"Dividendentitel bieten ein eher tieferes Risikoprofil"

Nicolas Simar, Head Equity Value Boutique bei ING Investment Management, Den Haag
Nicolas Simar, Head Equity Value Boutique bei ING Investment Management, Den Haag

Nicolas Simar von ING erklärt die Vorteile von Dividendenaktien und welche Regionen aber auch Sektoren preferiert werden.

17.05.2013, 10:04 Uhr

Redaktion: dab

Herr Simar, wie definieren Sie eine High Dividend-Aktie?
Eine dividendenstarke Aktie bietet eine höhere Dividendenrendite als die durchschnittliche Dividendenrendite im lokalen Markt. Unsere Investmentschwelle liegt deshalb bei mindestens 2,5 Prozent Dividendenrendite bei europäischen Unternehmungen und bei 2,0 Prozent in den Regionen Japan, USA sowie Emerging Markets. Eine Dividendenstrategie sollte im Vergleich zur Anlageregion eine höhere und attraktivere Dividendenrendite generieren. Der wichtigste Punkt ist allerdings eine gute Ertrags- und Gewinnentwicklung, um die Risiken von Dividendenkürzungen zu reduzieren.

Manager von High Dividend-Strategien sagen immer, es würde sich lohnen, in Dividendenaktien zu investieren. Wieso ist die Situation derzeit gerade so gut?
Auf lange Sicht zeigen Dividendenstrategien Eigenschaften von Value-Anlagen. Dies lässt sich hauptsächlich durch den fundamentalen, bottom-up und bewertungsgetriebenen Ansatz erklären, wie er von einem Dividendenfonds verfolgt wird. Das Umfeld ist derzeit besonders attraktiv, da der Value-Stil während den letzten fünf Jahren gelitten hat. Die Investoren haben in dieser Zeit defensive Growth-Aktien – egal zu welchem Preis – favorisiert. Wir glauben, dass die zunehmenden Bewertungsunterschiede, die sich in den letzten fünf Jahren zwischen dem voll bewerteten defensiven Growth-Segment und dem Rest des Marktes abzeichneten, ein unterstützender Faktor für Value- und Dividenden-Strategien ist.

Welche Regionen bevorzugen Sie momentan?

Wir identifizieren derzeit attraktive Dividendentitel in Europa, Japan und den Emerging Markets, die tief bewertet sind und anständige Renditen bieten. In den Emerging Markets präferieren wir Unternehmen in Länder mit tieferer Bonität in Zentral- und Osteuropa wie Polen und Tschechien. Hingegen sprechen die hohen Bewertungen und tiefen Dividendenrenditen in den USA gegen dortige Anlagen.

Welche Sektoren präferieren Sie?

Es ist derzeit schwierig, im Konsumgüter-Bereich gute Titel zu finden. Der Basiskonsumgüter-Sektor als auch Zykliker wurden auf der ganzen Welt in den letzten fünf Jahren massiv neu bewertet. Wir mögen den Finanzsektor, wo die Dividendenrenditen solide und die Bewertungen tief sind. Ausserdem werden europäische Zulieferer aus Bewertungsperspektive so attraktiv wie seit 1999 nicht mehr gehandelt. Der Sektor bietet eine Dividendenrendite von fünf bis sechs Prozent bei einer wachsenden Free-Cashflow-Rendite. Ebenso bevorzugen wir den Utilities-Sektor in Emerging Markets, um am starken Wachstum der Binnennachfrage zu partizipieren. Nach vergangenen schwierigen Quartalen bietet auch der Energie-und Rohstoff-Sektor attraktive Gelegenheiten.

ING IM bietet einen Emerging Market High Dividend Fonds an. Die Dividendenrenditen sind in den Schwellenländern zurzeit im Vergleich zu anderen Regionen hoch. Weshalb? Ist das ein Zeichen dafür, dass die Wachstumsaktivitäten der Firmen nachlassen?

Es ist tatsächlich so, dass die Emerging Markets im Vergleich zu Regionen wie Japan und den USA höhere Dividendenrenditen anbieten. Sie sind allerdings tiefer als die durchschnittlichen Dividendenrenditen in Europa. Trotz der attraktiven 3 Prozent-Dividendenrendite im Schnitt in den Emerging Markets sind die Ausschüttungsquoten sehr tief. Sie liegen bei rund 30 Prozent und bergen Potenzial für ein Dividendenwachstum. Emerging Markets bieten auch weiterhin ein substanziell höheres Wachstum auf BIP-Basis als auch aus Absatzperspektive. Während den letzten drei Jahren hat sich zwar das Gewinnwachstum den Niveaus der entwickelten Länder mehr und mehr angepasst. So drücken höhere Lohn- und Kapitalanforderungen auf die Margen der Firmen in den Schwellenländern. Wir erwarten aber, dass die Kapitalintensität in den Ländern künftig abnimmt, da die Binnennachfrage der Wachstumstreiber des nächsten Jahrzehnts sein wird. Die attraktiven Dividendenrenditen in den Emerging Markets in Kombinationen mit der Unterbewertung im Vergleich zu den Industriestaaten unterstützen unsere positive Einschätzung dieser Region.

Was sollten Investoren bei der Investition in Dividendenaktien beachten?
Dividendentitel bieten ein eher tieferes Risikoprofil im Vergleich zum Gesamtmarkt. Sie bieten Schutz gegen Abwärtsrisiken in turbulenten Zeiten, jedoch hinken sie in der Regel in Boomphasen hinterher. Über den Gesamtzyklus gesehen weisen Dividendenstrategien bessere Rendite-Risiko-Eigenschaften auf, da die Dividendenrenditen und das -wachstum zwei Drittel der totalen Kapitalrenditen ausmachen. Bei der Titelselektion sollten Anleger immer die Qualität der Bilanz eingehend analysieren und insbesondere beurteilen, ob die Ausschüttungen über den Cashflow nach Kapitalkosten gedeckt sind (FCF).

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