Sven Müller, Gründungspartner und COO von Assetmax.
Die Vermögensverwaltung muss ihre Prozesse umkrempeln und sich der heutigen, digitalen Zeit anpassen. Sven Müller, Gründungspartner und COO von Assetmax, bespricht mit Fondstrends den Weg, den die Branche vor sich hat.
23.11.2018, 14:00 Uhr
Redaktion: sif
Herr Müller, was versteht man unter Digitalisierung?
Sven Müller: Digitalisierung ist nicht per se neu, auch wenn heute jedermann davon spricht. Die meisten Marktteilnehmer sind bereits gut unterwegs. Wurde bis anhin aber Digitalisierung hauptsächlich als Speichern von Informationen in Datenbanken verstanden, sind heute zusätzliche Aspekte damit verbunden. Dazu zählen Kosteneffizienz, die Anreicherung der Prozesse mit intelligenten Elementen und letztlich auch die neu entstehende Affinität der Kunden zur Digitalisierung. Stichworte hierzu sind zunehmende Anzahl an Web-Links von Banken, elektronische Unterschriften, Smartphone Apps und künstliche Intelligenz.
Weshalb sollten Vermögensverwalter ihre Prozesse digitalisieren?
Die Vorteile liegen auf der Hand. Das ultimative Ziel ist es, qualitative einwandfreie Informationen für den Endkunden zeitgerecht zur Verfügung zu stellen. Denn der Kunde erwartet auf Knopfdruck aktuelle, gesicherte Informationen und das ist nur mit hohem Digitalisierungs-Level machbar. Ein sekundäres, aber nicht minder wichtiges Ziel ist die Effizienz-Steigerung bei den operativen Abläufen.
Gibt es dabei nicht auch einen Haken?
Es gibt keinen zukunftsgerichteten Weg, der nur Vorteile bietet. Wie überall gilt es auch bei der Digitalisierung, Herausforderungen zu identifizieren, Probleme zu lösen oder gegebenenfalls andere Ansätze zu suchen. Die grösste Herausforderung im Bereich der Digitalisierung für Vermögensverwalter liegt in der Heterogenität. Sowohl was die Datenstandards, -formate als auch was die enorme Anzahl der Produkte betrifft. Das zeigt sich deutlich am Beispiel der Bankenschnittstellen in der Schweiz. Es gibt zwar Bestrebungen zur Einführung von Standards z.B. «open banking hub» der Swisscom. Über den Erfolg entscheiden letztlich die Anzahl der sich anschliessenden Marktplayer und die Kosten der Implementierung.
Wo stehen wir in diesem Prozess?
Digitalisierungsprozesse sind kostspielig. Wir befinden uns noch am Anfang des Prozesses und die Heterogenität erschwert eine Standardisierung und eine vollumfängliche "front-to-back"-Digitalisierung. Was sich am Markt nicht durchsetzen wird, sind individuell gestrickte Lösungen bzw.Plattformen oder Systeme, die sich abschotten, keine Anbindungen zulassen und nicht modular und kostengünstig ausbaubar sind, um künftige Anforderungen z.B. auch regulatorischer Art effizient und reibungslos einzubinden.
Führt heute überhaupt noch einen Weg an der Digitalisierung vorbei?
Eine Alternative zur Digitalisierung ist kaum mehr vorstellbar und es kann guten Gewissens behauptet werden, dass die Digitalisierung einen starken Einfluss auf den Erfolg eines Vermögensverwalters haben und die ganze Branche beeinflussen wird.
Inwiefern?
Heutzutage sehen sich Vermögensverwalter mit einer enormen Datenfülle konfrontiert, die verarbeitet und dem Kunden geliefert werden muss (z.B. in Form von Transaktionsvorschlägen). Das kann nur mit Hilfe von Digitalisierung, Datenbanken und Algorithmen effizient ausgeführt und durch neue Kommunikationskanäle wie Web-Portale und Apps vermittelt werden. Geschäftsmodelle sind dann erfolgreich, wenn Skaleneffekte eingesetzt werden können, denn das Volumen entscheidet über Profitabilität und Erfolg.
Werden Kundenberater dann obsolet?
Nein, der erfolgversprechende Weg führt letztlich über einen hybriden Ansatz: Rein digitale Lösungen oder Abläufe werden kombiniert mit persönlicher Beratung. Die reine Anbietermentalität hat ausgedient. Erfolg wird haben, wer sich auf die Bedürfnisse der Investoren fokussiert und diese kosteneffizient in hoher Qualität zeitgerecht zu befriedigen weiss. Die Rolle des Kundenberaters wandelt sich. Er wird sich dank der Digitalisierung wieder vermehrt auf den Kern seiner Tätigkeit fokussieren können: die Beratung und Betreuung des Kunden.
Damit sind wir bei der altbekannten Frage, ob Maschinen den Menschen ersetzen können.
Die Vorstellung einer rein technologischen Vermögensberatung und eines rein technologischen-digitalen Prozesses, bei denen der Mensch keine Rolle mehr spielen wird, gehört ins Reich der Illusion verbannt. Es gilt nicht "entweder oder", sondern "sowohl - als auch".
Ein neues Geschäftsmodell, das reduziert, während es produziert
15.06.2022, 15:08 Uhr
Die Verringerung der Umweltverschmutzung, die Stimulierung von Innovationen und die Senkung der Investitionskosten sind nur einige der Vorteile für Unternehmen, die auf Kreislauflösungen umstellen, erklärt Natalie...
Investment Grade oder High Yield – wo die besten Chancen liegen
14.06.2022, 05:00 Uhr
"Wir sind mittlerweile davon überzeugt, dass man bei Unternehmensanleihen nicht unbedingt höhere Risiken eingehen muss, um passable Renditen zu erzielen", sagt Emmanuel Petit, Leiter Fixed Income von Rothschild & Co...
"Die unterbrochenen Lieferketten sind ein Augenöffner"
19.05.2022, 15:10 Uhr
Olivier de Berranger, CIO bei La Financière de l'Échiquier, spricht im Interview über die Politik der Zentralbanken im Spannungsfeld von Inflation und Rezession, über die Bruchstellen in der Globalisierung und...
"Unser Ziel ist es, ein holistisches Unternehmensbild zu generieren"
04.05.2022, 14:20 Uhr
Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst, investiert mit dem MainFirst – Euro Value Stars in substanzstarke Unternehmen in der Eurozone, die deutlich unterbewertet sind, sogenannte Hidden Champions. "Wir...
Herabgestufte Anleihen können entweder "Fallen Angels" oder "fallende Messer" sein. Wer den Fokus auf die Engel legt und die Messer vermeidet, hat gute Chancen auf eine überdurchschnittliche Rendite, sagt Yannik...
Zehn Jahre nach Auflegung des ersten ESG Stars-Fonds diskutiert Christophe Girondel, Global Head of Institutional and Wholesale Distribution bei Nordea Asset Management, die Rolle von ESG-Lösungen – nicht zuletzt...
"Am kurzen Ende der Zinskurve wird sich wenig bewegen"
07.02.2022, 15:10 Uhr
Antonio Serpico, Senior Portfolio Manager des europäischen Fixed-Income-Teams von Neuberger Berman, spricht über die Zinsentwicklung an den Märkten und erklärt, warum sein Short Term Bond Fund im...
"Die finanzielle Repression wird noch lange anhalten"
23.12.2021, 13:13 Uhr
Adrian Schneider, Leiter Investment Center der Graubündner Kantonalbank, rechnet 2022 trotz Pandemie mit einem positiven Marktumfeld und geht davon aus, dass sich die Inflation mit Hilfe der Politik der Notenbanken...
"Equity Market Neutral-Strategien sind eine Allwetter-Anlage"
07.12.2021, 14:46 Uhr
Emmanuel Terraz, Lead Manager bei Candriam, erläutert im Interview die Vorteile marktneutraler Strategien im aktuellen Umfeld und zeigt auf, wie der Absolute Return Equity Market Neutral-Fonds Alpha generiert.
"Es gibt viel zu tun, um die Klimaerwärmung unter 2 Grad zu halten"
24.11.2021, 06:00 Uhr
Mit Blick auf das Jahr 2022 hat Ninety One ein Datum ins Auge gefasst, das viel weiter in der Zukunft liegt: 2050. Um das Netto-Null-Ziel bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, müssen die Investoren ihr Kapital auf...