einem diversifizierten Kredit-Portfolio und sollten eher als eine Alternative zu Aktien gesehen werden. Da hochverzinsliche Obligationen ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis haben als Aktien, kann die Anlageklasse von starken Kapitalzuflüssen profitieren.
Was ist der Hauptunterschied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen High Yield-Markt? Der US-Markt ist reifer. Dies zeigt sich an der Breite und Tiefe des US-Marktes. Der amerikanische Markt ist zudem etwa vier Mal grösser. Bezüglich Kredit-Spreads werden europäische Unternehmen hingegen mit höheren Renditezuschlägen als US-Unternehmen gehandelt. Ausserdem ist die Kreditqualität mit fast 70 Prozent an Emittenten mit einem BB-Rating in Europa besser, verglichen mit 35 Prozent der US-Emittenten mit BB-Rating. Der europäische Markt entwickelt sich schnell und er wurde mit den Jahren immer diversifizierter.
Wo sehen Sie im Moment für Investoren das meiste Potenzial? Gute Chancen bieten sich in Europa, wo die Kredit-Spreads zwar weiter sind, aber die Kreditqualität höher ist. Dazu glauben wir, dass im europäischen Markt verglichen mit den USA mehr Alpha-Opportunitäten vorhanden sind, da sich die Investmentbanken mehr auf die USA fokussieren. Die Risiken von möglichen Staatsturbulenzen in Europa sind zwar schwierig abzuschätzen. Doch durchschnittlich werden europäische Obligationen drei Prozent unter ihren US-Pendants gehandelt. So sollten Investoren die Risiken gut kompensieren können.
Gibt es auch attraktive High Yield-Anleihen von Schweizer Unternehmen? Abgesehen davon, dass wir keine Unternehmen spezifisch kommentieren, gibt es in der Schweiz nur sehr wenig Unternehmen, die sich im europäischen High Yield-Universum bewegen.
Können Sie kurz Ihre Fondsstrategie vorstellen? Der Fonds ING Renta Fund European High Yield basiert auf einer aktiven Investmentstrategie, welche eine Top Down-Asset Allocation mit fundamentalem Bottom Up-Kreditresearch verbindet. Das Ziel der Strategie ist es, eine Rendite von 200 Basispunkten über dem Benchmark mit einem Tracking Error von 3 bis 5 Prozent zu erreichen. Eckpfeiler unserer Investmentstrategie ist das firmeneigene Research, das Value durch Informationsvorsprung gegenüber den weiteren Marktteilnehmern generiert. Das Research und Portfoliomanagement erfolgt durch ein engagiertes und erfahrenes europäischen High Yield-Team.
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